Verzeichnis:Deutsch/Wortbildungen/Übersicht
Diese Seite ist ein Überblick über die synchrone Wortbildung im Deutschen auf der Grundlage des Standardwerks „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ von Wolfgang Fleischer und Irmhild Barz[1].
Sie kann in Zweifelsfällen bei der Angabe der strukturellen Wortherkunft als Orientierungshilfe dienen.
- Die verschiedenen Wortbildungstypen (Ableitung, Komposition, Konversion, Rückbildung, Movierung) sowie die beteiligten Wortbildungselemente (insbesondere Präfixe, Suffixe, Zirkumfixe, Konfixe) sind sortiert nach Wortarten aufgelistet. Typische Beispiele ergänzen die Darstellung.
- Die Etymologie und Semantik der einzelnen Wortbildungselemente ist Bestandteil der konkreten Einträge (zum Beispiel -ler, Haupt-) und wird hier nicht behandelt.
- Eine Zusammenstellung aller Ergebnisse der Wortbildungsprozesse findet sich im jeweiligen Eintrag im Abschnitt „Wortbildungen“ (-arium) oder – falls zu umfangreich – auf einer ausgelagerten Seite (Verzeichnis:Deutsch/Wortbildungen/zer-).
Hinweis: Im Bereich Wortbildung gibt es zahlreiche Problemfälle, Grenzfälle, Ausnahmen, Doppelmotivationen und nicht zuletzt unterschiedliche Auffassungen und unterschiedlichen Sprachgebrauch verschiedener Sprachwissenschaftler. Abweichende Ansichten und Begriffe sollen in dieses Grundgerüst nach und nach eingearbeitet werden.
Verb
BearbeitenPräfixderivation
Bearbeiten- Präfixe bilden untrennbare Verben und sind unbetont.
Indigene Präfixe
Bearbeiten- Präfixe, die ausschließlich für Präfixderivation verwendet werden:
- be-, ent-, er-, miss-, ver-, zer-
- Verb als Basis: bedienen, beschreiben, bestrafen
- Substantiv als Basis: beglückwünschen, bemuttern, benoten; gelegentlich Doppelmotivation: beneiden (desubstantivisch oder deverbal)
- Adjektiv als Basis: bekräftigen, bereichern, besänftigen
- Verb als Basis: entbrennen, entehren, entlaufen
- Substantiv als Basis: entgiften, entkorken, entsteinen
- Adjektiv als Basis: entblößen, entmündigen; doppelt motiviert: entleeren (deadjektivisch oder deverbal)
- Verb als Basis: erarbeiten, erleiden, erschallen, erschießen, erziehen
- Adjektiv als Basis: erblinden, ermuntern
- Verb als Basis: missbrauchen, missgönnen
- Substitution des Präfixes ge- durch miss-: missbrauchen (zu gebrauchen), missfallen (zu gefallen), misslingen (zu gelingen), missraten (zu geraten)
- Verb als Basis: verfolgen, verheizen, verhören, verjuxen, vermischen, vertreiben, vertrocknen, verwarnen
- Substantiv als Basis: vergolden, vergreisen, verkitschen; weniger motiviert: verausgaben, verauslagen
- Adjektiv als Basis: veranschaulichen, verblassen
- Verb als Basis: zerdrücken, zerhacken, zerknüllen, zerrinnen
- Substantiv als Basis: zerbomben, zerbröseln
- Adjektiv als Basis: zerkleinern, zermürben
- Präfixe mit homonymen Präpositionen, die auch der Partikelverbbildung dienen:
- durch-, hinter-, über-, um-, unter-, wider-
- Verb als Basis: durchbrechen, durchdenken, durchfliegen
- Substantiv als Basis (selten): durchlöchern; demotiviert: durchforsten
- Adjektiv als Basis (selten): durchfeuchten
- Insgesamt selten, nicht mehr produktiv und nur schwach motiviert.
- Verb als Basis: hinterfragen, hinterlassen, hintertreiben
- Verb als Basis: überbelichten, überdehnen
- Substantiv als Basis: überdachen, übervorteilen
- Adjektiv als Basis (selten): überhöhen, übermüden
- oft demotiviert: überflügeln, übermannen, übertrumpfen
- Verb als Basis: unterbieten, unterschreiben; mit Erstbetonung: unterbewerten
- Substantiv als Basis (selten): unterkellern, untertunneln
- Insgesamt selten.
- Verb als Basis: widerlegen, widerrufen, widersetzen
[[Ableitung]] ([[Derivation]]) des [[Verb]]s/[[Substantiv]]s/[[Adjektiv]]s ''[[xxx]]'' mit dem [[Derivatem]] ([[Präfix]]) ''[[xxx-]]''
Exogene Präfixe
Bearbeiten- de- / des-, dis-, ex-, in- / il- / im- / ir-, kon- / ko- / kom- / kor-, per-, prä-, re-, sub-, trans-
- Meist dienen Verben auf -ieren als Basis.
