sozialverträgliches Frühableben

sozialverträgliches Frühableben (Deutsch)

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starke Deklination ohne Artikel
Singular Plural
Nominativ sozialverträgliches Frühableben
Genitiv sozialverträglichen Frühablebens
Dativ sozialverträglichem Frühableben
Akkusativ sozialverträgliches Frühableben
schwache Deklination mit bestimmtem Artikel
Singular Plural
Nominativ das sozialverträgliche Frühableben
Genitiv des sozialverträglichen Frühablebens
Dativ dem sozialverträglichen Frühableben
Akkusativ das sozialverträgliche Frühableben
gemischte Deklination (mit Possessivpronomen, »kein«, …)
Singular Plural
Nominativ ein sozialverträgliches Frühableben
Genitiv eines sozialverträglichen Frühablebens
Dativ einem sozialverträglichen Frühableben
Akkusativ ein sozialverträgliches Frühableben

Hinweis:

„Sozialverträgliches Frühableben“ wurde von der GfdS zum Unwort des Jahres 1998 gekürt.

Worttrennung:

so·zi·al·ver·träg·li·ches Früh·ab·le·ben, kein Plural

Aussprache:

IPA: [zoˌt͡si̯aːlfɛɐ̯ˌtʁɛːklɪçəs ˈfʁyːʔapˌleːbn̩], [zoˌt͡si̯aːlfɛɐ̯ˌtʁeːklɪçəs ˈfʁyːʔapˌleːbm̩]
Hörbeispiele:   sozialverträgliches Frühableben (Info),   sozialverträgliches Frühableben (Info)

Bedeutungen:

[1] ironisierender politischer Kampfbegriff, der Leistungs- und Qualitätskürzungen in der medizinischen Versorgung besonders von älteren Personen kritisiert, die gewissermaßen in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Personal im Rahmen der Kostenreduzierung im Gesundheitswesen zu einem sozialverträglichen Frühableben aufgerufen sind

Herkunft:

Wortverbindung aus dem Adjektiv sozialverträglich und dem Substantiv Frühableben
Der Begriff wurde von dem Bremer Chirurgen und Präsidenten der deutschen Ärtzekammer Karsten Vilmar in einem dem NDR im Dezember 1998 gegebenen Interview geprägt.

Beispiele:

[1] „Vor fünf Jahren sprach ein Ärztepräsident vom bevorstehenden „sozialverträglichen Frühableben“ älterer Krankenkassenpatienten. Er meinte, es könne eine Situation eintreten, in der ältere Menschen die notwendige medizinische Versorgung nicht mehr bekommen, weil man die Krankenkassen entlasten will. Dieser (ironisch gemeinte) Spruch des Ärztefunktionärs Karsten Vilmar löste einen Aufschrei aus – und zum ersten Mal eine breite öffentliche Debatte darüber, wie die Jungen in diesem Land mit den Alten umgehen. […] Fünf Jahre später zeigt sich, dass aus dieser Entgleisung offenbar niemand etwas gelernt hat. Da sagt der Vorsitzende der Jungen Union, der 23-jährige Philipp Mißfelder, im Interview mit dieser Zeitung, dass es zumutbar sei, wenn 85-Jährige an Krücken gehen, anstatt ein neues Hüftgelenk auf Krankenkassenkosten zu bekommen.“[1]
[1] „Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob diese Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“[2]

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „sozialverträgliches Frühableben
[1] Unwortdesjahres.net Sozialverträgliches Frühableben

Quellen:

  1. Ursula Weidenfeld: Die Zukunft der Alten, in: Tagesspiegel, 05. August 2003 [1]
  2. Karsten Vilmar in einem Radiointerview im Dezember 1998 mit dem NDR, zitiert nach: Wikipedia-Artikel „sozialverträgliches Frühableben