Singular Plural
Nominativ das Othering
Genitiv des Othering
des Otherings
Dativ dem Othering
Akkusativ das Othering

Worttrennung:

Othe·ring, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈʌðəɹɪŋ]
Hörbeispiele:   Othering (Info)

Bedeutungen:

[1] fachsprachlich, besonders Kulturwissenschaft, Geisteswissenschaft, Sozialwissenschaft: Prozess, bei der die Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, andere Gruppen als wesentlich andersartig und fremd wahrnimmt, die empfundene Andersartigkeit und Fremdheit abwertet und diese Gruppen ausgrenzt

Herkunft:

Entlehnung des gleichbedeutend englischen othering → en,[Quellen fehlen] einer Ableitung zum Verb other → en ‚[v]iew or treat (a person or group of people) as intrinsically different from and alien to oneself‘[1]

Synonyme:

[1] Fremd-Machung[2]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Alienation, Desintegration, Diskriminierung, Entfremdung, Exklusion, Rassismus, Separation

Gegenwörter:

[1] Inklusion, Integration, Pluralismus

Oberbegriffe:

[1] Ausgrenzung

Beispiele:

[1] „Der beschnittene Penis galt den Nazis als ‚undeutsch‘, in bewusster, antisemitisch motivierter Abgrenzung von den aus religiösen Gründen beschnittenen Juden. Ein gezielter Akt des ‚Othering‘ – für Sigmund Freud sogar ein Ergebnis von Kastrationsangst: […].“[3]
[1] „Das Eigene und das Fremde, das Fremde als das Andere – so lauten vergleichbare Schlagworte, die wie der englisch-amerikanische Fachbegriff ‚Othering‘ stets dasselbe meinen: Distanzierung und Abgrenzung gegenüber Menschen wegen deren Lebensform oder Kultur, wobei das eigene Selbst sowie das eigene soziale Image positiv hervorgehoben werden – während das Andere aufgrund von Hautfarbe, Religions- oder Volkszugehörigkeit als minderwertig dargestellt wird.“[4]
[1] „Die Kulturwissenschaft prägte dafür den Begriff »Othering«: Indem man eine andere Kultur als völlig fremd darstellt, vergewissert man sich seiner eigenen Identität.“[5]
[1] „Wenn nun das Modelabel Desigual, das die 20-Jährige zur Markenbotschafterin auserkor, sie zum ‚lebenden Beweis, dass Anderssein schön ist‘ adelte, ist das kein Akt der Coolness, sondern eine subtile Form des Otherings – so wird in der Ethnologie und Soziologie die Praxis bezeichnet, sich selbst von anderen zu distanzieren oder hervorzuheben, indem man sie als fremdartig klassifiziert.“[6]
[1] „Othering steht für das Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, darunter fallen etwa Antiziganismus, Antisemitismus, aber auch Homophobie.“[7]
[1] „Nicht weiß zu sein, werde als minderwertige Abweichung wahrgenommen. Dieser Ausgrenzungsprozess wird Othering genannt, bei Betroffenen wird das Gefühl erzeugt, nicht dazuzugehören.“[8]
[1] „Es ist vielmehr die Art und Weise, wie wir andere durch den Vorgang des Othering sehen und behandeln, das eine Bedrohung für jedes moralische oder politische Anliegen ist, das Respekt, Würde, Zugehörigkeit oder Inklusion zum Ziel hat, oder auch jede Form von Ermächtigung des Außergewöhnlichen. (Der Begriff Othering wird in deutschsprachigen akademischen Diskursen als Anglizismus verwendet, […]; Anmerkung der Redaktion.) Othering heißt nichts anderes, als jemanden aus der Menschheit auszuschließen, indem man bestimmt, wer dazugehört und wer nicht.“[9]
[1] „Aus einem Schuster, der gerne Schach spielt und übrigens auch Jude ist, wird plötzlich vor allem eines: ein Jude. Dieser Vorgang bedeutet, dass das Othering wichtiger wird als das, was bisher als gemeinsame Grundlage der Gesellschaft wahrgenommen wurde: die als universal gesetzte Menschlichkeit.“[10]

Übersetzungen

Bearbeiten
[1] Wikipedia-Artikel „Othering
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „Othering
[1] Duden online „Othering

Quellen:

  1. Online Etymology Dictionary „other
  2. Siehe beispielsweise
    Claudia Bentien, Hans Rudolf Velten (Herausgeber): Germanistik als Kulturwissenschaft. Eine Einführung in neue Theoriekonzepte. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-499-55643-X, Seite 72.
    Jochen Dreher, Peter Stegmaier (Herausgeber): Zur Unüberwindbarkeit kultureller Differenz. transcript Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-477-5, Seite 117 (Google Books).
  3. Martin Reichert: Ein Schnitt fürs Leben. In: taz.die tageszeitung. Nummer 8070, 9. September 2006, ISSN 1434-4459, Seite Ⅰ–Ⅱ [1001–1002] (taz Print-Archiv-URL, abgerufen am 26. August 2019).
  4. Manfred Loimeier: Sympathie und Abneigung steuern den Integrationsverlauf. In: Mannheimer Morgen. 12. August 2009, Seite 3.
  5. Ulf Lippitz: Der ist doch schwul. In: ZEITmagazin. Nummer 31, 5. August 2010 (ZEITmagazin Archiv-URL, abgerufen am 26. August 2019)
  6. Céline Lauer: Der inszenierte Makel. In: Welt am Sonntag. 29. März 2015, Seite 11.
  7. Feminismus – wider Willen. In: Aar-Bote. 25. April 2017, Seite 19.
  8. Rassismus ist in Deutschland noch immer tief verankert. In: Rhein-Zeitung. 8. Oktober 2018, Seite 20.
  9. Myisha Cherry: Das Paradox der Ausschließung. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Dezember 2018, ISSN 0174-4917, Seite 9.
  10. Karin Neuburger: Das Judentum und «die Deutschen». In: NZZOnline. 26. August 2019, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 26. August 2019).