- de- / des-: dechiffrieren, demontieren, desinfizieren
- dis-: disharmonieren
- ex-: exkommunizieren
- in- / il- / im- / ir-: infiltrieren; mit unselbständiger Basis: illuminieren, implantieren, irritieren
- kon- / ko- / kom- / kor-: konzentrieren, kooperieren, korreferieren
- per-: perzipieren
- prä-: prädisponieren
- re-: regenerieren, rekonstruieren
- sub-: subordinieren
- trans-: transformieren
Suffixderivation
Bearbeiten- -eln / -ln, -ern / -rn, -ieren / -isieren / -ifizieren, -igen
- Verb als Basis: brummeln, deuteln, tänzeln; viele Verben sind heute nicht mehr segmentierbar: babbeln, hätscheln, zappeln
- Substantiv als Basis: häufeln, kriseln, schwäbeln; demotiviert: hänseln, scherbeln, wursteln
- Adjektiv als Basis: frömmeln, kränkeln; nicht hierher gehört ähneln (Kürzung aus ähnlichen)
- Verb als Basis: blinkern; eher demotiviert: folgern, schlingern; viele Verben sind heute nicht mehr segmentierbar: blubbern, poltern, wimmern
- Substantiv als Basis (selten): dreckern, kleckern; sonst Konversionen von Verben mit Verbstämmen auf „-er“: hungern, trauern oder vom Plural substantivischer Basen: blättern, gliedern
- -ieren / -isieren / -ifizieren
- Substantiv als Basis: gastieren, klassifizieren, kritisieren
- Adjektiv als Basis: blondieren, ironisieren, mattieren
Zirkumfixderivation
Bearbeiten- Zirkumfixe bilden untrennbare Verben und sind unbetont.
- be-…-igen, ver-…-igen, ver-…-ieren / ver-…isieren
Partikelverbbildung
Bearbeiten- Präpositionen, Adverbien, Adjektive und Substantive bilden mit Verben, Substantiven oder Adjektiven trennbare Verben, die auf dem Erstglied betont sind.
- Präposition als Erstglied:
- ab: abflauen, absahnen, abschneiden; demotiviert: abfackeln, abkanzeln
- an: anfeuchten, anleinen, anschreien
- auf: aufdrücken, aufheitern, auftischen
- aus: ausdünnen, auslaufen, ausufern; nicht mehr klar motiviert: ausbreiten
- bei: beigeben; demotiviert: beisetzen, jemandem etwas beibringen, beipflichten
- ein: eindicken, einkapseln, einparken; einmotten, einverleiben, einwecken
- gegen: gegenlenken; Rückbildung zum Beispiel bei gegengründen (aus Gegengründung), gegenleisten (aus Gegenleistung) (meist noch kein vollständiges Flexionsparadigma)
- nach: nachäffen, nachrücken
- vor: vorsingen
- zu: zuhören, zumuten
- zwischen: zwischenspeichern; Rückbildung zum Beispiel bei zwischenfinanzieren (aus Zwischenfinanzierung) (meist noch kein vollständiges Flexionsparadigma)
- auch als homonyme Präfixe:
- durch: durchkriechen
- hinter: hinterschlingen
- über: übersetzen; demotiviert: überschnappen
- um: umfahren
- unter: untergraben
- wider: widerhallen
- Adverb als Erstglied
- direktional: aufwärts (aufwärtsfahren), beiseite (beiseitenehmen), da (dalassen), dabei (dabeihaben), dahin (dahinsiechen), davon (davonfliegen), dazwischen (dazwischenreden), drauflos (draufloslaufen), empor (emporsteifen), entgegen (entgegentreten), fort (fortrennen), gegenüber (gegenübersitzen), heim (heimfahren), her (hergeben), heran (heraneilen), herauf (heraufkommen), heraus (herausblicken), herbei (herbeirufen), herum (herumspazieren), herunter (herunterfallen), hervor (hervorlugen), hier (hierbleiben), hin (hinschauen), hinauf (hinaufgehen), hinaus (hinausklettern), hinein (hineinpressen), hintan (hintanstellen), hintenüber (hintenüberfallen), hinterdrein (hinterdreinstürmen), hinterher (hinterherpfeifen), hinüber (hinüberschwimmen), hinunter (hinunterstürzen), hinweg (hinwegfegen), los (loslaufen), raus (rauswollen), rück- (rückfordern) (Variante zu „zurück“, nur gebunden), rum (rummachen), runter (runterschauen), umher (umherspähen), vorbei (vorbeifahren), vorüber (vorübergehen), vorwärts (vorwärtsschieben), weg (wegkratzen), wieder (wiederbeleben), wohl (wohlfühlen), zurück (zurückfordern), zuwider (zuwiderhandeln)
- nichtdirektional: mit (mitschleppen), zurecht- (nur gebunden) (zurechtschneiden), zusammen (zusammenhalten)
- Adjektiv als Erstglied
- fest (festschrauben), frei (freilassen), hoch (hochschauen), voll (volllaufen); veraltete Adjektive: fehl (fehlgehen), feil (feilbieten), kehrt (kehrtmachen), kund (kundtun), wett (wettmachen); untrennbare Verben sind Rückbildungen oder Konversionen: wetteifern
- Substantiv als Erstglied
- Eis (eislaufen), Gewähr (gewährleisten), Halt (haltmachen), Kopf (kopfstehen), Seil (seiltanzen), Seil, (seilhüpfen), Stand (standhalten), Teil (teilhaben, teilnehmen)
Konversion
Bearbeiten- Substantiv als Basis: dampfen, hechten, kleiden, kuren, ölen, schroten, urlauben; Sonderfälle: schulen, klingeln, kuhhandeln, trauern (Verbendung -n); regnen (Tilgung schwachtoniges -e-); rahmen (Uminterpretation -en); doktern, sponsern (o → e); dämpfen (Umlaut)
- Adjektiv als Basis: glätten, grünen, kranken, nässen, schrillen, schwärzen, stärken, trüben, wachen
- Interjektion als Basis: iahen, miauen, muhen, piepsen, ticken, tuten
Rückbildung
Bearbeiten- Hierbei entstehen untrennbare und trennbare Verben. Die meisten Rückbildungen haben noch kein vollständiges Flexionsparadigma ausgebildet.
