Dieser Eintrag war in der 24. Woche
des Jahres 2020 das Wort der Woche.

gesichtslos (Deutsch)

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Positiv Komparativ Superlativ
gesichtslos gesichtsloser am gesichtslosesten
Alle weiteren Formen: Flexion:gesichtslos
 
[1] wortwörtliche Bedeutung: gesichtslose Puppen
 
[1] gesichtslose Wohnblocks, die überall auf der Welt stehen könnten

Worttrennung:

ge·sichts·los, Komparativ: ge·sichts·lo·ser, Superlativ: am ge·sichts·lo·ses·ten

Aussprache:

IPA: [ɡəˈzɪçt͡sˌloːs]
Hörbeispiele:   gesichtslos (Info)
Reime: -ɪçt͡sloːs

Bedeutungen:

[1] ohne besondere Eigenschaften, ohne Charakteristika; meist im Zusammenhang mit Menschen, Orten oder Gebäuden gebraucht

Herkunft:

Ableitung des Adjektivs vom Substantiv Gesicht mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -los und dem Fugenelement -s

Sinnverwandte Wörter:

[1] anonym, ausdruckslos, blass, farblos, kalt, langweilig, leblos, nichtssagend, unauffällig, unpersönlich, unscheinbar

Beispiele:

[1] Als gesichtsloser Schreiber kann man sich in sozialen Medien Hasskommentare erlauben.
[1] Das ist kein toller Film, die Hauptfiguren bleiben ziemlich gesichtslos.
[1] „[…] Bandfotos gibt es nicht, Interviews auch nicht. Belle & Sebastian sind lange eine gesichtslose Band.“[1]
[1] „Die gesichtslose Massengesellschaft wird allmählich Realität.“[2]
[1] „Die gesichtslosen Bürokraten in Mischustins Regierung haben eine wichtige Aufgabe vor sich: die wachsende soziale Unzufriedenheit zu unterdrücken.“[3]
[1] „»Die Hannoveraner werden von außen manchmal als gesichtslos und langweilig belächelt, Hannover gilt als graue Stadt.«“[4]
[1] „Der Potsdamer Platz entwickelt sich aktuell zu genau dem gesichtslosen Retortenplatz, den seine Kritiker schon immer in ihm sahen.“[5]
[1] „Der erste spektakuläre Fall war der Abriss eines historischen Hauses in der Altstadt, an dessen Stelle ein gesichtsloser Neubau errichtet wurde.“[6]
[1] „Mit einem Kultur- und Kongresszentrum will sich Schlieren vom Ruf einer gesichtslosen Industrievorstadt trennen.“[7]
[1] „»Wedel war eine lange Zeit berühmt-berüchtigt für die Zahl seiner Gaststätten. An das historische Brauhaus, das hier stand, erinnert rein gar nichts. Es ist gesichtslos geworden.«“[8]
[1] „Am 8. April 1904 bekommt der bislang gesichtslose ‚Long Acre Square‘ im Herzen Manhattans einen neuen Namen: ‚Times Square‘.“[9]
[1] „Auf jeden Fall wollten Planer und Architekten die Fehler der Vergangenheit vermeiden – gesichtslose Trabantenstädte ohne Infrastruktur.“[10]
mit Steigerung:
[1] „Gut möglich, dass die Ödipus-Tochter Ismene wirklich die gesichtsloseste Figur des Dramenkanons ist.“[11]
[1] „Die grauen Männer – haben sich in Schatten verwandelt. Aus dem Blaulichtauto steigt der graueste, der gesichtsloseste von allen und geht auf die Tür der Bibliothekarin zu.“[12]
[1] „Sachsen-Anhalt, das gelegentlich als „das gesichtsloseste [Land] der Republik“ beschrieben wird, kann trotz seiner kurzen Existenz als eigenständiges Land auf ein umfangreiches historisches Erbe blicken.“[13]
[1] „»Durch solche Tapeten kann sich der Städter noch in die gesichtsloseste Wohnung Gemütlichkeit holen«, sagt auch Katharina Semling, Wohnexpertin aus Oldenburg.“[14]
[1] „Von gut situierten Randgebieten abgesehen behaupten wir heute, dass Chandigarh die gesichtsloseste, hässlichste Stadt der Welt ist – ein Negativrekord!“[15]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Substantiv (Orte, Gebäude): gesichtslose Fußgängerzone / Trabantenstadt, gesichtsloser Neubau / Plattenbau / Wohnblock / Wohnsilo, gesichtsloses Neubauviertel
[1] mit Substantiv (Menschen): gesichtslose Masse, gesichtsloser Bürokrat

Wortbildungen:

Gesichtslosigkeit

Übersetzungen

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[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „gesichtslos
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „gesichtslos
[1] Duden online „gesichtslos
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalgesichtslos
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „gesichtslos
[*] Wahrig Synonymwörterbuch „ausdruckslos“ auf wissen.de

Quellen:

  1. Andrea Schmidt: Ruhmeshalle – Belle & Sebastian - If You're Feeling Sinister. In: Bayerischer Rundfunk. 21. November 2008 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  2. Film-Tipp des Tages: «Public Enemies». In: Schweizer Radio und Fernsehen. 27. November 2015 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  3. Konstantin Eggert: Russland – Gastkommentar: Unbegrenzte Macht für Wladimir Putin. In: Deutsche Welle. 26. Januar 2020 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  4. Hannover: "Wir denken Kulturhaupstadt ganz anders". In: Norddeutscher Rundfunk. 8. März 2019 (Interview mit Inga Samii, Projektmanagerin im Bewerbungsteam für Hannover als Kulturhauptstadt Europas, URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  5. Susanne Messmer: Berlinale am Potsdamer Platz – Der Glanz kommt nur vom Regen. In: taz.de. 19. Februar 2020, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  6. Reise – Läuft die Uhr ab für Prag als UNESCO-Weltkulturerbe?. In: Deutsche Welle. 26. Oktober 2018 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  7. Zürich Schaffhausen - Schlieren gibt sich ein neues Image. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 16. Mai 2013 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  8. Robert Tschuschke: Wedel: Von Bier, Ochsen, Kultur und frischem Wind. In: Norddeutscher Rundfunk. 3. Oktober 2019 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  9. Florian Kummert: 8.4.1904: Times Square bekommt seinen Namen. In: Bayerischer Rundfunk. 8. April 2019 (Sendereihe: Das Kalenderblatt, URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  10. Stefanie Baumann: Schöner Wohnen für Alle – Messestadt München Riem. In: Bayerischer Rundfunk. 10. Juli 2019 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  11. Christine Wahl: "Ismene" am Deutschen Theater – Schrei nach Liebe. In: Der Tagesspiegel Online. 22. März 2014 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  12. Wladimir Sergijenko: Russisch fluchen. Eulenspiegel Verlag, 2013, ISBN 9783359500148, Seite 11 (Zitiert nach Google Books).
  13. Politik und Regieren in Sachsen-Anhalt: Vorreiter oder Nachzügler? Springer Nature Switzerland AG, Cham, Schweiz, 28. September 2016, abgerufen am 25. Februar 2020.
  14. Gian-Philip Andreas, dpa: Neue Tapeten – Mehr Idylle an die Wand. In: Manager-Magazin.de. 17. August 2011, ISSN 0006-2375 (URL, abgerufen am 25. Februar 2020).
  15. Harald Stöber: Unter Buddhas und Allahs Augen. Abenteuerliche Pfade bis ins Himalaya. Engelsdorfer Verlag, 2013, ISBN 9783862688012, Seite 163 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: logischstes