Todeszug (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ der Todeszug die Todeszüge
Genitiv des Todeszuges
des Todeszugs
der Todeszüge
Dativ dem Todeszug
dem Todeszuge
den Todeszügen
Akkusativ den Todeszug die Todeszüge
 
[1] Die Leichen im Todeszug aus Buchenwald wurden von amerikanischen GIs gefunden.

Worttrennung:

To·des·zug, Plural: To·des·zü·ge

Aussprache:

IPA: [ˈtoːdəsˌt͡suːk]
Hörbeispiele:   Todeszug (Info)

Bedeutungen:

[1] Schienenverkehr: Zug, bei dessen Fahrt viele Menschen sterben oder die zu einem Ort gebracht werden, an dem sie getötet werden sollen (beispielsweise in der Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands)
[2] erzwungener Fußmarsch einer Gruppe von Leuten, auf dem aufgrund der äußeren Umstände (beispielsweise Kälte, Dauer des Marsches) viele Personen sterben oder von Bewachern umgebracht werden

Herkunft:

Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus den Substantiven Tod und Zug sowie dem Fugenelement -es

Synonyme:

[1] Todesfahrt, Todestransport
[2] Todesmarsch

Oberbegriffe:

[1] Zug

Beispiele:

[1] „Ohne Geld bleibe den Kinder nur ein Weg in die USA – eine Reise auf den Dächern der Güterzüge, die die Kindern auch "El Tren da la Muerte", den Todeszug, nennen.“[1]
[1] „Rund hundert Kilometer nördlich der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze fährt fast täglich ein Güterzug gen Norden. Als der Todeszug ist er berüchtigt, „die Bestie“ nennen ihn die Migranten. Noch im Bahnhof der Stadt Ariaga klettern sie auf die Waggondächer und hoffen.“[2]
[1] „Am 2. März 1943 in einen Todeszug gepfercht und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, verlieren sich ihre [Anmerkung: der jüdischen Lyrikerin Gertrud Kolmar] Spuren.“[3]
[1] „In 60 bis 80 Waggons sollen die vorwiegend ungarischen Juden nach Süden, nach Tirol, gebracht werden. Das Ziel: Keiner der Häftlinge soll das Kriegsende überleben. Laszlo "Leslie" Schwartz ist 14 Jahre alt und wohl der jüngste Gefangene auf diesem Todeszug.[4]
[1] „Ein Todeszug setzte sich in der Regel aus vierzig bis sechzig Wagen zusammen. Er konnte bis zu 6000 Menschen mit ihren Bündeln und Vorräten aufnehmen, manchmal waren es aber auch nur 3500.“[5]
[1] „Vor 75 Jahren befahl Rumäniens Diktator, die Stadt Iasi "von Juden zu säubern". 15.000 Menschen wurden erschlagen oder erschossen, sie erstickten oder verdursteten in Todeszügen.[6]
[1] „Der Todeszug, in den Sara mit ihrer Familie eingepfercht war, kam bis zur polnischen Grenze, hielt einige Tage – Tage ohne Wasser, ohne Nahrung, die Notdurft musste im Waggon verrichtet werden.“[7]
[1] „Jeder kennt die Bilder der Waggons, mit denen Juden in Konzentrationslager transportiert wurden. Dass Hunderten die Flucht aus den Todeszügen gelang, ist kaum bekannt.“[8]
[1] „»Alle, die dem Todeszug nach Auschwitz entkamen, konnten auf die Hilfe der belgischen Bevölkerung rechnen. Niemand wurde verraten. L'honneur des Belges, die Ehre der Belgier.«“[9]
[1] „Moniek war 16 Jahre alt, als er völlig entkräftet aus dem Todeszug nach Mauthausen sprang, in dem sein Vater umkam.“[10]
[1] „Zwei von drei Juden, denen die Flucht aus Ghettos oder Todeszügen gelang, kamen durch Verrat ums Leben, stellte der Holocaustforscher Jan Grabowski schon 2011 fest.“[11]
[2] „SS-Männer folgten ihnen und trieben die Häftlinge ohne Pausen und Proviant Kilometer um Kilometer nach Westen. Wer stürzte oder zurückfiel, wurde von Exekutionskommandos erschossen. Werner Bab, 20, ging im hinteren Teil des Todeszugs.[12]
[2] „Am 2. Mai 1945 befreiten amerikanische Soldaten die letzten Überlebenden des Dachauer Todeszuges, dessen Hauptroute durch Gauting, Starnberg und Bad Tölz bis an den Tegernsee führte […]. Etwa die Hälfte der Häftlinge war unterwegs umgekommen, Hunderte starben später an den Folgen der Tortur.“[13]
[2] „»Ausgehungerte Jammergestalten, die an der steirisch–ungarischen Grenze zu Schanzbauten verwendet worden waren; und damit man sie nicht den Russen überlassen musste, trieb man sie nun zur Vernichtung nach Mauthausen […]«. Einer von vielen Zeitzeugenberichten schildert die folgenschweren Versuche vom Todeszug auszubrechen, einen Fluchtversuch zu unternehmen oder einfach nur an Essbares heranzukommen.“[14]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Substantiv (Orte): Todeszug aus Buchenwald[15], Todeszug von Iași[16]

