überliefern
überliefern (Deutsch)
BearbeitenVerb, untrennbar
BearbeitenPerson | Wortform | |||
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Präsens | ich | überliefere | ||
du | überlieferst | |||
er, sie, es | überliefert | |||
Präteritum | ich | überlieferte | ||
Konjunktiv II | ich | überlieferte | ||
Imperativ | Singular | überliefere! | ||
Plural | überliefert! | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
überliefert | haben | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:überliefern
|
Worttrennung:
- über·lie·fern, Präteritum: über·lie·fer·te, Partizip II: über·lie·fert
Aussprache:
- IPA: [ˌyːbɐˈliːfɐn]
- Hörbeispiele: überliefern (Info)
- Reime: -iːfɐn
Bedeutungen:
- [1] etwas, beispielsweise eine Geschichte, einen Brauch, an die Nachkommen weitererzählen/weitergeben
- [2] gehoben, veraltet: eine Person jemandem gegen den Willen dieser Person übergeben
Synonyme:
- [1] tradieren, weitergeben, weiterreichen, weiterleiten
- [2] ausliefern
Sinnverwandte Wörter:
- [1] berichten, erzählen
- [1] vererben, vermachen, weiterführen, übergeben, überkommen
Beispiele:
- [1] In unserer Familie sind die Bräuche überliefert, dass wir am Weihnachtsabend Kartoffelsalat mit Würstchen, am 1. Weihnachtstag etwas mit Wild, essen.
- [1] Die Zwiebel gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Schon im Alten Testament der Bibel ist ihre Beliebtheit überliefert.[1]
- [1] Bevor die tragbare Orgel, das sogenannte Orgelpositiv, an das Gefängnis verkauft wurde, stand sie in einer Kirche. Nicht überliefert ist, ob sie auch von Johann Sebastian Bach gespielt wurde.[2]
- [1] Aus dem Mittelalter ist überliefert, dass auf dem heutigen deutschen Territorium die Sieger eines Kampfes mit Würsten belohnt wurden.[3]
- [1] Die Anekdote vom Damoklesschwert ist aus Ciceros tusculanae disputationes 5,61–62 überliefert.[4]
- [1] Bereits in mittelalterlichen Handschriften, die die Osterliturgie überliefern, taucht der Hase in bildnerischen Darstellungen auf.[5]
- [1] Die Büchse der Pandora enthielt, wie die griechische Mythologie überliefert, alle der Menschheit bis dahin unbekannten Übel wie Arbeit, Krankheit und Tod.[6]
- [1] [Es] ist ein gemeinsamer Geburtstagsbrief der Brüder Grimm an ihren Vater Philipp Wilhelm überliefert, den sie als drei- und vierjährige Jungen in lateinischer Schrift verfassten.[7]
- [1] [Silke Fischer:] „Märchen gehören zu den tiefsten und nachhaltigsten Eindrücken, die ein Mensch je erfährt. Sie verbinden die Epochen, Generationen, indem sie Werte und Selbstverständnis der Gemeinschaften überliefern.“[8]
- [2] Hütet euch aber vor den Menſchen, denn ſie werden euch den Gerichten überliefern, und euch geiſſeln in ihren Synagogen, und vor Landpfleger und Könige werdet ihr geführet werden um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugniſſe. Wenn ſie euch aber überliefern, ſo überdenket nicht, wie oder was ihr reden wollet; […][9]
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] mit Substantiv: eine Anekdote überliefern, ein Bonmot überliefern, Bräuche überliefern, eine Chronik überliefern, ein Fragment überliefern, Geschichten überliefern, eine Legende überliefern, ein Märchen überliefern, der Nachwelt überliefern, eine Sage überliefern, Traditionen überliefern
- [1] in Kombination: in Briefen überliefern, von Generation zu Generation überliefern
- [1] mit Adjektiv: mündlich überliefern, schriftlich überliefern
- [2] mit Substantiv: jemanden dem Gericht überliefern, jemanden dem Henker überliefern, jemanden seinem Schicksal überliefern, jemanden dem Tod überliefern, jemanden dem Verderben überliefern
Wortbildungen:
- [*] Überlieferung
- [*] überliefert
Übersetzungen
Bearbeiten [2] ?
- [1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „überliefern“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „überliefern“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „überliefern“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „überliefern“
- [1] The Free Dictionary „überliefern“
- [1, 2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „überliefern“ auf wissen.de
- [1] wissen.de „überliefern“
- [1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „überliefern“
Quellen:
- ↑ Michael Utz: Sprachbar - Ein scharfes Gewächs. In der Küche ist sie unverzichtbar, bei Krankheiten und Schmerzen entfaltet sie ihre heilende Kraft – und in der Architektur ist sie auch eine gute Bekannte: die Zwiebel. In: Deutsche Welle. 14. September 2016 (Text und Audio, Dauer 05:54 mm:ss, URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Suzanne Cords, Beatrice Warken: Alltagsdeutsch – Podcast - Das Bachhaus. Es zieht jährlich etwa 60.000 Besucher an, das Bachhaus in Eisenach. In ihm kann man sich über den großen deutschen Musiker Johann Sebastian Bach informieren. Nur wer dort sein Geburtshaus erwartet, hat sich getäuscht. In: Deutsche Welle. 11. März 2014 (Text und Audio, Dauer: 08:59 mm:ss, URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Marion Hetzel: Sprachbar - Es geht um die Wurst!. In: Deutsche Welle. 4. Juni 2014 (URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Deutscher Wikipedia-Artikel „Damokles“ (Stabilversion)
- ↑ Klaus Deuse: Eine Kulturgeschichte des Osterhasen - Vom Papst gebannt und trotzdem weitergehoppelt. In: Deutschlandradio. 1. April 2018 (Deutschlandfunk Kultur/Berlin, Sendereihe: Religionen, Text und Audio, Dauer: 07:25 mm:ss, URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Deutscher Wikipedia-Artikel „Büchse der Pandora“ (Stabilversion)
- ↑ Deutschlehrer-Info - Schriften von Jacob und Wilhelm Grimm online. Die Märchen der Brüder Grimm und ihr berühmtes Wörterbuch sind im Netz schon länger frei zugänglich. Nun hat die Universität Kassel auch die Schriftstücke aus dem Nachlass der Brüder ins Internet gestellt.. In: Deutsche Welle. 18. Juni 2015 (URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Monika Dittrich: Sind Märchen gut für Kinder?. In: Deutschlandradio. 19. Mai 2018 (Deutschlandfunk/Köln, Sendereihe: Streitkultur, Gespräch mit Silke Fischer und Stevie Schmiedel, Text und Audio, Dauer: 24:33 mm:ss, URL, abgerufen am 6. Juni 2018) .
- ↑ Joseph Annegarn: Die heilige Schrift im Auszuge mit kurzen Sacherklärungen, besonders zur Erläuterung der biblischen Geschichte für Schulmänner und zur häuslichen Erbauung. 3, Verlag der Coppenrathschen Buch- und Kunsthandlung, 1835, Seite 88 (Zitiert nach Google Books) .