Tabula rasa machen (Deutsch) Bearbeiten

Redewendung Bearbeiten

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

tabula rasa machen

Worttrennung:

Ta·bu·la ra·sa ma·chen

Aussprache:

IPA: [ˈtaːbula ˈʁaːza maːxn̩]
Hörbeispiele:   Tabula rasa machen (Info)

Bedeutungen:

[1] bildungssprachlich: reinen Tisch machen; energisch, rücksichtslos und unbeirrt Ordnung, klare Verhältnisse schaffen oder Klarheit herbeiführen

Herkunft:

unter Einfluss von Französisch und Englisch, aus mittellateinisch tabula rasa → laabgeschabte Schreibtafel“, abgeleitet aus dem lateinischen Partizip Perfekt Femininum rasa → la zum Verb radere → la kratzen, schaben, glätten[1][2]; bei den Römern war es üblich, auf Wachstäfelchen zu schreiben und diese wieder glatt zu schaben, wenn sie erneut benutzt werden sollten; daraus entwickelte sich die Bedeutung im übertragenen Sinne „einen neuen Anfang machen“ und „das Alte beseitigen“[3]

Sinnverwandte Wörter:

[1] aufdecken, aufhören, aufräumen, ausmisten, beenden, klären, schonungslos offenlegen; österreichisch: saure Wiesen trockenlegen

Gegenwörter:

[1] fortsetzen, unter den Teppich kehren, vertuschen, umgangssprachlich: verschlampen

Oberbegriffe:

[1] handeln

Beispiele:

[1] Aus Furcht vor Inflation flüchten Sparer aus Geldwerten und machen Tabula rasa bei Lebensversicherungen und Sparplänen.[4]
[1] Die Versuchung, im Glaubenschaos der Gegenwart auf den Tisch zu hauen und Tabula rasa zu machen, sich den ganzen lästigen Weltanschauungskram einfach mit einem Schlag vom Halse zu schaffen, ist groß, aber man muss ihr widerstehen.[5]
[1] Im Gegenteil: Selbst Norbert Blüm fühlte sich veranlaßt, vor "neuen sozialpolitischen Rambos, die glauben, sie können Tabula rasa machen", zu warnen.[6]
[1] „Dramaturgisch ist das ein einfacher Kunstgriff, der Autor macht Tabula rasa.“[7]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2008, ISBN 978-3-411-04113-8, Seite 755, Eintrag „Tabula rasa machen“.
[1] Wikipedia-Artikel „Tabula_rasa
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Tabula rasa
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalTabula+rasa
[1] The Free Dictionary „Tabula rasa machen
[1] Redensarten-Index „Tabula rasa machen

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 1322, Eintrag „Tabula rasa“.
  2. J.M. Stowasser, M. Petschening und F. Skutsch: Stowasser: Lateinisch - deutsches Schulwörterbuch. Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 2008, ISBN 978-3-230-03319-2 (Gebundene Ausgabe, 608 Seiten), Seite 426, Eintrag „rādō“.
  3. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2008, ISBN 978-3-411-04113-8, Seite 755, Eintrag Tabula rasa machen.
  4. Anja Ettel und Holger Zschäpitz: Take the money and run. In: Welt Online. 24. Oktober 2010, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 17. Januar 2012).
  5. Jan Ross: Mit Gott und Allah. Kruzifix-Streit. In: Zeit Online. Nummer 18/2010, 28. April 2010, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 17. Januar 2012).
  6. Norbert Reuter: Die Fixierung auf den Export verurteilt zum Lohn- und Sozialabbau. Eine ökonomische Falle. In: Zeit Online. 8. November 1996, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 17. Januar 2012).
  7. Jan Philipp Reemtsma, in Zusammenarbeit mit Fanny Esterházy: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-80070-2, Seite 186.