Übersetzungen Bearbeiten

[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Todeszug
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalTodeszug
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Todeszug
[*] Wikipedia-Suchergebnisse für „Todeszug

Quellen:

  1. Amerika – Eine Reise mit dem "Todeszug". In: Deutsche Welle. 18. Juni 2009 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  2. Michael Castritius: Gefährliche Durchreise. Migranten aus Mittelamerika müssen in Mexiko um ihr Leben fürchten. In: Deutschlandradio. 22. Mai 2010 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Eine Welt, URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  3. Christian Linder: Lyrikerin Gertrud Kolmar Von den Nazis ermordet – von der Nachwelt verehrt. In: Deutschlandradio. 10. Dezember 2019 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Kalenderblatt, Text und Audio, hörbar nur bis 10.06.2020 wegen des deutschen Telemediengesetzes (TMG) in Verbindung mit dem Rundfunkstaatsvertrag in der Fassung der 22. Änderung, URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  4. Der Mühldorfer Todeszug – Begegnungen gegen das Vergessen. In: Bayerischer Rundfunk. 6. November 2018 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  5. Gerald Reitlinger: Die Endlösung. Hitlers Versuch der Ausrottung der Juden Europas, 1939-1945. Colloquium Verlag, 1956, Seite 295 (Zitiert nach Google Books)
  6. Keno Verseck: Holocaust in Rumänien – "Alle Judenmänner raus". In: Spiegel Online. 30. Juni 2016, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  7. Heike Linde-Lembke: Jom Haschoa – Malen gegen das Grauen. In: Jüdische Allgemeine Online. 9. April 2018, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  8. Christoph Gunkel: Flucht aus den Nazi-Todeszügen – 764 Sprünge in die Freiheit. In: Spiegel Online. 14. März 2014, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  9. Sven-Claude Bettinger: Marion Schreiber: Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz. In: Deutschlandradio. 6. November 2000 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Politische Literatur, URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  10. Daniela Gorgs: Großes Interesse an einem Zeitzeugen: Kleiner, großartiger Junge. In: sueddeutsche.de. 29. Oktober 2017, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  11. Gabriele Lesser: Polen – Schuld und Ehre. Warschau und Jerusalem streiten über polnische Kollaborateure beim Judenmord. In: Jüdische Allgemeine Online. 29. Januar 2018, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  12. Martin Pfaffenzeller: Todesmarsch der Auschwitz-Häftlinge – "Rechts und links war alles voll mit Leichen". In: Spiegel Online. 27. Januar 2019, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  13. Bayern – Letzter Blutstropfen. In: Spiegel Online. Nummer 30/1989, 24. Juli 1989, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2019).
  14. Markus Krenn: Der Todesmarsch ungarisch – jüdischer Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen durch das oberösterreichische Ennstal ins KZ Mauthausen im Frühjahr 1945 – ein mikrohistorischer Versuch. 2013, Seite 50, abgerufen am 10. Dezember 2019 (Diplomarbeit).
  15. Wikipedia-Artikel „Todeszug aus Buchenwald
  16. Wikipedia-Artikel „Todeszug von Iași