verwanzen (Deutsch) Bearbeiten

Verb Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich verwanze
du verwanzt
er, sie, es verwanzt
Präteritum ich verwanzte
Konjunktiv II ich verwanzte
Imperativ Singular verwanz!
verwanze!
Plural verwanzt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
verwanzt sein, haben
Alle weiteren Formen: Flexion:verwanzen

Worttrennung:

ver·wan·zen, Präteritum: ver·wanz·te, Partizip II: ver·wanzt

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈvant͡sn̩]
Hörbeispiele:   verwanzen (Info)
Reime: -ant͡sn̩

Bedeutungen:

[1] transitiv, Hilfsverb sein: von Wanzen befallen werden
[2] transitiv, Hilfsverb haben, umgangssprachlich, Jargon: mit Abhörgeräten (Abhörwanzen) versehen beziehungsweise Abhörprogramme (Abhörsoftware) installieren

Herkunft:

Ableitung (Ornativum) eines Präfixverbs zum Substantiv Wanze mit dem Präfix (Ableitungsmorphem) ver-

Sinnverwandte Wörter:

[1] verlausen
[2] anzapfen, besendern, verkabeln

Gegenwörter:

[1, 2] entwanzen

Beispiele:

[1] „Im Logis, da vorne, haben die Leute die Betten verwanzen lassen.“[1]
[1] „Die Betten sind verwanzt, die Wäsche wird nur selten gewechselt.“[2]
[1] „Die Matratze war verwanzt![3]
[1] „Zu allem, was ihn beunruhigt, nun auch diese Sorge: eine einzelne Frau allein, schutzlos, in fremdem, halb zivilisierten Land; ist sie krank geworden; hat einer sie entführt, ausgeraubt, vergewaltigt; oder hat sie gar, allein und verlassen in einer stickigen, verwanzten Kammer einer drittklassigen mexikanischen Absteige, Hand an sich gelegt?“[4]
[2] „Mittlerweile weiß ich, daß die Staatssicherheit auf diese Weise bezweckte, uns finanziell zu schädigen. Sie hatte sich gegen unseren Umzug ausgesprochen, hatte sie doch unser Domizil in der Niehofer Straße unter großen Mühen umfassend verwanzt.[5]
[2] „Die Kripo hatte den Zeugen verwanzt, um eine verbotene Einflussnahme nachweisen zu können.“[6]
[2] „Nachdem Graco so vorbereitet worden war, gingen die Spezialisten nun dazu über, den Verdeckten Ermittler zu verwanzen.[7]
[2] „Vordergründig ging es dabei um eine Spezialvorschrift, die es dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz erlauben sollte, heimlich Computer auszuspähen, Festplatten zu verwanzen und vertraulichen E-Mail-Verkehr mitzulesen.“[8]
[2] „Verwanze auch ihr Handy.“[9]
[2] „Die Stasi hatte seine Wohnung verwanzt und ihm auch beim Singen zugehört, die Stasi wusste alles.“[10]
[2] „Nein,“ sagte Hermine stur. „Ich will wissen, wie sie mich und Viktor belauscht hat! Und wie sie von Hagrids Mutter erfahren hat!“ - „Vielleicht hat sie dich verwanzt,“ sagte Harry. - „Verwanzt?“, sagte Ron verdutzt. „Wie meinst du … Flöhe auf sie angesetzt oder so was?“ - Harry begann ihm etwas von versteckten Mikrofonen und Tonbändern zu erzählen.[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Betten, Matratzen verwanzen
[2] einen verdeckten Ermittler verwanzen; Büros, Handys, Räume, Tablets, Telefone, Wohnungen verwanzen

Wortbildungen:

Konversionen: Verwanzen, verwanzend, verwanzt
Substantiv: Verwanzung

Übersetzungen Bearbeiten

[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 9. Band Tach–Vida, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04823-9, DNB 96540921X, Seite 4306.
[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1841.
[1, 2] Duden online „verwanzen
[1, 2] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „verwanzen“ auf wissen.de
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „verwanzen
[*] The Free Dictionary „verwanzen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalverwanzen

Quellen:

  1. Heinrich Lersch; Christian Jenßen (Herausgeber): Skizzen und Erzählungen aus dem Nachlaß. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1940, Seite 294, DNB 574874887 (Zitiert nach Google Books).
  2. SPANIEN: Weiche Welle. In: DER SPIEGEL. Nummer 35/1983, 29. August 1983, ISSN 0038-7452, Seite 147 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  3. Urs Berner: Das Wunder von Dublin. Erzählungen. Benziger, Zürich 1987, ISBN 3-545-36454-2, Seite 71 (Zitiert nach Google Books).
  4. Stefan Heym: Nachruf. Roman. 1. Auflage. C. Bertelsmann Verlag, München 1988, ISBN 3-570-01268-9, Seite 400.
  5. Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02279-2, Seite 298 (Zitiert nach Google Books).
  6. Dietmar Hipp: Bundesverfassungsgericht: Angriff auf den Großen Lauschangriff. In: Spiegel Online. 2. März 2003, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  7. Stefan Petzold: Freundesfeind. 1. Auflage. AF Verlag, Meinerzhagen 2007, ISBN 978-3-9810816-5-7, Seite 511 (Zitiert nach Google Books).
  8. Heinrich Wefing: Überwachung: Juristische Firewall. Mit seinem Urteil zur Onlinedurchsuchung hat das Bundesverfassungsgericht ein neues Grundrecht geschaffen. In: Zeit Online. Nummer 20, 8. Mai 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  9. Monsieur Rainer: Commissaire Carlucci: Die Richterin von Nizza. Kriminalroman. 1. Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5265-7, Seite 110 (Zitiert nach Google Books).
  10. Jürgen Langenbach: Wolf Biermann: „Trotz alledem die Liebe wagen!“. In: DiePresse.com. 21. September 2009, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  11. Joanne K Rowling: Harry Potter und der Feuerkelch. Vierter Band, Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2000, Seite 572 (aus dem Englischen von Klaus Fritz, ISBN 3-551-55193-6)