wachstumskritisch (Deutsch) Bearbeiten

Adjektiv Bearbeiten

Positiv Komparativ Superlativ
wachstumskritisch
Alle weiteren Formen: Flexion:wachstumskritisch

Worttrennung:

wachs·tums·kri·tisch, keine Steigerung

Aussprache:

IPA: [ˈvakstuːmsˌkʁiːtɪʃ], [ˈvakstuːmsˌkʁɪtɪʃ]
Hörbeispiele:   wachstumskritisch (Info)   wachstumskritisch (Info), —

Bedeutungen:

[1] auf Wachstumskritik bezogen, Kritik an dauerhaftem wirtschaftlichem Wachstum ausübend; auch: Kritik an den Kennziffern Bruttosozialprodukt/Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für das Wohlergehen einer Gesellschaft ausübend

Herkunft:

Derivation (Ableitung) zum Stamm des Substantivs Sommer mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -lich. Das Wort kann auch als Ableitung/Rückbildung zu Kirchenkritik verstanden werden.

Sinnverwandte Wörter:

[1] kapitalismuskritisch, konsumkritisch

Gegenwörter:

[1] wachstumsorientiert, wachstumszentiert

Oberbegriffe:

[1] kritisch

Beispiele:

[1] „»Sie vertreten wachstumskritische Positionen und kritisieren den «Fortschrittswahn», wie Sie es nennen.«“[1]
[1] „Die Anti-AKW-Bewegung der siebziger Jahre politisiert ihn, vor allem aber der wachstumskritische Bericht des „Club of Rome“ und die Studie „Wege aus der Wohlstandsfalle“.“[2]
[1] „»Wir brauchen dringend eine streng wachstumskritische Agenda anstatt der bloßen Ersetzung fossiler Energien durch erneuerbare«, so Tanzmann.“[3]
[1] „Eine Gruppe kanadischer Aktivisten um eine konsum- und wachstumskritische Medien- und Werbeagentur hatte ihn ausgerufen: Einmal im Jahr Konsumverzicht üben! 24 Stunden lang!“[4]
[1] „Der Kauf-nix-Tag (englisch Buy Nothing Day) ist ein konsumkritischer und wachstumskritischer Aktionstag am letzten Freitag (Nordamerika) bzw. Samstag (Europa) im November. Er wird in über 60 Ländern organisiert.“[5]
[1] „Wie sich klimaneutral leben ließe, hat die wachstumskritische Degrowth-Bewegung liebevoll beschrieben: Man würde nur noch regionale und saisonale Produkte nutzen, könnte Freunde treffen, notwendige Reparaturen selbst vornehmen und Kleider nähen.“[6]
[1] „Dabei variiert aber die Ausrichtung dieser Ideen und Leitbilder deutlich zwischen den Studien: während in einigen Visionen eher die Versöhnung von Ökologie und der heutigen wachstumsorientierten Wirtschaftsweise angestrebt wird (UNEP, OECD, AASA), thematisieren andere Studien wachstumskritische Ideen und Leitbilder.“[7]
[1] „Auffallend ist, dass in den wachstumskritischen Studien technischen Innovationen weniger zentrale Bedeutung beigemessen wird, sondern diese eher als exogene Variable verstanden werden (PWG, nef, TJ, LW).“[7]
[1] „Die vorherrschenden Konsummuster und der Wachstumsdruck sind zwei zentrale Barrieren, die in wachstumskritischen Ansätzen genannt werden.“[7]
[1] „Wachstumskritische Zukunftsvisionen betonen hingegen, dass der Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und steigendem Wohlstand für die Bürgerinnen und Bürger heute empirisch nicht mehr nachzuweisen ist.“[7]
[1] „Hierbei sind wachstumskritische Ansätze wie z.B. „degrowth“ und „post-development“ von wachstumszentrierten Konzepten wie „Green Economy“ und insbesondere „Green Growth“ zu unterscheiden“[8] […].
[1] „So wird der eher städtische, wachstumskritische Anteil der Bevölkerung auch am Stadtrand immer größer, weshalb die Grünen ihr Wählerpotenzial innerhalb von vier Jahren stark ausbauen konnten“[9] […].
[1] „»Es gibt keine allgemein gültigen Standards, was genau ein grünes Unternehmen ausmacht«, sagt etwa die wachstumskritische Ökonomin Irmi Seidl, die unter anderem an der Universität Zürich lehrt.“[10]
[1] »Sehr, sehr viele Leute haben sich durch Konsum emanzipiert, wir vergessen das nur sehr schnell heute. Wenn wir wachstumskritisch sind beispielsweise, haben wir immer implizit natürlich unsere Sattheit, die Sattheit einer kleinen Elite im Kopf, aber wir übersehen, wie wichtig das Kaufen von Waren, der Zugriff auf Waren und auf Dienstleistungen, für die Generationen waren, die das nicht konnten, auf die sogenannten armen Leute!«[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Substantiv: eine wachstumskritische Agenda / Studie / Vorlesung, ein wachstumskritischer Aufsatz / Bericht / Vortrag, ein wachstumskritisches Buch / Narrativ
[1] mit Substantiv: eine wachstumskritische Autorin / Ökonomin / Volkswirtin / Wissenschaftlerin, ein wachstumskritischer Autor / Ökonom / Volkswirt / Wissenschaftler
[1] mit Substantiv: eine wachstumskritische Einstellung / Haltung / Position
[1] mit Substantiv: die wachstumskritische Bewegung[12]

