Ghul (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ der Ghul die Ghule
Genitiv des Ghul
des Ghuls
der Ghule
Dativ dem Ghul den Ghulen
Akkusativ den Ghul die Ghule

Alternative Schreibweisen:

veraltet: Ghûl, Ghūl

Worttrennung:

Ghul, Plural: Ghu·le

Aussprache:

IPA: [ɡuːl]; arabisiert: [ʁuːl], arabisch: [ɣuːl]
Hörbeispiele:   Ghul (Info)
Reime: -uːl

Bedeutungen:

[1] (im muslimisch-orientalischen Kontext) zu den Dschinn gehörendes dämonenhaftes Fabelwesen, das unterschiedliche (vor allem menschliche) Gestalten annimmt und das Reisende an abgelegenen, ansonsten unbewohnten Orten (vor allem in der Wüste) irreführt und sie so in den sicheren Tod schickt (nach europäischer Hinzudeutung ab dem 18. Jahrhundert tötet es Menschen an diesen abgelegenen Orten aktiv und verschlingt ihre Leichen oder, wenn es auf keine lebendigen Menschen trifft, treibt es vor allem auf Friedhöfen als Grabräuber und Leichenfresser sein Unwesen)[1]

Herkunft:

Das Wort ist dem gleichbedeutend arabischen غُول‎ (DMGġūl) →ar [2] entlehnt[1] (vergleiche Algol[3]).

Weibliche Wortformen:

[1] Ghul f, Ghula, Ghule, Ghulin

Oberbegriffe:

[1] Fabelwesen, Gestaltwandler
[1] Dschinn

Beispiele:

[1] „Abd Hajjāf, Indiens Heldenkönig, erlegt einen Ghūl mit einem Hieb, der Ghūl bittet, er möge noch ein zweites Mal nach ihm hauen, Abd Hajjāf hütet sich wohl davor und verkündet auch in einem Gedichte dieses Grundgesetz der Dämonentödtung: den Hieb nicht wiederholen ([…]).“[4]
[1] „Da Soraya befürchtete, daß der Ghul sie nun bald einhole, öffnete sie den Seelenkasten, in dem sie einen kleinen Vogel fand. Sie nahm ihn und begann ihm den Hals umzudrehen. Da stieß der Ghul einen fürchterlichen Schrei aus und stürzte auf Soraya zu, um seine Seele aus ihren Händen zu befreien. Sie erwürgte den Vogel. Der Ghul schrie, daß es durch die ganze Wüste hallte, und fiel tot um.“[5]
[1] „Er lief und lief, überstieg Gebirge, durchquerte Wüsten und unwirtliche Wadis, bis er schließlich ins Land der Schrecken und der Ghule gelangte.“[6]
[1] „Die Tiere und Pflanzen waren gestorben, alles, was lebte und umging, außer den Ghulen und Geistern der Finsternis.“[7]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Wikipedia-Artikel „Ghul
[1] wissen.de – Lexikon „Ghul
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGhul
[1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Ghûl“ (Wörterbuchnetz), „Ghûl“ (Zeno.org)

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Nach Ahmed K. Al-Rawi: The Arabic Ghoul and its Western Transformation. In: Folklore. Volume 120, Number 3, Dezember 2009, ISSN 0015-587X, Seite 291–306 (JSTOR 40646532).
  2. Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733, Stichwort »غول‎«, Seite 932.
  3. Nabil Osman (Herausgeber): Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft. 8. Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60155-2, DNB 1000847020, Stichwort »Algol«, Seite 23 (Google Books).
  4. Bernhard Heller: DIE BEDEUTUNG DES ARABISCHEN ‘ANTAR-ROMANS FÜR DIE VERGLEICHENDE LITTERATURKUNDE. Hermann Eichblatt Verlag, Leipzig 1931, Seite 51 (Zitiert nach Google Books).
  5. Ursula Assaf-Nowak, Yussuf Assaf (Herausgeber): 13. Soraya, die Tochter des Ghul, und die schwarze Hündin. In: Märchen aus dem Libanon. Diederichs, Düsseldorf/Köln 1978 (übersetzt von den Herausgebern aus dem Arabischen), ISBN 3-424-00611-4 (Halbleineneinband), ISBN 3-424-00612-2 (Ledereinband), Seite 122 (Zitiert nach Google Books).
  6. Sylvia M. Patsch: AUFGELESENES. In: Vorarlberger Nachrichten. 17. Juni 2000, Seite D8.
  7. Christine Wunnicke: Die Dame mit der bemalten Hand. Roman. 7. Auflage. Berenberg Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-946334-76-7, Seite 108.