- runderneuern, schleichwerben, videoüberwachen, wertschätzen, zwangsräumen, kurpfuschen; kopfrechnen, ehebrechen; fernlenken, schutzimpfen
Komposition
Bearbeiten- Beispiele: brennhärten, fließpressen, presspolieren, sprechsingen, spülbohren
- Seltenes Wortbildungsmuster bei Verben; meist sowohl determinativ als auch kopulativ interpretierbar.
Kurzwortbildung
BearbeitenSubstantiv
BearbeitenKomposition
BearbeitenSubstantiv als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Liebeslied, Regierungserklärung, Stadtbahn; mit Linksverzweigung: Großstadtkind, Vorstadtkino; mit Rechtsverzweigung: Stadtautobahn; mit beidseitiger Verzweigung: Autobahntankstelle
- Metaphern: als Ganzes metaphorisiert: Augenblick, Geldsack; Zweitglied ist der Bildspender: Kostenlawine, Reisewelle; Erstglied ist Bildspender: Etuikleid, Salamitaktik; Personenbezeichnungen mit metaphorischen Tier- oder Sachbezeichnungen als Zweitglied: Bücherwurm, Pechvogel, Schmutzfink, Ulknudel
- Augmentation: Bilderbuchfamilie, Bombenerfolg, Bullenhitze, Dreckskerl, Glanzleistung, Hammergruppe, Heidenangst, Höllentempo, Hundekälte, Klassefrau, Lieblingsessen, Luxusauto, Meisterdetektiv, Miststück, Pfundskerl, Prachtexemplar, Qualitätsmöbel, Riesenfreude, Saukälte, Scheißarbeit, Spitzenleistung, Staranwalt, Totenstille, Traumberuf, Zwergtomate
- Hinweis zur Aussprache/Betonung solcher Komposita: Bombenwirkung im Sinne von „große, starke Wirkung“: [ˈbɔmbn̩ˈvɪʁkʊŋ], aber Bombenwirkung im Sinne von „Wirkung einer Bombe“: [ˈbɔmbn̩ˌvɪʁkʊŋ]
- Anmerkung: Früher wurden Riesen-, Heiden- und Spitzen- (ebenso wie jetzt immer noch ur-, erz-, hyper- …) als Präfixe angesehen und die Bildungen der Präfixderivation und nicht der Komposition zugerechnet.
- Verdeutlichendes Kompositum: Fremdwort + heimisches Wort: Einzelindividuum, Containerbehälter; ähnlich, aber nur historisch zu entschlüsseln: Farnkraut, Kieselstein; demotiviert: Lindwurm; explikative Zusammensetzungen: Auswertungsverfahren, Beweismittel, Giftstoff, Prospektmaterial, Vorschuleinrichtung; früher als kopulativ eingeordnet, jetzt determinativ: Hirschkuh, Rehkalb, Schafbock; tautologisch (selten, wird vermieden): Trödelkram
Adjektiv als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Blaulicht, Frischfleisch, Frühbarock, Rundbau; Großalarm, Hochbetrieb, Superheld, Volldampf; Halbmetall
Verbstamm als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Bestellnummer, Boxkampf, Kochanweisung, Schluckimpfstoff; Komposita mit „Fehl-“ gehören auch hierher (also zu fehlen „nicht treffen, verfehlen; Unrechtes tun“), nicht zum Adjektiv fehl: Fehldiagnose
Pronomen als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Ichform, Selbststudium, Wemfall, Wirgefühl
Numerale als Erstglied
Bearbeiten- Grundzahlen: Einbaum, Zweikampf, Siebengestirn
- Ordnungszahlen: Erstausgabe, Zweitfrisur
- Kardinalzahl Null: Nullpunkt, Nulllösung
- Wiederholungszahlwörter: Dreifach-Sieg, Mehrfachimpfung
Präposition als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Abgrund, Abdampf, Abschaum; Anhöhe, Ankathete; Aufgeld, Aufgalopp; Ausgeburt, Ausland, Ausweg; Beiblatt , Beigeschmack, Beikoch; Binnenhandel; Gegenlicht, Gegenpol, Gegenreformation, Gegenwert; Miteigentümer, Mithilfe; Nachsilbe, Nachsommer; Nebenakzent, Nebenbeschäftigung, Nebenzimmer; Übergardine, Übergewicht; Umfeld, Umluft, Umweg, Umwelt; Untergewicht, Untertasse, Unterton; Vorgarten, Vorgespräch, Vormittag, Vorschiff; Widerhaken; Zubrot; Zwischendeck, Zwischenergebnis, Zwischenfarbe
Adverb als Erstglied
Bearbeiten- Beispiele: Außenbeleuchtung, Beinahe-Katastrophe, Heimweg, Jetztzeit, Nichtraucher, Quasisynonym, Soforthilfe; für „zurück“ bei Substantiven meist „Rück-“: Rückfahrkarte
Konfixkompositum
Bearbeiten- Konfix als Erstglied, Stamm als Zweitglied
- Beispiele: Neofaschismus (Neo- + Faschismus), Schwiegermutter, Semifinale, Stiefsohn
- Stamm als Erstglied, Konfix als Zweitglied
- Konfix als Erst- und Zweitglied
- Beispiele: Astronaut (Astr- + -o- + -naut)
- Bildungen mit „Top-“ und „Mini-“ gelten heute als Kompositum aus Adjektiv und Substantiv, da „top“ und „mini“ nun auch im Deutschen als freie Adjektive vorkommen.
