Schlemihl
Schlemihl (Deutsch)
BearbeitenSingular | Plural | |
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Nominativ | der Schlemihl | die Schlemihle |
Genitiv | des Schlemihls | der Schlemihle |
Dativ | dem Schlemihl | den Schlemihlen |
Akkusativ | den Schlemihl | die Schlemihle |
Worttrennung:
- Schle·mihl, Plural: Schle·mih·le
Aussprache:
Bedeutungen:
- [1] bildungssprachlich: jemand, dem (durch seine Einfältigkeit) nichts gelingt
- [2] landschaftlich umgangssprachlich: jemand, der auf listige und durchtriebene Weise seine Ziele verfolgt; gerissener Mensch
Herkunft:
- Bei dem Wort handelt es sich um eine Entlehnung aus dem Jiddischen שלימיל (YIVO: shlimil) ‚ungeschickte Person, unschuldiges Opfer von Streichen‘.[1] Die weitere Herkunft ist umstritten.
- Laut Kluge und dem Duden Fremdwörterbuch ist שלימיל (YIVO: shlimil) die jiddische Entsprechung des in der Bibel erwähnten (Numeri 1,6) simeonitischen Häuptlings Shelumiel (hebräisch: שְׁלֻמִיאֵל (CHA: šelumiʾēl) ), der in der talmudischen Tradition gleichgesetzt wird mit Simri, welcher gegen das Gebot Gottes mit der Midianitin Kosbi verkehrte und deshalb von dem Zeloten Pinehas erstochen wurde. Warum der Name im Deutschen die besondere Bedeutung bekam, ist umstritten. Vermutlich hängt sie mit der Geschichte eines Juden namens »Schlemihl« im 13. Jahrhundert zusammen, dessen Frau nach 11 Monaten seiner Abwesenheit ein Kind bekam, und dem eingeredet wurde, er sei der Vater. Bekannt wurde die Figur dann durch die Märchenerzählung »Peter Schlemihls wundersame Geschichte« von Adelbert von Chamisso. Ebenso ist es jedoch denkbar, dass der hebräische Name als שְׁלֹמוֹ (CHA: še-lo-mo) ‚der nichts taugt‘ gedeutet wurde[2][3]
- Laut dem Duden Universalwörterbuch geht das jiddische Wort auf den hebräischen Begriff שֶׁלֶם (CHA: šælæm) ‚Opfer, Dankopfer, Schlachtopfer‘ zurück.[1]
Sinnverwandte Wörter:
- [1] Pechvogel, Unglücksmensch
- [2] Schlitzohr
Oberbegriffe:
Beispiele:
- [1] „»Ich verstehe nicht«, sprach sie, als ich geendet hatte, »wie ein Mann große und schöne Gedanken im Vortrage so wunderbar klar, so scharf, so vernünftig auseinandersetzen und dabei ein solcher Phantast, ein übersinnlicher Schlemihl sein kann.«“[4]
- [1] „Er faßt seinen Erfolg als einen Beweis dafür auf, daß er kein Taugenichts und Schlemihl sei; gerade dies aber zu sein, war einmal sein Ideal gewesen, oder er hatte den Chamisso und den Eichendorff nie ernstgenommen.“[5]
- [1] „Die Kennzeichnung des Diasporajuden als klassischer Antiheld und Schlemihl hat eine lange literarische Tradition.“[6]
- [2] „Aus solchem Leben erhoffte sich ein ästhetischer Schlemihl Bereicherung, das nannte er Tat, das war die politische Gebärde, auf die es jetzt alle abgesehen haben, die bisher ihre Zeit damit verbrachten, für die letzten Dinge einer Tänzerin die Formel zu suchen.“[7]
Übersetzungen
Bearbeiten [1] bildungssprachlich: jemand, dem (durch seine Einfältigkeit) nichts gelingt
[2] ?
- [1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7 , Seite 1468
- [1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 , Seite 1218
- [1] Wikipedia-Artikel „Schlemihl“
- [1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Schlemihl“
Quellen:
- ↑ 1,0 1,1 Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7 , Seite 1468
- ↑ Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 , Seite 808
- ↑ Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 , Seite 1218
- ↑ Leopold von Sacher-Masoch → WP: Venus im Pelz. tredition, 2012, ISBN 9783842415119, Seite 68 (zitiert nach Google Books) .
- ↑ Hugo Ball: Hermann Hesse → WP. In: Projekt Gutenberg-DE. Gaienhofen am Bodensee (URL) .
- ↑ Talmudjude gegen Muskeljude. In: taz.de. 25. Mai 2002, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 11. Januar 2014) .
- ↑ Karl Kraus → WP: Grimassen - Aufsätze 1902-1914. In: Projekt Gutenberg-DE. Der Fall Kerr; Der kleine Pan stinkt schon (URL) .
Ähnliche Wörter (Deutsch):
- ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Schlamassel