deklinieren (Deutsch)

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Person Wortform
Präsens ich dekliniere
du deklinierst
er, sie, es dekliniert
Präteritum ich deklinierte
Konjunktiv II ich deklinierte
Imperativ Singular dekliniere!
deklinier!
Plural dekliniert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
dekliniert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:deklinieren

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

declinieren

Worttrennung:

de·kli·nie·ren, Präteritum: de·kli·nier·te, Partizip II: de·kli·niert

Aussprache:

IPA: [dekliˈniːʁən]
Hörbeispiele:   deklinieren (Info)
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

[1] transitiv: (ein Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Artikelwort) beugen
[2] seltener auch intransitiv, von einem Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Artikelwort: [auf eine bestimmte Weise] gebeugt werden
  • gemeinsprachlich:
[3] transitiv: etwas sehr gründlich abhandeln, beschreiben, darstellen etc.; etwas in allen seinen Facetten durchdenken, durchspielen
[4] veraltet, meist Astronomie, Physik, intransitiv: sich neigen, senken; sich verringern; nachlassen
[5] veraltet, transitiv: etwas vermeiden, abwenden; ablehnen, ausschlagen
[6] veraltet, intransitiv: abweichen (oft im Zusammenspiel mit einer Richtungsangabe)

Herkunft:

Im 14. Jahrhundert aus dem lateinischen declinare → la („ablenken, beugen“ oder auch wörtlich „abbiegen“) entlehnt.[1] Ursprünglich in Bedeutung [1]; Bedeutung [4] seit dem 16. Jahrhundert belegt; Bedeutung [3] erst in neuerer Zeit bildlich bzw. übertragen zu [1].[2]

Synonyme:

[3] durchdeklinieren

Gegenwörter:

[1] als Kohyponyme (auf andere Arten der Beugung verweisend): komparieren, konjugieren, steigern

Oberbegriffe:

[1] beugen, flektieren

Beispiele:

[1] „Ein Prüfer der Göttinger Uni hatte den Mann nach einer mündlichen Prüfung mit null Punkten nach Hause geschickt, weil er ‚Caesar‘ nicht richtig deklinieren konnte.“[3]
[1] „Im Deutschen werden Personalpronomina wie Substantive in allen vier Kasus dekliniert, z. B. ich – mich – mir – meiner.“[4]
[1] „Sowohl das Englische als auch das Französische deklinieren im Substantivbereich kaum noch (Englisch) bzw. gar nicht mehr (Französisch), und das englische Adjektiv kennt keine Deklination.“[5]
[2] „Einige, sonst stark declinirende Wörter, folgen zu gleicher Zeit auch dieser schwachen Decl. […]“[6] (1819)
[2] „Steht das Adjektiv ohne Artikelwort beim Substantiv, so dekliniert es stark […] Steht es nach dem bestimmten Artikel oder einer vergleichbar deklinierenden Einheit, so dekliniert es schwach […] Steht das Adjektiv nach dem unbestimmten Artikel oder einer vergleichbar deklinierenden Einheit, so dekliniert es gemischt […]“[7]
[2] „Nomen im engeren Sinn (gleichbedeutend mit Substantiven) deklinieren nach Kasus/Fall und Numerus/Zahl, die anderen der Gruppe darüber hinaus nach Genus.“[8]
[3] „Frauen im Kampf, gegen die wilden Männer, die bilden in ihrer Welt das Verdrängte. So drastisch dekliniert der Film Unbehagen in der Kultur.“[9]
[3] „Darauf folgt ein furioses Deklinieren der schwarzen Jazzmusik, eine heftige Bekenntnissuada ohne Punkt und Komma – mehr als eine bloße Hommage an die Großen seines Instruments, an John Coltrane und Lester Young.“[10]
[3] „Das Spielangebot besteht aus 36 episodischen Kurz- und Kürzest-Szenen, in welchen sich ein junges Paar durch eine Beziehung dekliniert, auf der Suche nach der eigenen (Prä-)Position.“[11]
[3] „Mit bewegten Objekten und Bildern sowie begehbaren Kunsträumen rief der 1993 verstorbene Künstler optische wie physische Irritationen hervor und deklinierte das konstruktiv-konkrete Formenvokabular neu […]“[12]
[3] „Mit über hundert mehrheitlich monografischen Ausstellungen zu Architekten und Architekturbüros des 20. Jahrhunderts leistete das Basler Architekturmuseum verdienstvolle Grundlagenarbeit, deklinierte aber weitgehend das ahistorische Bild von Sigfried Giedions Sicht der modernen Architektur.“[13]
[3] „Mit links dekliniert die österreichische Autorin in ihrem Roman das freudianische Erbe, in dem die Mütter erst getötet werden müssen, damit die Väter an der Macht bleiben.“[14]
[4]
[5] „Allein weil ich sonst schon Gelegenheit hatte den Pabst vielfältig zu sehen, befand ich vor gut, diese Audienz zu decliniren.“[15] (1722)
[5] „Die angebotene Raths-Deputation und das gewohnliche Reichs-Stättische Ehren-Geschenck aber declinirte Er.“[16] (1767)
[5] „Warum sollte ich es der Disposition einer Fürstin überlassen, mir es selbsten rauben, […] also ledirte ich auch die Fürstin nicht, indem ich ihren Antrag höflich declinirte, ihr jedoch die Invitationen der Damens und ihrer Männer überließ und das Ausfahren gestattete.“[17] (1793)
[6] „So beschuldiger GOttes wort die ordinari Priester im ampt doch eben so hart / daß sie zur rechten decliniren / und die vornehmste schuld und ursache an allem verfall / zerstreuung und unordnung in Kirchen und Schulen seyn […]“[18] (1700)
[6] „Deinclinatum horologium, ist eine Sonnenuhr, welche auf einer solchen Fläche beschrieben ist, die nicht nur declinirt (d. i. von einer Hauptgegend der Welt seitwärts abweicht), sondern auch inclinirt (d. i. vorwärts oder rückwärts hängt).“[19] (1776)
[6] „Dagegen zeigten sich bald höchst abnorme Schwankungen der Magnetnadel; statt nach Norden zu zeigen, declinirte der Compaß in bedenklichster Weise nach Süden.“[20] (1892)