Übersetzungen Bearbeiten

[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „wachstumskritisch
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwachstumskritisch

Quellen:

  1. Roman Bucheli: INTERVIEW – Wachstumskritiker Niko Paech: «Die Freiheit zum kollektiven Selbstmord wird wie eine Errungenschaft zelebriert». In: NZZOnline. 28. Juli 2022, ISSN 0376-6829 (Interview mit dem Ökonomen Niko Paech, URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  2. Stefanie Müller-Frank: Schweiz – Der Birkenstock-Rassist der Berge. In: Deutschlandradio. 17. November 2014 (Deutschlandfunk Kultur/Berlin, Sendereihe: Zeitfragen, Interview mit Benno Büeler, URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  3. Annika Glunz: Bioökonomie-Special bei Buchfestival – :Literatur als Brücke zur Natur. In: taz.de. 20. September 2020, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  4. 28. November 1992 – Erster Kauf-Nix-Tag. In: Bayerischer Rundfunk. 28. November 2022 (URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  5. Wikipedia-Artikel „Kauf-nix-Tag“ (Stabilversion), abgerufen am 14. Oktober 2023.
  6. Ulrike Herrmann: Kapitalismus und Klimaschutz – :Schrumpfen statt Wachsen. In: taz.de. 17. September 2022, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Dr. Klaus Jacob, Holger Bär, Lisa Graaf: 59/2015 – Metaanalyse von Visionen einer nachhaltigen Gesellschaft. umweltbundesamt.de, Umweltbundesamt, Präsidialbereich / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dessau-Roßlau, Deutschland, 2015, abgerufen am 13. Oktober 2023 (Seiten 18, 19, 28, 30 von 36).
  8. Carmen Richerzhagen, Steffen Bauer, Cristina Espinosa, Michael Pregernig: Texte 20/2019, Entwicklungspolitisch sensible Umweltpolitik. umweltbundesamt.de, Umweltbundesamt, Präsidialbereich / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dessau-Roßlau, Deutschland, 2019, abgerufen am 13. Oktober 2023 (Seite 50 von 85).
  9. Lars Brunckhorst: Kommentar – Es ist was in Bewegung. In: sueddeutsche.de. 27. September 2021, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  10. Silvia Liebrich: Nachhaltigkeit in Unternehmen – Grüner Anspruch, grüne Wirklichkeit. In: sueddeutsche.de. 23. Juli 2021, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  11. Anja Krieger: Ökonomie – Das Ende des Wachstums (2/2). In: Deutschlandradio. 27. März 2014 (Deutschlandfunk Kultur/Berlin, Podcast "Forschung und Gesellschaft", Aussage von Wolf Lotter, Wirtschaftsjournalist, URL, abgerufen am 14. Oktober 2023).
  12. Wikipedia-Artikel „Wachstumskritische Bewegung“ (Stabilversion)