- Ebenso sind Bildungen mit „Extra-“ und „Quasi-“ als Kompositum aus Adjektiv und Substantiv anzusehen.
Phrasales Erstglied
Bearbeiten- substantivisches Syntagma: Berg-und-Tal-Bahn, Feld-Wald-und-Wiesen-Dichter, Freilichtbühne, Heißwasserspeicher, Magen-Darm-Entzündung, Vorweihnachtszeit, Zweiklassengesellschaft
- verbales Syntagma: Frühwarnradaranlage
- sonstiges Syntagmen: Oben-ohne-Bedienung, Vier-drei-drei-System
- ganze Sätze: Stehaufmännchen, Trimm-dich-Pfad
Possessivkompositum
Bearbeiten- Beispiele: Achtzylinder, Dickkopf, Grünschnabel, Langbein
Suffixderivation
BearbeitenIndigene Suffixe
Bearbeiten- -e: Anmache, Bote, Bleibe, Güte, Schalte, Schneeschmelze, Stärke, Vogelscheuche; Biologe, Mongole; eher als flexionsmorphologisches Element anzusehen bei substantivischen Paaren mit und ohne „-e“: Eck/Ecke, Idyll/Idylle, Rohr/Röhre;
- -ei / -erei / -elei: Brüllerei, Eifersüchtelei, Eselei, Lumperei, Molkerei, Pfarrei, Schaumschlägerei, Schreiberei, Stickerei, Witzelei, Ziegelei
- -el (gleichlautendes Diminutivsuffix siehe unten): Ärmel, Deckel, Hebel
- -er: Drücker, Fünfer, Gewinner, Herumtreiber, Impulsgeber, Langschläfer, Lehrer, Musiker, Orgelbauer, Österreicher, Schluchzer, Schüler, Wichtigtuer; bei Wortbildungen auf „-macher“ kann gelegentlich auch ein Kompositum mit „Macher“ angenommen werden
- -ler: Abweichler, Freiberufler, Korbblütler, Sportler
- -ner: Bühnenbildner, Pförtner, Rentner
- -heit / -keit / -igkeit: Faulheit, Heiserkeit, Genauigkeit
- -i: Brummi, Mutti, Schatzi, Wessi
- -icht: Dickicht, Kehricht, Röhricht
- -ling: Eindringling, Feigling, Findling, Grünling, Lehrling, Neuling, Steckling, Vierling, Winzling
- -nis: Bedürfnis, Bitternis, Erlaubnis, Kümmernis, Wagnis
- -s: Knacks, Knicks
- -sal: Labsal, Mühsal, Rinnsal, Schicksal, Trübsal, Wirrsal
- -schaft: Ärzteschaft, Erbschaft, Freundschaft, Gefangenschaft, Ortschaft, Schwangerschaft, Urheberschaft; demotiviert: Botschaft, Gemeinschaft, Gesellschaft, Herrschaft, Wirtschaft; mehr oder weniger demotiviert: Leidenschaft, Liegenschaft, Machenschaft, Rechenschaft, Wissenschaft
- -sel: Anhängsel, Mitbringsel, Überbleibsel
- -tel / -stel (bildet Bruchzahlen aus Kardinalzahlen, ab 20 mit der Variante „-stel“): Viertel, Zwanzigstel, Hundertstel
- -tum: Banditentum, Griechentum, Königtum, Reichtum, Wachstum; demotiviert: Altertum, Besitztum, Brauchtum, Schrifttum
- -ung: (nicht wenige Bildungen sind demotiviert): Duldung, Gabelung, Einführung, Niederung, Profilierung, Stallung, Übereinstimmung, Zugrundelegung
- -werk: Bauwerk, Buschwerk, Pelzwerk, Schnitzwerk; zu unterscheiden von Komposita mit Werk wie Chemiewerk
- -wesen: Bildungswesen, Meldewesen, Rentenwesen
- Diminutivsuffixe: -chen / -elchen / -erchen, -lein; -el, -le, -ke; Fremdsuffixe: -ine, -ette, vereinzelt -it; -elle ist synchron unanalysierbar, aber erkennbar (Novelle, Frikadelle)
- Movierung: männlich > weiblich: -in, -sche (norddeutsche Umgangssprache); Fremdsuffixe: -ess / -esse / -isse, -euse, -ine, -ice; weiblich > männlich: -rich / -erich, -er (Hexer, Puter)
Exogene Suffixe
Bearbeiten- Nur in wenigen Fällen verbinden sich exogene Suffixe mit indigener Basis.