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] ein Adjektiv/Substantiv/Pronomen deklinieren; etwas (ein Wort) schwach/stark/gemischt deklinieren; etwas (ein Wort) adjektivisch/substantivisch/pronominal deklinieren
[2] schwach/stark/gemischt deklinieren; schwankend deklinieren; adjektivisch/substantivisch/pronominal deklinieren

Wortbildungen:

deklinabel, deklinierbar; durchdeklinieren; Adjektivdeklination; Deklinationssystem

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Deklination (Grammatik)
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „deklinieren
[1] The Free Dictionary „deklinieren
[1] Duden online „deklinieren
[1–6] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „deklinieren
[1–6] Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. völlig neubearbeitete Auflage. 4. Band: da capo – Dynastie, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016235-0, DNB 957806574 (neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache unter der Leitung/Redaktion von Gerhard Strauß), Eintrag „deklinieren“
[1, 4] Ulrich Goebel et al. (Hrsg.), Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Bd. 5.1, 2006–2016, Eintrag „declinieren“
[5, 6] Hans Wanner [Leitung] et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 12. Band: D- (T-) bis D-m (T-m), Huber, Frauenfeld 1961, DNB 881173657 (Digitalisat), Eintrag „deklinieren“

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Eintrag „deklinieren“; Schulz/Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, op. cit.
  2. Schulz/Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, op. cit.
  3. Berliner Morgenpost, 18.06.1998, S. 32.
  4. Elke Hentschel und Petra M. Vogel (Hrsg.), Deutsche Morphologie, 2009, S. 313.
  5. Elke Hentschel und Harald Weydt, Handbuch der deutschen Grammatik, 4. Aufl. 2013, S. 14.
  6. Jacob Grimm, Deutsche Grammatik, 1. Teil, 1819, URN:nbn:de:bvb:12-bsb10922275-6 (Bayerische Staatsbibliothek), S. 85.
  7. Peter Eisenberg, Grundriss der deutschen Grammatik, Band 1: Das Wort, 4. Aufl. 2013, S. 172.
  8. Hilke Elsen, Grundzüge der Morphologie des Deutschen, 2. Aufl. 2014, S. 47.
  9. Süddeutsche Zeitung, 24.05.1994, S. 12.
  10. Süddeutsche Zeitung, 17.07.1995, S. 12.
  11. Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2002, S. 42.
  12. Neue Zürcher Zeitung, 06.07.2009, S. 26.
  13. Neue Zürcher Zeitung, 24.08.2009, S. 18.
  14. Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2019, S. 36.
  15. David Faßmann, Gespräche in dem Reiche derer Todten: Vier und viertzigste Entrevuë, 1722, URN:nbn:de:bvb:12-bsb10898119-4 (Bayerische Staatsbibliothek), S. 895.
  16. Johann Jacob Moser, Von denen Teutschen Reichs-Ständen, der Reichs-Ritterschafft, auch denen übrigen unmittelbaren Reichs-Glidern, 1767, URN:nbn:de:bvb:12-bsb11223252-5 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg), S. 735.
  17. Friedrich Carl zu Wied-Neuwied, Dritter Nachtrag zu der Recurs-Schrift des Fürsten von Neuwied, 1793, URN:nbn:de:bvb:12-bsb11122748-8 (Bayerische Staatsbibliothek).
  18. Gottfried Arnold, Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie, Bd. 2 (T. 3/4), 1700, S. 785, zit. nach Deutsches Textarchiv (URN:nbn:de:kobv:b4-200905198323).
  19. Johann Hübner, Johann Hübners curiöses und reales Natur-Kunst-Berg-Gewerk- und Handlungs-Lexicon, 1776, Sp. 637.
  20. Ernst Haeckel, Gemeinverständliche Vorträge und Abhandlungen aus dem Gebiete der Entwickelungslehre, 2. Aufl. 1902, S. 327.