Positiv Komparativ Superlativ
vergessen vergessener
vergessner
am vergessensten
Alle weiteren Formen: Flexion:vergessen

Worttrennung:

ver·ges·sen, Komparativ: ver·ges·se·ner, ver·gess·ner, Superlativ: ver·ges·sens·ten

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈɡɛsn̩]
Hörbeispiele:   vergessen (Info),   vergessen (Info)
Reime: -ɛsn̩

Bedeutungen:

[1] keine Steigerung: in Moment/bestimmter Situation nicht daran gedacht, nicht daran erinnert
[2] (lange) nicht mehr bekannt/beachtet/wahrgenommen, für längere Zeit ganz und gar aus dem Sinn gekommen

Herkunft:

Konversion des Partizips II von vergessen

Sinnverwandte Wörter:

[2] unbekannt, vernachlässigt

Gegenwörter:

[2] unvergessen, bekannt

Beispiele:

[1] „Jede ist für die andere da. Ob es mal ein vergessener Einkauf ist oder ein Auto in die Werkstatt muss.“[1]
[1] „In meinem Handy ist der Schlüsselnotdienst meiner Heimatstadt Jülich an dritter Stelle programmiert - was wenig hilfreich ist, wenn sich der vergessene Schlüssel in meiner vergessenen Tasche mit dem vergessenen Handy befindet.“[2]
[1] „Dann gehören vergessene Schlüssel der Vergangenheit an – es sei denn, Ihr Unbewusstes will sie […] vergessen.“[3]
[1] „Ein Dritter, der sich vergessene Sachen zueignet, bricht also stets fremden Gewahrsam und verwirklicht so den objektiven Tatbestand de § 242.“[4]
[1] „Am Anfang stehen kleine Fehler wie vergessene Termine, der verlorene Schlüssel oder die Situation, in ein Zimmer zu kommen und nicht mehr zu wissen, was man dort eigentlich wollte.“[5]
[2] „Die Hälfte [des Weges] gehen Sie […] in vollem Bewusstsein und geben sich dem Vergnügen an Ihren kleinen, längst vergessenen Sinnesempfindungen hin.“[6]
[2] „Der des Mordes an seinem Lehrer angeklagte Protagonist erklärt hier seine Tat vor Gericht mit vergessenen Kinheitserlebnissen.“[7]
[2] „Und doch finden wir in Deutschland noch eine Fülle von Motiven in vergessenen Gegenden mit vergessenen Bauten, die unsere Aufmerksamkeit zu fesseln geeignet sind […]. Eine solche für die Architektur nahezu vergessene Gegend ist das Werrathal […].“[8]
[2] „Im Drucke gab er heraus den ‚Versuch einer Literargeschichte des österreichischen Privatrechts‘ (Wien 1804), das […] ein zwar schon vergessenes, aber noch immer brauchbares Handbuch ist.“[9]
[2] Die Kenntniss dieser Dinge ist so sehr verdunkelt, dass selbst viele fromme Priester die alten Bilder in ihren eigenen Kirchen nicht mehr verstehen, und dass gerade die schönsten und geistreichsten Abhandlungen und Homilien der Kirchenväter und Mystiker […] zu den vergessensten Dingen im ganzen Bereiche des menschlichen Wissens gehören.[10]

Charakteristische Wortkombinationen:

[2] längst/lange/schon lange vergessen, vergessene Erinnerungen, vergessenes Werk, Buch

Übersetzungen

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[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „vergessene

Quellen:

  1. Sechs Familien erzählen: Warum unsere Nachbarn die besten sind. In: Rheinische Post. 14. Februar 2016, abgerufen am 4. März 2024.
  2. Ildikó von Kürthy: Höhenrausch. 1. Auflage. Rowohlt Digitalbuch, Reinbek 2009, ISBN 978-3-644-20141-5, DNB 1022908936 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  3. Catharina Adolphsen: Autogenes Training für Dummies. 2. Auflage. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2018, ISBN 978-3-527-81622-4, DNB 1155409329 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  4. Johannes Wessels, Thomas Hillenkamp: Straftaten gegen Vermögenswerte. In: Strafrecht. Besonderer Teil. 32., neu bearbeitete Auflage. Teil 2, C. F. Müller, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8114-9718-4, Seite 51, DNB 995507708 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  5. Hans-Peter Wolff: Ist es wirklich Alzheimer?. BoD E-Short, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7386-1208-0, DNB 1072134551 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  6. Caroline de Surany: Ikigai. Irisiana, München 2019 (Originaltitel: Mon programme Ikigai, übersetzt von Gabriele Hoffmann), ISBN 978-3-641-24149-0, DNB 1182876730 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  7. Hans-Martin Lohmann, Joachim Pfeiffer (Herausgeber): Rezeption- und Wirkungsgeschichte. In: Freud-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. J. B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02514-2, Seite 326, DNB 1032159197 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  8. Fachwerkbauten im Werrathal. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Jahrgang XI, Nummer 7, Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1891, Seite 69 (Google Books, abgerufen am 4. März 2024).
  9. Constantin von Wurzbach: Kreutzer, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 13, Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, Seite 211 (Wikisource, abgerufen am 4. März 2024).
  10. Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. 1. Auflage. Erster Theil, G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Vorwort, Seite III f. (Wikisource, abgerufen am 4. März 2024).
Person Wortform
Präsens ich vergesse
du vergisst
er, sie, es vergisst
Präteritum ich vergaß
Konjunktiv II ich vergäße
Imperativ Singular vergiss!
Plural vergesst!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
vergessen haben
Alle weiteren Formen: Flexion:vergessen

