Dieser Eintrag war in der 50. Woche
des Jahres 2020 das Wort der Woche.
Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ das Posament die Posamenten die Posamente
Genitiv des Posaments
des Posamentes
der Posamenten der Posamente
Dativ dem Posament
dem Posamente
den Posamenten den Posamenten
Akkusativ das Posament die Posamenten die Posamente
 
[1] Posamenten

Anmerkung (Pluralgebrauch):

Das Substantiv dekliniert in modernem Gebrauch überwiegend gemischt (Nominativ Plural Posamenten). Die starke Pluralform Posamente lässt sich daneben aber, obwohl in den meisten Rechtschreibwörterbüchern des Gegenwartsdeutschen nicht (mehr) erwähnt,[1] auch noch nachweisen (Beispiele folgend).
„Spitzen, Posamente, Fächer- und Sonnenplissee gehören zum Frühjahrs-Look 1949“ (Der Spiegel, 26.02.1949, S. 25); „Er haßte Postamente und Posamente […]“ (Die Zeit, 19.07.1974, S. 14); „Christa Scheller verkauft Posamente“ (Frankfurter Rundschau, 22.07.1998, S. 19); „Beeindruckt bestaunen wir Messtechnik, Monstranzen und Posamente“ (Stern, 14.03.2002); „Vergangenheit hatte für das Zeitalter der Putten und Posamente […] kein eigenes Recht, sie war Material“ (Der Spiegel, 24.10.2005, S. 140); „ein Bericht über einen alten Wiener Betrieb […], in dem Posamente her[ge]stellt werden“ (Kurier, 12.04.2019, S. 30).
Adelung (1801), Heyse (1842) und in moderner Zeit auch das Österreichische Wörterbuch (2016) notieren den Nominativ Plural nur auf -e, Sanders (1863) und Mackensen (1986) sowohl auf -e als auch auf -en.[2]. Beide Pluralformen sind früh bezeugt.[3]
Im Frühneuhochdeutschen daneben auch noch mit endungslosem Plural.[4] Der -en-Plural bei Neutra war im Frühneuhochdeutschen grundsätzlich Ausnahmeerscheinung, trat aber namentlich auch bei einer Gruppe von nicht wenigen Fremdwörtern, zu der posament offenbar gehörte, als Konkurrenzform auf.[5]

Nebenformen:

allesamt veraltet: Passement, Pasement (beide insbesondere im westdeutschem Gebiet),[6] Posement, Posiment, Passament, Pasament

Worttrennung:

Po·sa·ment, Plural 1: Po·sa·men·ten, Plural 2: Po·sa·men·te

Aussprache:

IPA: [pozaˈmɛnt]
Hörbeispiele:   Posament (Info)
Reime: -ɛnt

Bedeutungen:

[1] Kunsthandwerk; ganz überwiegend im Plural; im Singular auch als Gattungsbezeichnung: textiler Besatz (zum Beispiel eine kunstvoll gearbeitete Franse, Quaste oder Borte) zum Verzieren von Kleidungsstücken, Decken, Polstern, Polstermöbeln und dergleichen
[2] Architektur, Bildende Kunst, veraltete Bedeutung: Unterbau beziehungsweise Sockel von Büsten, Statuen, Säulen oder Ähnlichem; Postament

Abkürzungen:

[1] Pos.

Herkunft:

Zu französisch passement → fr „Borte, Tresse“[7], zu passer → fr „durchziehen“[8], von lateinisch passus → la[9], zu pandere → la „ausbreiten, ausspannen“[10]. Erster bekannter Nachweis in einem auf 1406 datierenden Frankfurter Baumeisterbuch in Bedeutung [1] (erbracht von Lexer 1872).[11]

Synonyme:

[1] Besatz, Applikation

Oberbegriffe:

[1] Zierde

Unterbegriffe:

[1] Borte, Franse, Knopf, Kordel, Litze, Quaste, Raffhalter, Rüsche, Volant

Beispiele:

