widerfahren
widerfahren (Deutsch)
BearbeitenPerson | Wortform | |||
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Präsens | ich | — | ||
du | — | |||
es | widerfährt | |||
Präteritum | es | widerfuhr | ||
Konjunktiv II | es | widerführe | ||
Imperativ | Singular | — | ||
Plural | — | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
widerfahren | sein | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:widerfahren
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Worttrennung:
- wi·der·fah·ren, Präteritum: wi·der·fuhr, Partizip II: wi·der·fah·ren
Aussprache:
- IPA: [ˌvidɐˈfaːʁən]
- Hörbeispiele: widerfahren (Info)
- Reime: -aːʁən
Bedeutungen:
- [1] gehoben; intransitiv, unpersönlich, mit Dativ: (jemandem) geschehen (besonders etwas Unausweichliches, scheinbar vom Schicksal Bestimmtes)
Herkunft:
Sinnverwandte Wörter:
- [1] geschehen, passieren, zustoßen
- [1] gehoben: begegnen, betreffen, hereinbrechen, zuteilwerden
Beispiele:
- [1] „Ich will jedoch dieſen Gegenſtand nicht verlaſſen, ohne noch einige Geſchichten zu erzaͤhlen, wie mancherley Unangenehmes mir von meinen Geſpielen begegnet: denn das iſt ja eben das Lehrreiche ſolcher ſittlichen Mittheilungen, daß der Menſch erfahre, wie es andern ergangen, und was auch er vom Leben zu erwarten habe, und daß er, es mag ſich ereignen was will, bedenke, dieſes widerfahre ihm als Menſchen und nicht als einem beſonders Gluͤcklichen oder Ungluͤcklichen.“[1]
- [1] „Er sprach nicht gerne von dem, was ihm im Konzentrationslager widerfahren war.“[2]
- [1] „Du siehst, ich finde mich ganz in deine Auffassung, daß, was dir körperlich widerfahren, das Produkt des Seelischen, deines jugendstarken Gefühles ist.“[3]
- [1] „Das widerfährt Hermann in seinem gottgefälligen Leben zum ersten Male, und er klaubt Worte für eine kleine Predigt zusammen: ‚Seid getröstet, ihr Kleingläubigen, dem Herrn entgeht ihr nicht. Seine Augen dringen in die verborgenste Falte, seine Ohren vernehmen den leisesten Wind und seine Hände sind groß wie das Brachland hinter dem Dorfe …‘“[4]
- [1] „Nicht nur dem eigenen Abbild widerfuhren diese Montagen; Klepp lieh sich Details bei mir aus, ich erbat mir Charakteristisches von ihm: es gelang uns, neue und, wie wir hofften, glücklichere Geschöpfe zu erschaffen.“[5]
- [1] „Hier, wo die Beiträger des Schultzschen Anzeigers sich einfinden zu wissendem Gespräch über Verträglichkeit von Korrespondenzen, über Vorabzahlung und Lohn, widerfuhr es Herrn H., dem es an Notizen nicht mangelte, daß er Antwort erhielt auf eine Frage, die er keinesfalles gestellt hatte, nämlich, was er nicht schreiben sollte.“[6]
- [1] „Einem Gast darf bei uns nur Freundliches widerfahren.“[7]
- [1] „‚Es ist entsetzlich‘, dachte Frau Behrend. Was sie für ein Pech hatte! Da war sie ausgegangen, um im Domcafé friedlich gemütlich mit den Damen zu plauschen, da war sie von der verlorenen Tochter gestört und aufgeregt worden, kein friedlich gemütlicher Plausch hatte sich ergeben, nur Schande und Verlorensein, Schande der Zeit und Verlorensein in Unordnung, Irrwegen und moralischen Abgründen, und während ihr so Unangenehmes widerfuhr und die Schande sie streifte – hätte sie nicht zu Hause bleiben können?“[8]
- [1] „Leute vor Gericht sind Bloßgestellte, da kommt es vor, daß sie auch einen Bericht, der ihnen Gerechtigkeit widerfahren läßt, als Indiskretion erleben, als fortgesetzte Kränkung.“[9]
- [1] „Diese Gewalt, die einem widerfährt, wenn ein anderer einem eine Identität als Etikett anheftet, sie wie eine Verurteilung ausspricht, empfand Sarah noch viel stärker als ich.“[10]
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] jemandem widerfährt etwas Erfreuliches, Komisches, Merkwürdiges, Schmerzliches, Seltsames
- [1] jemandem widerfährt eine große Ehre, Freude
- [1] jemandem widerfährt ein schweres Leid, Unglück, eine unmenschliche Behandlung
- [1] jemandem widerfährt Gerechtigkeit, Unrecht
Wortbildungen:
Übersetzungen
Bearbeiten [1] (jemandem) geschehen (besonders etwas Unausweichliches, scheinbar vom Schicksal Bestimmtes)
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- [1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „widerfahren“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „widerfahren“
- [1] The Free Dictionary „widerfahren“
- [1] Duden online „widerfahren“
- [1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „widerfahren“ auf wissen.de
- [1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „widerfahren“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „widerfahren“
Quellen:
- ↑ Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. 1. Auflage. Erſter Theil, in der J. G. Cottaiſchen Buchhandlung, Tuͤbingen 1811, Seite 145 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv) .
- ↑ Klaus Mann: Mephisto. Roman einer Karriere. Querido Verlag, Amsterdam 1939, Seite 264 .
- ↑ Thomas Mann: Die Betrogene. Erzählung. 16.–20. Tausend, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1954, Seite 82 (Erstveröffentlichung 1953) .
- ↑ Erwin Strittmatter: Ole Bienkopp. Roman. Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1963, Seite 81 (Lizenz des Aufbau-Verlag, Berlin; Ausgabe für die BRD) .
- ↑ Günter Grass: Die Blechtrommel. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1964, Seite 40 (Erstveröffentlichung: Kindler, 1959) .
- ↑ Hans Joachim Schädlich: Versuchte Nähe. Prosa. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-498-06125-9, Seite 166 .
- ↑ Martin Walser: Ohne einander. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-40542-X, Seite 114 .
- ↑ Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 2953), ISBN 3-518-39453-3, Seite 148 (Lizenzausgabe des Schertz & Goverts Verlags Stuttgart/Hamburg 1951) .
- ↑ Adolf Muschg: Sutters Glück. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 3442), ISBN 3-518-39942-X, Seite 21 .
- ↑ Mathias Énard: Kompass. Roman. Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag, München 2016 (Originaltitel: Boussole, übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller aus dem Französischen), ISBN 978-3-446-25315-5, Seite 284 .