Dieser Eintrag war in der 32. Woche
des Jahres 2024 das Wort der Woche.
Singular Plural
Nominativ der Fittich die Fittiche
Genitiv des Fittichs
des Fittiches
der Fittiche
Dativ dem Fittich den Fittichen
Akkusativ den Fittich die Fittiche
 
[1] Graugans mit Nachwuchs unter ihrem Fittich

Worttrennung:

Fit·tich, Plural: Fit·ti·che

Aussprache:

IPA: [ˈfɪtɪç]
Hörbeispiele:   Fittich (Info)
Reime: -ɪtɪç

Bedeutungen:

[1] poetisch, gehoben: Körperteil, das einem Tier das Fliegen ermöglicht
[2] übertragen sinnbildlich: (fürsorgliche) Aufsicht, (fürsorglicher) Schutz

Herkunft:

Das Wort geht über mittelhochdeutsche Formen wie unter anderem vetach → gmh,[1][2][3] vetech → gmh,[1][2] vitich → gmh[1][2][3] / vittich → gmh[1][2] auf die seit dem – je nach Quelle – 8.[2] beziehungsweise 9. Jahrhundert[1] bezeugte althochdeutsche Form feddāh → goh[1][2][3] (später auch fettāh → goh[3] und fettāch → goh[1]) zurück. Obwohl die Stammbildung (und zum Teil die Lautentwicklung) rätselhaft ist,[2] gehört die als (wohl im Gedanken an heftigen Flügelschlag) geminierte Form[1] zu der unter Feder behandelten Wortgruppe[3] und ist am ehesten eine Variante zu den althochdeutschen Formen fedarah → goh n / m (?) und fedarahha → goh f.[2] Wie Feder liegt ihm die (erschlossene) indoeuropäische Wurzel *pet(ə)- ‚auf etwas losstürzen, niederstürzen, fliegen, fallen‘ zugrunde.[1]
In der Zusammensetzung Schlafittich, Schlafittchen hat sich eine frühneuhochdeutsche Übertragung des Wortes auf den ‚Gewandzipfel, Rockschoß‘ erhalten.[3]

Synonyme:

[1] Flügel, Schwinge
[2] Obhut

Oberbegriffe:

[1] Körperteil

Unterbegriffe:

[1] Adlerfittich
[1] Armfittich, Daumenfittich, Handfittich, Nebenfittich, Schlagfittich, Schulterfittich

Beispiele:

[1] Vögel nehmen ihre Jungen unter ihre Fittiche und schützen sie damit vor Feinden.
[1] „Langſam kam ich zu den Eichen; ein Schmetterling ſtreifte ſchwer an mir nieder. Ich nahm ihn auf; das braune Sammetmehl der blaugeaugten Fittiche war von erſten Regentropfen verletzt, zitternd barg er ſich in meine hohlen Hände.“[4]
[1] „Unser Hauptmann, der jüngere der beiden Brüder, sah weißen Gesichts auf den toten Vogel, der mit noch ausgebreiteten Fittichen auf den Wellen schaukelte.“[5]
[1] „Vor der Decke herabhängend schwebte, die Hautschwingen gespreitet, ein Flugsaurier, dazu der eben aus dem Reptilischen hervorgegangene Urvogel mit Schweif und bekrallten Fittichen.[6]
[2] „Derartige Galgenvögel schlugen sich gern ins Rheinland, wo sie sich sicherer fühlten unter den Fittichen der Besatzungsbehörde.“[7]
[2] „Der Koch heißt entweder Kuno oder Kaspar – man entscheide sich! – und fühlt sich, im großen ganzen, unter den allumfassenden, schwarzsamtenen Fittichen seines Herrn und Hirten wohl.“[8]
[2] „Es widerstrebte ihm, zurück unter die Fittiche der Familie zu kriechen, […].“[9]
[2] „Er stand unter den Fittichen des Schutzengels, der die Kinderstreiche bewacht.“[10]

Redewendungen:

[2] umgangssprachlich scherzhaft: jemanden unter seine Fittiche nehmen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] die Fittiche eines Adlers, Schmetterlings

Übersetzungen

Bearbeiten
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Fittich
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Fittich
[1] The Free Dictionary „Fittich
[1] Duden online „Fittich
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Fittich“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Fittich
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Fittich
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalFittich
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Fittich
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung (A–F), 9. Bände. Göttingen/Berlin 1980–2016 „Fittich“ (digitalisierte Fassung)
[1, 2] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Fittich«.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Fittich
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Stichwort »Fittich«, Seite 298.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-411-04076-6, Stichwort »Fittich«, Seite 270.
  4. Hans Carossa: Doktor Buͤrgers Ende. Letzte Blaͤtter eines Tagebuchs. Inſel-Verlag, Leipzig 1913, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
  5. Reinhold Schneider: Las Casas vor Karl V. Szenen aus der Konquistadorenzeit. Insel-Verlag, Leipzig 1955, Seite 27 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe 1938).
  6. Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Roman. S. Fischer Verlag, [Frankfurt am Main] 1957, Seite 349 (Erstausgabe 1954; Teildruck 1929, erweitert 1937).
  7. Anna Seghers: Die Toten bleiben jung. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1949, Seite 165 (Zitiert nach Google Books).
  8. Wolfgang Hildesheimer: Der Brei auf unserem Herd. In: Lieblose Legenden. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1. – 5. Tausend, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1962, Seite 139 (Erstausgabe in der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart 1952).
  9. Rudolf Otto Wiemer: Die Schlagzeile. Roman. Literarischer Verlag Braun, Köln 1977, ISBN 3-88097-059-9, Seite 188 (Zitiert nach Google Books).
  10. Erwin Strittmatter: Der Laden. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1983, Seite 274.