Positiv Komparativ Superlativ
kess kesser am kessesten
Alle weiteren Formen: Flexion:kess

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

keß

Worttrennung:

kess, Komparativ: kes·ser, Superlativ: am kes·ses·ten

Aussprache:

IPA: [kɛs]
Hörbeispiele:   kess (Info)
Reime: -ɛs

Bedeutungen:

[1] mittelostdeutsch:
[a] jung, hübsch und dabei unbekümmert, lebenslustig
[b] (auf nicht kränkende Weise) ein wenig vorlaut, unverschämt, respektlos
[c] (auf dreiste Weise) der aktuellen Mode entsprechend, folgend

Herkunft:

seit dem 20. Jahrhundert bezeugt; aus dem Rotwelschen übernommen, wo es die Bedeutung „in Diebessachen erfahren, zuverlässig“ hat; es wird vermutet, dass es von der Bezeichnung des hebräischen Buchstabens Chet (ח‎ (CHA: [x]) ) herrührt, da das ins Rotwelsche entlehnte westjiddische Wort חכם‎ (YIVO: khokhem)  ‚Weiser, Gelehrter‘ - rotwelsch: kochem „gescheit“ - mit diesem Buchstaben anfängt[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1a, 1b] keck
[1b] dreist, frech, draufgängerisch, vorlaut
[1c] flott, modisch, schneidig

Beispiele:

[1a] „Mein Emil is ne kesse Nummer, / er hat schon manchen abgekehlt, / doch fürcht’ er sich vor jedem Brummer, / so jut is er, so zart beseelt.“[2]
[1b] Die Kleine ist ganz schön kess.
[1b] „»Du hast recht«, sagte Jopp, »Intelligenz ist verdächtig: Scharfsinn verblühter Reklamechefs. Der Asketenverein ›Zur häßlichen Schenkel‹ hat die platonische Idee erfunden. Das ›Ding an sich‹ ist heute ein Schuhputzmittel. Die Welt ist keß und voll Epilepsie.«“[3]
[1c] „Eine Locke, die kess über die linke Schulter geworfen war, die französische cadenette oder englische lovelock, führte zu Widerstand.“[4]

Redewendungen:

[1] (salopp veraltend) eine kesse Biene: keckes, flottes junges Mädchen
[1b] auf die kesse Tour: dreist
[1b] (umgangssprachlich) eine kesse Lippe riskieren: großspurig reden
[1b] (salopp) eine kesse Schnauze haben: frech (daher)reden
[1c] eine kesse Sohle aufs Parkett legen: flott tanzen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1a] ein kesses Mädchen
[1b] kesse Antworten, kesse Bemerkungen; eine kesse Sprache, in kessem Ton; kess werden
[1c] eine kesse Bluse, ein kesser Pulli; kess aussehen; ein kess ins Gesicht fallender Pony, eine kesse Frisur

Wortbildungen:

Kessheit

Übersetzungen

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[1] vergleiche Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 947
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „keß
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalkess
[1] Duden online „kess

Quellen:

  1. vergleiche Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 unter dem Lemma „keß“, Seite 484
  2. Wikisource-Quellentext „Klabund: Er hat als Jöhr. In: Die Harfenjule, 1. Auflage, Die Schmiede, Berlin 1927. Seite 12
  3. Hugo Ball → WP: Tenderenda der Phantast. In: Projekt Gutenberg-DE. Kapitel II: Das Karussellpferd Johann (URL).
  4. Wolfgang Müller: Kulturhistorische Streifzüge durch den Haarirrsinn. Bücher für Randgruppen. In: taz.de. 2. Oktober 2001, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 7. Januar 2014).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: des, fes, ges, räß, wes