Verzeichnis:Deutsch/Kausativ
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Als Kausativ (Veranlassungswort) wird in der Sprachwissenschaft eine Form der Diathese bezeichnet. Mit dem Kausativ wird ausgedrückt, dass ein erstes Agens ein zweites Agens dazu veranlasst, eine Handlung auszuführen. Einige Linguisten unterscheiden feiner zwischen Kausativ (Veranlassen) und Faktitiv (Bewirken).
Die deutsche Sprache besitzt ein morphologisches Kausativ, das nicht mehr produktiv und transparent ist, das heißt, es ist nicht mehr möglich, in der modernen Sprache damit neue Formen zu bilden, und es wird auch von Muttersprachlern nicht mehr als grammatische Form empfunden.
Liste
BearbeitenListe der Wörter im Deutschen, die etymologisch Kausativbildungen sind; zu ihrem Grundwort gestellt.
Hintergrund
BearbeitenDie der Kausativbildung gegenüberstehenden Formen sind im Deutschen immer intransitive Verben (vgl. Valenzalternation).
Die wichtigste Kausativbildung des Deutschen beruht auf einer gemeingermanischen deverbalen Ableitung. Dabei wurde zur 2. Ablautstufe (z. B. trank-) eines starken Verbs (in diesem Beispiel trink-) mit dem Suffix -jan- ein neuer schwach flektierender Verbstamm (also trank-jan-) gebildet. Das später geschwundene -j- hat – soweit möglich – Umlaut der Stammsilbe zur Folge (tränk-). Diese 2. Ablautstufe lautete in einigen Ablautklassen früher anders als heute, womit sich die Lautung von Kausativen wie beizen, das vom ursprünglichen Präteritalablaut /ei/ (nicht wie heute /i/), oder säugen, das vom ursprünglichen Präteritalablaut /ou/ (nicht wie heute /o:/) abgeleitet wurde.
Bei einigen Verben sind – zumindest in der Schrift- bzw. Standardsprache, oft aber nicht in den Dialekten – das Grundverb und das Kausativ im Infinitiv später lautlich zusammengefallen, zum Beispiel bei „schmelzen“ oder „verderben“, wo das ursprüngliche germanische /ë/ des Grundverbs und der Primärumlaut /e/ des Kausativs standardsprachlich beide zu /ɛ/ geworden sind. Wo heute gleichlautende Verben für beide Verwendungen existieren, unterscheiden sie sich jedoch oft immer noch in der Flexion (erschrecken stV. intrans. : erschrecken swV. trans.) oder unterschieden sich darin noch in der älteren Sprache (schmolz intrans. : schmelzte trans. oder verdarb intrans. : verderbte trans.). Bei einigen Verben ist standardsprachlich (meist aber nicht mundartlich) zwar der Stammvokalismus später lautlich zusammengefallen, nicht aber der infolge Einwirkung des j-Infixes veränderte stammschließende Konsonant, beispielsweise bei „beißen“ vs. „beizen“ oder „leiden“ vs. „leiten“, wo das heutige /ae/ des Grundverbs auf mhd. /i:/, das heutige /ae/ des Kausativs aber auf mhd. /ei/ zurückgeht.
Der semantische Zusammenhang ist oft noch deutlich, man vergleiche etwa trinken und tränken, wo Letzteres immer noch die Bedeutung ‚trinken machen‘ hat. In anderen Fällen verdunkelte der semantische Zusammenhang im Laufe der Sprachgeschichte. So bedeuteten ätzen ursprünglich ‚essen machen‘, beizen (Falken- oder Hundejagd betreiben) ursprünglich ‚beißen machen‘, nähren ursprünglich ‚genesen machen‘ und lehren ursprünglich ‚lesen machen‘. Umgekehrt bedeutete leiden ursprünglich ‚gehen‘, was in dessen Kausativ leiten, eigentlich ‚gehen machen‘, noch durchschimmert.
Wo ein formales Kausativ nicht vorhanden ist, kann mit kausativen Verben, also mit einem Hilfsverb (machen, lassen, zwingen, bewirken, dass) ein Kausativ konstruiert werden.