- -ade / -iade: Marinade, Promenade; Kaspariade
- -age: Passage, Spionage
- -aille: Journaille
- -al: Choral, Personal
- -alien (Kollektiva): Archivalien, Formalien, Naturalien
- -an: Kastellan
- -and: Diplomand, Konfirmand
- -ant / -ent: Dirigent, Intrigant, Laborant; demotiviert: Konsonant, Kontinent
- -ante / -ente: Konstituente, Tangente
- -anz / -enz: Arroganz, Effizienz
- -ar: Bibliothekar, Formular, Mobiliar
- -är: Aktionär, Millionär
- -arium: Planetarium
- -ast: Gymnasiast, Enthusiast
- -at: Konsulat, Konzentrat, Proletariat, Telefonat
- -ee: Armee, Gelee, Odysee, Resümee, Tournee
- -erie: Clownerie, Koketterie
- -esse (auch als Movierungssuffix, siehe oben): Akuratesse
- -eur (eingedeutscht „-ör“): Kontrolleur, Monteur, Redakteur
- -ie: Aristokratie, Demokratie, Philosophie; Bezeichnungen mit „-log-“: hier ist von einer Konfixkombination auszugehen, von der sowohl die Personenbezeichnung mit -e, die Wissenschaftsbezeichnung mit -ie und auch das Adjektiv auf -isch gebildet werden
- -ier: Aussprache [i̯eː]: Bankier, Hotelier; Aussprache [iːɐ̯]: Kanonier; nicht dazu gehören Einwohnerbezeichnungen auf „-ier“
- -iere: Garderobiere
- -ik: Symbolik, Thematik
- -ing (kommt mit englischen Wörtern ins Deutsche): Camping; mit indigener Basis scherzhaft: Saufing oder Ähnliches
- -ion / -tion / -ation: Explosion, Delegation, Konzentration
- -ismus / -asmus: Barbarismus, Kapitalismus, Vulkanismus (für „-asmus“ ist kein Beispiel angeben)
- -ist: Publizist, Terrorist, Violinist
- -it: Bandit, Jemenit
- -ität / (-tät): Quantität, Respektabilität, Sexualität, Spezialität; mit Basisvariation: Antiquität, Integrität, Nervosität; mit „-tät“ (fast ausschließlich in Bildungen, die im Deutschen unanalysierbar sind: Fakultät, Majestät, Pietät, Pubertät
- -itis: Bronchitis; scherzhaft: Telefonitis
- -ment: Aussprache [ˈmɛnt] Fundament; Aussprache [ˈmɑ̃ː] Bombardement
- -or / -ator / -itor: Aggressor, Illustrator, Expeditor
- -ose: Diagnose, Tuberkulose, Zellulose
- -ur / -atur: Broschur, Reparatur, Tastatur
Präfixderivation
BearbeitenIndigene Präfixe
Bearbeiten- Erz-: Erzrivale, Erzschurke
- Ge-: Gebüsch, Gedärm, Gestein; demotiviert: Gefäß, Geländer, Genick, Geweih, Gewitter (können heute als Simplizia gelten); nicht identisch mit Ge-…(-e), siehe unter Zirkumfixderivation
- Haupt-: Hauptarbeit, Hauptbahnhof, Haupterbe; Hauptbuchhalter
- Miss-: Missbild, Missverhältnis; Präfixvariante „Misse-“ nur in Missetäter; für zahlreiche Wörter mit „Miss-“ ist eine andere Wortbildung anzusetzen: Missbilligung deverbal von missbilligen oder Missliebigkeit deadjektivisch von missliebig
- Un-: Undank, Untiefe; Wörter wie Unabhängigkeit, Unbescheidenheit, Unsicherheit können auch deadjektivisch aufgefasst werden
- Ur-: Urmensch, Urschrei; Urahn, Urgroßvater
Exogene Präfixe
Bearbeiten- A- / An-: Analphabet
- Anti-: Antialkoholiker, Antikörper; Wörter wie Antikriegsdemonstration oder Antikrisenmaßnahme sind Komposita mit einem Syntagma als Erstglied (anti- + Substantiv)
- Ex-: Expräsident
- Hyper-: Hyperfunktion, Hyperkultur
- In- / Il- / Ir-: Illegalität (auch deadjektivisch interpretierbar)
- Inter-: Interaktion; Interhotel
- Ko- / Kon- / Kol-, auch Co-: Kopilot/Copilot, Koexistenz
- Non-: Nonkonformismus
- Prä- (nur einzelne fachsprachliche Wörter): Prädisposition, Prähistorie, Präexistenz, Präformation
- Pro-: Prodekan, Proseminar
- Re-: Reexport, Reinfektion
- Trans-: Transsexualismus, Transjordanien; meist deverbal zu analysieren wie in Transformation
- Ultra-: Ultraschall; Ultrarechter
Unproduktive Präfixe
BearbeitenZirkumfixderivation
BearbeitenKonversion
BearbeitenMorphologische Konversion
BearbeitenSyntaktische Konversion
Bearbeiten- verbale Basis: Essen, Lächeln, Schrei, Vermögen, Verzehr; auch mit nicht mehr geläufiger Basis: Ableben, Anwesen
- adjektivische/partizipiale Basis: Personenbezeichnungen: der/die Alte, Reisende, Vermisste; Nicht-Personenbezeichnungen: das Gedruckte, Auffallende, Neue; Farbbezeichnungen: das Blau/Blaue/die Bläue; Sprachbezeichnungen: das Deutsch/Deutsche, der/die Deutsche
- phrasale Basis: Inkrafttreten, Kopfzerbrechen, Menschlichsein; Haudrauf, Stelldichein, Tunichtgut
Adjektiv
BearbeitenDeonymische Adjektivbildungen
BearbeitenOnymische Erstglieder (Komposition)
Bearbeiten- selten lexikalisiert: berlinbegeistert, goethefreundlich, US-amerikanisch
Deonymische Derivation
Bearbeiten- mit -isch / -sch: homerisch, gotisch, pyrenäisch, schwedisch; grimmsch
- mit -haft: lessinghaft
- mit -mäßig: labanmäßig
- mit -esk: dantesk
Deonymische Konversion
Bearbeiten- identisch mit Bewohnerbezeichnungen: Berliner, Rostocker, Teutoburger
Komposition
BearbeitenSubstantiv als Erstglied