Worttrennung:

ver·ges·sen, Präteritum: ver·gaß, Partizip II: ver·ges·sen

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈɡɛsn̩]
Hörbeispiele:   vergessen (Info),   vergessen (Info)
Reime: -ɛsn̩

Bedeutungen:

[1] transitiv, mit Akkusativ, früher und gehoben auch heute noch mit Genitiv, etwas, jemanden vergessen: sich an etwas, jemanden nicht mehr erinnern
[2] intransitiv, reflexiv: sich vergessen: die Beherrschung verlieren
[3] transitiv, Österreich, mit Akkusativ, mit der Präposition auf: an etwas, jemanden nicht denken

Herkunft:

Ableitung eines alten Verbs für bekommen mit dem Präfix ver- wie im englischen to forget[1]

Synonyme:

[1] entfallen, entschlüpfen, verlernen
[2] erhitzen, erzürnen
[2] umgangssprachlich ausrasten
[3] umgangssprachlich verschwitzen

Gegenwörter:

[1] erinnern, merken, wissen
[2] sich beherrschen
[3] berücksichtigen

Oberbegriffe:

[1] verlieren
[2] enthemmen

Beispiele:

[1] Unglücklicherweise vergaß er ihrer nach all den Jahren. (veraltend)
[1] Sie wollen sich andererseits betrinken, um zu vergessen, daß alles nicht so weiter geht, in infinitum.[2]
[1] Nach ein paar Augenblicken schon hatte er die Gesellschaft vergessen, die schnell hinter dem Vorgebirge verschwunden war, als er in seiner Nähe das Rascheln eines Kleides und leichte Tritte hörte.[3]
[1] Das Geld genügt, um Maria die Zukunft zu sichern, ihr späterhin ein Geschäft einzurichten und sie die Vergangenheit vergessen zu lassen.[4]
[2] Die versteckte ist immer ein bißchen fies, ja fast anrüchig und eindeutig unfair, die offene Kamera aber, vor der gleichwohl der Mensch sich vergißt, weil, was ihn um die Beherrschung brachte, stärker war als der telegene Selbstzwang - erst sie liefert Dokumente von moralisch einwandfreier Allzumenschlichkeit.[5]
[2] Als Günther Koch am letzten Spieltag der Saison 1998/99 sich vergaß und schrie: »Ich pack das nicht, ich halt das nicht mehr aus!«, da war das aus dem Augenblick heraus geboren.[6]
[3] „Viele der 200.000 Pendler, die derzeit täglich mit dem Auto in die Stadt kommen und bisher teils kostenlos parken konnten, müssen bis zum kommenden Jahr zum Umstieg auf Öffis bewegt werden. Auf sie darf Wien nicht vergessen – und den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und Park-&-ride-Anlagen nicht nur Niederösterreich überlassen.“[7]

Redewendungen:

[1] die Welt um sich vergessensich vergessen fühlenvergessen und verkauftvergessen und verratenverzeihen heißt nicht vergessen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] vergessen dürfen, lassen, machen
[1] alles, ganz, gänzlich, gar nicht, nicht, nie, niemals vergessen

Wortbildungen:

Adjektive: selbstvergessen, vergesslich
Konversionen: vergessen, Vergessen, vergessend
Substantive: Vergessenheit, Vergesslichkeit, Vergissmeinnicht,

Übersetzungen

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[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „vergessen
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „vergessen
[1, 2] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalvergessen
[1, 2] The Free Dictionary „vergessen
[1–3] ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Vollständige Ausgabe mit dem amtlichen Regelwerk. 43. Auflage. ÖBV, Wien 2016, ISBN 978-3-209-08514-6 (Bearbeitung: Magdalena Eybl et al.; Red.: Christiane M. Pabst, Herbert Fussy, Ulrike Steiner), Seite 772.

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 3. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-04073-4
  2. Peter Altenberg: Prosaskizzen. In: Projekt Gutenberg-DE. Nachtcafé (URL).
  3. Honoré de Balzac: Das Chagrinleder. In: Projekt Gutenberg-DE. (URL).
  4. Hugo Bettauer: Hemmungslos. In: Projekt Gutenberg-DE. VIII. Kapitel (URL).
  5. Barbara Sichtermann: O Gott! Premiere: Zapping. In: Zeit Online. 31. Dezember 1998, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 28. November 2013).
  6. Helmut Böttiger: Wir melden uns vom Abgrund. In: Zeit Online. 8. Juni 2006, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 28. November 2013).
  7. Parkpickerl in ganz Wien: Auf Pendler nicht vergessen. In: Der Standard digital. 17. Juni 2021 (URL, abgerufen am 18. Juni 2021).

Worttrennung:

ver·ges·sen

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈɡɛsn̩]
Hörbeispiele:   vergessen (Info),   vergessen (Info)
Reime: -ɛsn̩

Grammatische Merkmale:

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: vergeben, vergießen