Person Wortform
Präsens ich arisiere
du arisierst
er, sie, es arisiert
Präteritum ich arisierte
Konjunktiv II ich arisierte
Imperativ Singular arisier!
arisiere!
Plural arisiert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
arisiert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:arisieren

Worttrennung:

ari·sie·ren, Präteritum: ari·sier·te, Partizip II: ari·siert

Aussprache:

IPA: [aʁiˈziːʁən]
Hörbeispiele:   arisieren (Info)
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

[1] transitiv, Geschichte, nationalsozialistischer Sprachgebrauch: umfassendes Enteignen oder zwangsweises Verkaufen von Besitz (beispielsweise von Firmen, Gebäuden, Wohnungen, Kunstwerken, Schmuck, Barvermögen) der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) zugunsten von Privatpersonen oder des Staates

Sinnverwandte Wörter:

[1] enteignen, stehlen

Beispiele:

[1] „Während des Nationalsozialismus wurde die Gartenstadt Atlantic ‚arisiert.‘“[1]
[1] „Es ging um die Klaussynagoge, das Grundstück der zerstörten Barocksynagoge sowie das Kantorhaus in der Bakenstraße und das Mikwenhaus in der Judenstraße. 1938 waren die Gebäude „arisiert“ worden […].“[2]
[1] [Henri Hinrichsen: ] Im Zuge der „Entjudung“ der deutschen Wirtschaft nach 1933 belegten ihn die Nationalsozialisten mit Berufsverbot. Der Verlag wurde „arisiert“ und zu einem Spottpreis verkauft.[3]
[1] [Familie Rosenthal:] „Die Porzellanfabrik war unter den Nazis arisiert worden, die Familie hatte nach England auswandern müssen.“[4]
[1] „Ihre Firmen wurden in den 1930er Jahren "arisiert", wie die Nazis den faktischen Raub durch "Reichsdeutsche" beschönigend nannten.“[5]
[1] „Seit 1938 gilt ein generelles Berufsverbot für jüdische Kunsthändler und Galeristen. Viele müssen überstürzt ins Ausland fliehen, ihre Bestände werden rücksichtslos liquidiert und "arisiert".[6]
[1] „Der erwähnte "Mitläufer" ist ihr deutscher Großvater, der 1938 in Mannheim eine jüdische Firma "arisierte" - dabei wurden jüdische Geschäftsleute zwangsenteignet.“[7]
[1] „Josef Neckermann, Sohn eines Würzburger Kohle-Großhändlers, hatte das Unternehmen mit zwischenzeitlich bis zu 20.000 Beschäftigten auf Grundlage mehrerer Firmen aufgebaut, die vormals jüdischen Kaufleuten gehört hatten und in der Nazi-Zeit zwangsweise "arisiert" worden waren.“[8]
[1] „[…] als Jüdin nach der Machtübernahme Adolf Hitlers [Anmerkung: das Bild von Oskar Kokoschka "Pariser Platz in Berlin" vom Pfandhaus] auszulösen war […] aussichtslos: Jüdische Geschäftsleute wurden damals in Deutschland enteignet, ihre Geschäfte arisiert.[9]
[1] „»Ein Beispiel ist diese Maschinenbaufirma Henri Pelz in Erfurt, die ist relativ früh von den Nationalsozialisten arisiert worden, und Günther Quandt bekommt das Angebot, diese Firma zu übernehmen, und er zögert nicht, also schon nach wenigen Monaten mit seinen Managern dort hinzugehen und diese Firma zu übernehmen.«“[10]
[1] „Geboren wird Gert Boyle 1924 als Gertrude Lammfromm in Augsburg. Ihr Vater besitzt dort, am Königsplatz in der Nähe der Synagoge, eine große Fabrik für Weiß- und Unterwäsche. 1937 »arisieren« die Nazis das Unternehmen, kurz darauf emigriert die Familie nach Amerika. Das rettet ihr das Leben.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Substantiv: Besitz / eine Firma / ein Gebäude / ein Grundstück / ein Haus / Kunstwerke / Schmuck / ein Unternehmen / Vermögen / eine Wohnung arisieren

Wortbildungen:

Konversionen: Arisieren, arisierend, arisiert
Substantiv: Arisierung

Übersetzungen

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[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „arisieren
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „arisieren
[*] Wikipedia-Suchergebnisse für „arisieren
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „arisieren
[1] Duden online „arisieren
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „arisieren“ auf wissen.de

Quellen:

  1. Christine Gruler: Kultur – Merhaba und Shalom. In: Deutsche Welle. 22. November 2003 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  2. Christoph D. Richter: Antisemitismus – Jüdisches Leben in Halberstadt. In: Deutschlandradio. 12. Juni 2019 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Hintergrund, URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  3. Georg Beck: musica reanimata – Die Geschichte der Edition C. F. Peters. In: Deutschlandradio. 25. Mai 2016 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Musikforum, URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  4. Gabi Schlag: Beim großen Mann des deutschen Porzellans. Schloss Erkersreuth und das Porzellanikon Selb. In: Deutschlandradio. 19. September 2010 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Sonntagsspaziergang, URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  5. Tamara Anthony, Johannes Jolmes, Christian Salewski: Raubzug: Wie der Mittelstand die Juden ausplünderte. In: Norddeutscher Rundfunk. 31. Oktober 2013 (Sendereihe: Panorama, URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  6. Heike Mund: NS-Geschichte – Hans Posse: Hitlers Manager für Raubkunst. In: Deutsche Welle. 14. Juli 2020 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  7. Sven Töniges: Europäischer Buchpreis 2018 – Géraldine Schwarz über die NS-Zeit: "In der Geschichte gibt es immer Gedächtnislose". In: Deutsche Welle. 5. Dezember 2018 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  8. Christian Ebner: Josef Neckermann – Symbolfigur des Wirtschaftswunders. In: Deutsche Welle. 5. Juni 2012 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  9. Annika Zeitler: Kultur – Kokoschka-Gemälde unter Verdach. In: Deutsche Welle. 17. April 2014 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  10. Otto Langels: Ein fragwürdiges Unternehmen. Joachim Scholtyseck: „Der Aufstieg der Quandts. Eine deutsche Unternehmerdynastie“, C.H. Beck. In: Deutschlandradio. 10. Oktober 2011 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Andruck – Das Magazin für Politische Literatur, URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).
  11. Tobias Kühn: USA – Mrs. Gore-Tex. Zum Tod von Gert Boyle, der Chefin des Sportbekleidungsherstellers »Columbia«. In: Jüdische Allgemeine Online. 21. November 2019, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 29. Oktober 2020).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: anvisieren, avisieren, avivieren