Bearbeiten- bildungsfeindlich, fußkalt, kornblumenblau, lehrerinnenähnlich, systemimmanent, umweltzerstörend, unschuldvoll
Adjektiv als Erstglied
Bearbeiten- Determinativkompositum: altbewährt, dünnflüssig, frühreif, gutbürgerlich, schwerkrank; auch Bindestrich-Komposita: wissenschaftlich-technisch; mit Superlativ: kleinstmöglich, nächsterreichbar; mit Partizip II: meistbefahren, bestinformiert; Farbadjektive mit ungleich akzentuierten Bestandteilen: rotbraun
- Kopulativkompositum: dummdreist, nasskalt, süßsauer, taubstumm; deutsch-russisch; Farbadjektive mit gleich akzentuierten Bestandteilen: schwarzweiß
Verbstamm als Erstglied
BearbeitenSonstige Erstglieder
Bearbeiten- Pronomen: allverehrt, selbstsicher
- Adverbien: rechtsextrem, wohlriechend
- Präpositionen: aufrecht, abgelegen, mitschuldig, unterernährt, vorlaut
- Kurzwörter: EU-weit
- Konfixe: bioaktiv, semifaschistisch, thermoelektrisch (Konfix + Adjektiv); frankophil, monochrom, polygam (Konfix + Konfix)
- Syntagmen (selten): halbmeterdick, vierhundertmetertief
Suffixderivation
BearbeitenIndigene Suffixe
Bearbeiten- -bar: verbale Basis: bezweifelbar, brauchbar, brennbar, trinkbar; abstrahierbar, deklinierbar; Verben auf -ig- tilgen zum Teil -ig-: kündbar, entschuldbar, aber bewältigbar, beschleunigbar; substantivische Basis: dienstbar, schiffbar; offenbar, sonderbar
- -en / -ern / -n: eichen, graniten, tannen, wollen; Basisauslaut „-er“ kupfern, ledern; blechern, stählern
- -er (bildet Adjektive aus Kardinalzahlen): zwanziger (Jahre)
- -fach (bildet von Kardinalzahlen Adjektive): zweifach, hundertfach
- -haft: substantivische Basis: bildhaft, erdhaft, fieberhaft, frühlingshaft, geisterhaft, greisenhaft, prunkhaft, schwunghaft, sündhaft; verbale Basis: naschhaft, schwatzhaft, wehrhaft, zaghaft; demotiviert: lebhaft, lachhaft, wohnhaft; adjektivische Basis: boshaft, krankhaft, wahrhaft; ernsthaft kann auf das Substantiv oder auf das Adjektiv bezogen werden
- -ig: substantivische Basis: bergig, kitschig, rechteckig; substantivisches Syntagma: achtsilbig, kurzbeinig; voll- + Substantiv: vollbusig, volljährig; präpositionales Syntagma: ablandig, abseitig, ausmittig, unterschwellig; verbale Basis:
- -isch: substantivische Basis (heimisch): hündisch, kriecherisch, mörderisch, schurkisch, schwäbisch, tierisch; demotiviert: läppisch, schnippisch, störrisch, hämisch; substantivische Basis (Fremdwörter): dämonisch, tyrannisch; Derivate auf „-istisch“ können sich auch auf ein Abstraktum auf „-ismus“ beziehen wie anarchistisch oder auf „-ie“ wie monarchistisch; verbale Basis: neckisch, misstrauisch; regnerisch, trügerisch; adjektivische Basis: autarkisch, linkisch; Derivate auf „-istisch“ beziehen sich auf ein Abstraktum auf „-ismus“ wie feudalistisch
- -lich: substantivische Basis: hochsommerlich, täglich, weiblich; Syntagmen als Basis: gutnachbarlich, allabendlich, außerehelich; verbale Basis: beachtlich, befremdlich, verwerflich, lächerlich, leserlich; substantivische oder verbale Basis: leidlich, löblich, sträflich; Konfix als Basis: despektierlich, kontinuierlich, reputierlich; demotiviert: possierlich, scheußlich; verbale Basis (in der Regel mit Gleitkonsonant „-t-“): flehentlich, hoffentlich, wissentlich, beziehentlich, versehentlich, geflissentlich, gelegentlich; adjektivische Basis: bitterlich, reichlich, säuberlich, wonniglich; adverbale Basis: sämtlich, sonderlich, widerlich
- -los: fast ausschließlich substantivische Basis: astlos, hoffnungslos, vaterlandslos; Basisaulaut „-e“ wird entweder getilgt lieblos, bleibt bestehen würdelos oder wird auf „-en“ erweitert herrenlos; nichtsubstantivische Basis: bewusstlos, reglos, selbstlos; einige Derivate können auch auf Verben bezogen werden: leblos, neidlos, schlaflos, straflos; demotiviert: harmlos, heillos
- -mäßig: substantivische Basis: turnusmäßig, verfassungsmäßig; Basisauslaut „-e“ wird in der Regel zu „-en“ erweitert: aktenmäßig, mengenmäßig; selten nichtsubstantivische Basis: denkmäßig, liefermäßig; doppelmotiviert (derverbal oder desubstantivisch): lehrmäßig
- -sam: verbale Basis: biegsam, folgsam, geruhsam, regsam, strebsam; adjektivische/adverbiale Basis: gemeinsam, sattsam, genügsam; mit Numerale als Basis: einsam; synchron betrachtet gehören hierher auch: langsam, seltsam
- zu z. B. -artig, -förmig oder auch -äugig, -stöckig: wenn nicht von einem Substantiv ableitbar (Treppenform → treppenförmig), werden die Bildungen als dephrasale Derivationen angesehen Syntagma + -ig: explosionsartig (in der Art einer Explosion), birnenförmig (in der Form einer Birne), braunäugig (mit braunen Augen), fünftürig (mit fünf Türen), langhaarig (mit langen Haaren)
Exogene Suffixe
Bearbeiten- Mit wenigen Ausnahmen verbinden sich exogene Suffixe nur mit exogenen Basen.