[1] „Man verfertigt in derselben, alle Arten von seidenen Bändern, Agremens, Bastardkanten, und verschiedene andre Passemente; nämlich: […]“[12]
[1] „Wie eine Schneiderfigurine blickt sie auf meinen Samtanzug, der seinerseits mit Posamenten überladen und von einem Modeblatt zu stammen scheint.“[13]
[1] „Die Montez spielt darin eine etwas anrüchige Hafendame, sie wird ein cerise-rotes Kleid mit Perlen und Posamenten tragen, Tüllröcke mit Pailletten und Federn.“[14]
[1] „Bei Genny wurde den Mennequins eine Kaiserin Sissi-Frisur verpaßt, die Modelle in Sanduhrlinie à la Wiener Hofburg üppig mit Tressen, Posamenten und Schleifen garniert.“[15]
[1] „Zusammen mit zwei Vollzeittangestellten und je nach Bedarf mehreren Heimarbeiterinnen produziert Ruedi Leemann nebst den klassischen Posamenten auch Klöppelspitzen und Lampenstoffe.“[16]
[1] „Die Berichte, die sie erhielten, die Zeichnungen, welche die Boten mitbrachten, waren detailliert und taugten zur Diskussion mit dem Schneider darüber, wie ein Kragen zu drapieren, ein Mieder zu binden, ein dekoratives Posament (eine Borte, eine Quaste, ein Band) zu sitzen hatte.“[17]
[2] „Der Mord geschahe von denen Raths-Herrn in jenem Rath-Hauß / welches der Pompejus erbauet hatte / und zwar bey dem Posament der Statuen deß Pompeij; daß er also Todter zu dessen Füssen lage.[18]
[2] „Seit dieser Zeit haben dessen Nachkommende, gemeldten Geschlechts, viel schöne Arbeit, […] in unser Gn. Hrn. Zeughauß, wie auch in andere Orth verfertiget, auch unlängst von schönen Laubwerck ausgearbeitete, von Metall gegossene Posament, so auf denen Marmor-Säulen an des Rathhauses Portal stehen.“[19]
[2] „Das Fußgestell, auch Säulenstuhl, Postament, Basement, Untergestell; Stylobata; Fr. Pièdestal, Pasement genannt […], ist der unterste Theil einer Säule, worauf dieselbe mit dem Schaftgesimse zu stehen kommt oder ruht.“[20]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Posamenten anfertigen, herstellen, dekoratives Posament

Wortbildungen:

Posamenterie; Posamenter, Posamenterin, Posamentengeschäft, Posamentenmacher, Posamentierer, Posamentiererin, Posamentier; posamentieren, auseinanderposamentieren; Posamentierarbeit

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Posament
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Posament
[1] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Posament
[1] Albert Bachmann [Leitung] et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 4. Band: M, N, B/P (Bu), Huber, Frauenfeld 1901, DNB 948902116 (Digitalisat), Eintrag „Passamënt“.
[1] Ulrich Goebel und Oskar Reichmann (Hrsg.), Frühneuhochdeutsches Wörterbuch: Band 4, 2001, Eintrag „posament“ (auch online).
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Posament
[1] Der Neue Herder. In 2 Bänden. Herder Verlag, Freiburg 1949, Bd. 2, Spalte 3364, Artikel „Posamenten“
[1] Matthias von Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. 2, 1876 [1992], Eintrag „pasmënt“ (auch online).
[1] Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch. 12., völlig neubearbeitete und stark erweiterte Auflage. Südwest Verlag, München 1986, ISBN 3-517-00909-1, Eintrag „Posament“.
[1] ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Vollständige Ausgabe mit dem amtlichen Regelwerk. 43. Auflage. ÖBV, Wien 2016, ISBN 978-3-209-08514-6 (Bearbeitung: Magdalena Eybl et al.; Red.: Christiane M. Pabst, Herbert Fussy, Ulrike Steiner)
[1] Hans Schulz und Otto Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 2, 1. Aufl. 1942, Eintrag „Posament“.
[1] Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Fremdwörterlexikon. 8. Auflage. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh/München 2011, ISBN 978-3-577-07594-7, Eintrag „Posament“.
[1] Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Deutsches Wörterbuch. 9. Auflage. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh/München 2011, ISBN 978-3-577-07595-4, Eintrag „Posamenten“.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 2012, ISBN 978-3-411-71003-4, Eintrag „Posament“.
[1] William Jervis Jones: A lexicon of French borrowings in the German vocabulary (1575–1648). de Gruyter, Berlin 1976, ISBN 3-11-004769-1, S. 495 f.
[2] Ernst Schneider: Durlacher Volksleben 1500-1800. Braun, 1980, ISBN 978-3-7650-0400-1, Seite 210 (Zitiert nach Google Books)
[2] Christoph Friedrich Krackherr: Bequemes, nuzliches, nothwendiges, und fur jedermann dienliches Handlexicon. Gabriel Nicolaus Raspe, 1766, Seite 309 (Zitiert nach Google Books)

Quellen:

  1. Vgl. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, op. cit.; Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, op. cit.; Wahrig, Fremdwörterlexikon, op. cit. Wahrig, Deutsches Wörterbuch, op. cit., führt den Begriff überhaupt nur als Pluraletantum Posamenten.
  2. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, op. cit.; Karl Wilhelm Ludwig Heyse und Karl Wilhelm Ludwig Heyse, Handwörterbuch der deutschen Sprache, 2. Teil der 1. Abteilung, 1842, URN:nbn:de:bvb:12-bsb10797551-8 (Bayerische Staatsbibliothek), Eintrag „Posament“; Österreichisches Wörterbuch, op. cit.; Daniel Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 2, 1863, URN:nbn:de:bvb:12-bsb10808433-0 (Bayerische Staatsbibliothek), Eintrag „Passament“; Mackensen, Deutsches Wörterbuch, op. cit.
  3. Vgl. die Beispiele in Schweizerisches Idiotikon, op. cit., und Grimm, Deutsches Wörterbuch, op. cit.
  4. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, op. cit. Vgl. die Belege dort und in Schweizerisches Idiotikon, op. cit.
  5. Vgl. Klaus-Peter Wegera, Grammatik des Frühneuhochdeutschen: Band 3 (Flexion der Substantive), 1987, § 88; Hermann Molz, Die Substantivflexion seit Mittelhochdeutscher Zeit, II. teil: Neutra, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 1906, S. 277–392, hier S. 386 f.
  6. Schulz/Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, op. cit.
  7. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort: „Posament“.
  8. Friedrich Schmitthenner: Kurzes deutsches Wörterbuch für Etymologie, Synonymik und Orthographie. Jonghaus, 1837, Seite 357 (Zitiert nach Google Books)
  9. Ulrich Goebel und Oskar Reichmann (Hrsg.), Frühneuhochdeutsches Wörterbuch: Band 4, 2001, Eintrag „posament“ (auch online).
  10. Bernhard J. Müller: Latein Wörterbuch: Latein-Deutsch. Compact Verlag, 2010, ISBN 978-3-8174-9026-4, Seite 311 (Zitiert nach Google Books)
  11. William Jervis Jones, A lexicon of French borrowings in the German vocabulary (1575–1648), op. cit., S. 495; Schulz/Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, op. cit.
  12. August F. Crome, Handbuch für Kaufleute, Band 1, 1784, URN:nbn:de:bvb:12-bsb11251235-6 (Bayerische Staatsbibliothek), S. 10.
  13. Walter Benjamin, Berliner Kindheit um neunzehnhundert, 1930er Jahre, zit. nach Projekt Gutenberg-DE, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  14. Süddeutsche Zeitung, 13.10.1950, S. 10.
  15. Süddeutsche Zeitung, 15.04.1988, S. 39.
  16. St. Galler Tagblatt, 28.07.1998.
  17. Neue Zürcher Zeitung, 04.03.2015, S. 46.
  18. Anselm Desing, Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auff der Land-Karte, 1732, URN:nbn:de:bvb:12-bsb10031664-2 (Bayerische Staatsbibliothek), S. 183.
  19. Hans Heinrich Bluntschli, Memorabilia Tigurina, oder Merckwürdigkeiten, der Stadt und Landschafft Zürich, in alphabetischer Ordnung, 1742, DOI: 10.3931/e-rara-28912 (ETH-Bibliothek Zürich), S. 182.
  20. Johann Georg Krünitz: Ökonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunst-Geschichte. Pauli, 1824, Seite 475 (Zitiert nach Google Books)

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Postament