- -abel / -ibel (Basis meist ein Konfix): akzeptabel, diskutabel, disponibel; substantivische Basis: komfortabel
- -al (Basis meist ein Substantiv oder Konfix): formal, orchestral, zentral
- -ant / -ent (Basis meist ein Konfix): brillant, tolerant, mokant; substantivische Basis: interessant, charmant
- -ar / -är (Basis meist ein Substantiv): atomar, illusionär, molekular
- -ell (Basis meist ein Substantiv, Tilgung von „-e“ bei Basis auf „-ie“): bakteriell, industriell
- -esk (Basis meist ein Substantiv, vorwiegend Eigennamen): dantesk, kafkaesk; clownesk
- -iv / -ativ (Basis meist ein Konfix): attraktiv, spekulativ
- -oid (Basis meist ein Substantiv): faschistoid, grippoid
- -os / -ös (Basis meist ein Substantiv): humos, religiös, schikanös, tendenziös
Präfixderivation
BearbeitenIndigene Präfixe
Bearbeiten- erz-: erzkonservativ
- miss- (selten): missliebig; missgelaunt, missvergnügt - bei Formen mit Partizip als Zweitglied zum Teil Rückbildung aus (präfigiertem) Substantiv: missgestimmt
- un-: unfrei, unklug, unschwer; unverständig, unvorsichtig, unzweckmäßig; wenn das Basiswort nicht existiert (unauslöschlich, unaufhaltsam, unverkennbar) ist von einer Zirkumfigierung auszugehen; ist die Basis ein Kompositum, wird „-un-“ in die Kompositionsfuge gesetzt: entscheidungsunfreudig, lebensunwert; demotiviert: ungehobelt, unerhört
- ur-: urgemütlich
Exogene Präfixe
Bearbeiten- a- (an-, ar-): agrammatisch, anorganisch, arrhythmisch, asozial
- anti-: antiautoritär, antidemokratisch, antideutsch
- de- (selten): devital, dezentral
- dis- (di-, dif-) (selten): disharmonisch, diskontinuierlich, disproportional
- ex-: exhaustiv, exterritorial; exotherm; exdeutsch, exjugoslawisch, exkommunistisch
- in- (il-, im-, ir-): inaktiv, instabil, intolerant, illegal, immateriell, irrational, irregulär
- ko- (kon-, kor-): kongenial, konform, korrelativ
- non- (im Deutschen erst seit dem 20. Jh.): non-direktiv, nonkonsistent, nonverbal; entlehnt sind nonchalant, nonkonform
- para-: paralingual, paramilitärisch, paranormal
- post-: postgradual, postnatal, postkommunistisch, postoperativ, posttraumatisch
- prä-: pränatal, präglazial, präoperativ
- pro-: prodemokratisch, proenglisch
- zu inter- und trans- siehe Zirkumfixderivation
- zu hyper- und ultra- siehe …; zu super siehe …;
Unproduktive Präfixe
BearbeitenZirkumfixderivation
Bearbeiten- ge-…-ig: gefräßig, gehässig, geläufig, gelehrig (aber: gelenkig, gesprächig, geräumig sind -ig-Derivate vom Substantiv)
- inter-…-al, inter-…-isch, inter-…-ell, inter-…-ar; inter-…-lich: interkontinental, interozeanisch, interparlamentarisch, interkonfessionell, interplanetar; interfachlich; das heißt: Wortbildung ist auf die substantivische Basis zu beziehen, nicht „inter-“ + „kontinental“
- trans-…-isch: transatlantisch, transkontinental, transsibirisch
- ge-…-t, be-…-t (partizipiale Struktur, ohne Zuordnungsmöglichkeit zu einem Verb): geblumt / geblümt, gehörnt, genarbt, gerippt, gestiefelt; bebrillt, behelmt, beherzt, bejahrt, benachbart, bestrumpft; vereinzelt auch andere Modelle: entmenscht, entgeistert, vertiert, verfrüht, ausgefuchst, eingefleischt, übernächtigt (bei anderen Autoren auch „Scheinpartizipialadjektive“ genannt)
Konversion
BearbeitenMorphologische Konversion
Bearbeiten- angst, ernst, feind, freund, schuld, not, schmuck; Farbbezeichnungen: bordeaux, cognac, sand, vanille
Syntaktische Konversion
Bearbeiten- Infinitivstammkonversion: rege, starr, wach, wirr (andere Auffassung: Rückbildung)
- Departizipiale Konversion: eingebildet, gelernt, gelegen, verschwiegen
Adverb
BearbeitenKomposition
Bearbeiten- Eine Komposition (eher kopulativ als determiniert) liegt vor, wenn als Zweitglied ein Adverb oder eine Präposition auftritt (teilweise nicht unproblematisch): daran, darauf, daraufhin
mit her und hin
Bearbeiten- Erstgliedposition: herauf, herüber, herunter; hinauf, hinüber, hinunter; :auch komplexer: dorthinab, dahinauf, dahinüber, hierherauf
- Zweitgliedposition:
- Proadverbien als Erstglied: dorther, dorthin
- andere Adverbien als Erstglied: überallher, überallhin; irgendwoher, irgendwohin; nirgendher, nirgendhin; linkshin, rechtshin; demotiviert: immerhin
- Präpositionen als Erstglied (vielfach demotiviert): bisher, hinterher, mithin, nachher, nebenhin, nebenher, ohnehin, umher, umhin, vorher, vorhin, zwischenher, zwischenhin
- Adjektiv als Erstglied: fernerhin, fernhin, künftighin, längerhin, späterhin, weiterhin, weither, weithin; demotiviert: gemeinhin, geradeheraus, schlechthin
mit Präpositionen
Bearbeiten- Adverb + Präposition: daneben, darauf, darob, darwider, hierauf, hierüber, wobei, woran; heimzu, hintan, hintenan, obenan, vornan, vornean
- Präposition + Präposition (fast immer demotiviert): durchaus, inzwischen, mitunter, nebenan, überaus, voran, vorbei
- Adjektiv + Präposition: frischauf, hellauf, kurzum, querdurch, rundum, schrägüber, vollauf, weitaus
- Substantiv + Präposition: bergab, bergan, flussab, flussauf, landab, landauf, straßab, straßauf, tagsüber, reihum, kopfüber
sonstige Komposita
Bearbeiten- mit steigerndem Erstglied aller-: allerfrühestens, allerspätestens, allerwenigstens
- mit so: sodann, soeben, sofort, sogar, sowohl (alle demotiviert); ebenso, geradeso, sowieso
- mit semantisch dominierendem Erstglied: immerfort, nunmehr, nimmermehr; demotiviert: anderswo, gleichwohl, obendrein, woanders
- mit Präposition als Erstglied: übermorgen, vorgestern; hinterdrein; demotiviert: umsonst
Derivation
BearbeitenSuffixderivation
BearbeitenPräfixderivation
Bearbeiten- Kommt beim Adverb so gut wie nicht vor. Eventuell:
- zu-: zuäußerst, zufrühst, zuhöchst, zuinnerst, zumeist, zunächst, zuoberst, zutiefst (teilweise bevorzugt mit metaphorischer Verwendung)
Konversion
Bearbeiteneinzelne Substantive
Bearbeitensubstantivische Syntagmen
Bearbeiten- Hinweis: In der letzten Auflage wurde diese Wortbildungsart noch der Zusammenrückung zugeordnet.
- Pronomen + Substantiv (meist demotiviert): allemal, allerart, derart, dergestalt, derzeit, diesmal, jederzeit, manchmal, seinerzeit, solcherart, solchergestalt
- Adjektiv + Substantiv (noch produktiv): mittlerweile, nächtlicherweile, kurzerhand
- Präposition + Substantiv (demotiviert, teilweise auch als Präposition gebräuchlich): beiseite, zugunsten, außerstande, imstande, beizeiten, überhaupt, zuhauf, zufrieden, zumal, zuschanden, zutage, zuteil, zuwege, zuweilen
- Bewahrung des Artikels (selten): unterderhand, vorderhand
- Erweiterte Syntagmen als Basis: dortzulande, hierzulande, querfeldein
- Sonderfall: zeitlebens (wohl aus Genitivfügung „in der Zeit des/jemandes Leben“)
sonstige Syntagmen
Bearbeiten- adjektivisch: jahrelang, meterlang, tagelang
- mit „ins“: insgeheim, insgesamt, insbesondere
- mit zwischengeschaltetem „so“ bzw. „wie“: insofern, inwiefern, insoweit, inwieweit
- Präposition + Adjektiv: bislang, fürwahr, vorlieb, zugleich
- Präposition + Pronomen (großenteils auch als Konjunktion gebräuchlich): außerdem, indem, nachdem, seitdem, trotzdem, überdem, vordem, zudem, indessen, unterdessen, währenddessen, ohnedies, überdies, überdem, beieinander, durcheinander, gegeneinander, hintereinander, miteinander
- umgekehrt nur in Einzelfällen – Pronomen + Präposition: demnach, dessenungeachtet
Fremdwortbildung
Bearbeiten- Fremdwörter gelangen auf zwei Wegen ins Deutsche: Entweder werden sie komplett aus anderen Sprachen entlehnt oder sie entstehen im Deutschen durch Wortbildung mit exogenen Elementen. Synchron kann dies nur selten abgelesen werden, hierzu muss die Herkunft diachron untersucht werden. Fleischer/Barz entscheiden sich bei morphosemantisch motivierten Fremdwörtern im Zweifelsfall für die Fremdwortbildung.
- Da die Kenntnis von exogenen Affixen und auch exogenen reihenbildenden Wortstämmen das Verständnis von Wortbedeutungen wesentlich erleichtert, können im Wiktionary neben Affixen alle im Deutschen vorkommenden gebundenen Lexeme einen eigenen Eintrag erhalten.
Quellen:
- ↑ Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-025663-5