Targi (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ der Targi die Tuareg
Genitiv des Targi
des Targis
der Tuareg
Dativ dem Targi den Tuareg
Akkusativ den Targi die Tuareg
 
[1] Porträt eines Targi mit traditionellem Gesichtsschleier, auch Eschesch oder Tagelmust genannt, an dessen rechter Außenseite ein silbernes Schmuckstück angesteckt ist, in dem sich ein mit Koranversen beschriebenes, eingerolltes Papierblättchen befindet; Timia, Niger, 2003
 
[1] ein Targi verkauft selbst hergestellte Gegenstände an Touristen im Ahaggar; Algerien, Dezember 2004
 
[1] auf einem Dünenhang sitzender Targi aus dem Ahaggar; Dezember 2004
 
[1] drei Tuareg in Festkleidung auf dem Festival au désert bei Timbuktu; Mali, Januar 2012
 
[2] Kerngebiet der Tuareg

Nebenformen:

[1] Tuareg

Worttrennung:

Tar·gi, Plural: Tu·a·reg

Aussprache:

IPA: [ˈtaʁɡi][1][2]
Hörbeispiele:   Targi (Info)

Bedeutungen:

[1] männliche Person, die dem unter [2] beschriebenen Volksstamm angehört
[2] Plural: zu den Berbern zählender Volksstamm in den Gebirgen der westlichen Zentralsahara und der sich südlich anschließenden Sahelzone

Herkunft:

Die kollektive Bezeichnung »Tuareg«, modern oft »Twareg« geschrieben, geht vermutlich auf die bei diesem Volksstamm selbst kaum gebräuchliche Fremdbenennung durch die Araber, ihre nördlichen Nachbarn, zurück; seit der Kolonialzeit hat sie sich in den französischen Formen Touareg → fr m Pl., Touaregs → fr m Pl. und ähnlicher allgemein verbreitet.[3]
Etymologisch handelt es sich möglicherweise um eine dialektarabische Ableitung von , der (historischen) Tuaregbezeichnung für den Fezzan, welche wiederum zurückgeht auf den allgemeinberberischen Begriff , mit der Grundbedeutung ‚Röhre, (Bewässerungs-)Kanal‘. Bei Leo Africanus (16. Jahrhundert) wird der Fezzan, ein bedeutsames Gebiet einstiger saharisch-berberischer Hochkultur, als lateinisch Targa Regio → la erwähnt.[3]

Synonyme:

[1] Tuareg

Weibliche Wortformen:

[1] Targia, Targiya

Beispiele:

[1] „Seydou und ein anderer Targi beschlossen, sich zu Fuß durchzuschlagen; sie wussten aus zahllosen Geschichten, wie verheerend Warten sein kann.“[4]
[1] „Ein Targi bezahlt für die Einheirat in die Familie der Frau vier Meharis, die weißen Rennkamele der Tuaregs. Mit diesen treibt die Frau dann Zucht und Handel. Nach der Scheidung, die das Recht der Frau ist, bleiben die Kamele in ihrem Besitz.“[5]
[1] „Der 1948 geborene Targi entführt den Leser zurück zu seinen Wurzeln, in die libysche Wüste, aus der er stammt.“[6]
[1] „In Paul Parins Erzählung davon, wie ein herrisch auftretender, reich und vornehm wirkender Targi - die Einzahl für männliche Tuareg, weibliche werden Targia genannt - auf eine Gruppe junger, mit Buschmessern und lanzenartigen Stöcken bewaffneter Bambara zuschritt und ihnen befohlen hat, sein Kamel zu satteln, wie er es von Sklaven gewohnt war, sie aber nichts dergleichen taten, sondern sich lachend und abfällig abwandten, schwingt Respekt für beide Seiten mit; nur war für den Beobachter offensichtlich, dass dem Hochmut der Tuareg längst der Boden entzogen war.“[7]
[1] „‚Je mehr Geld der Haushalt einnimmt, desto mehr Kredite kann man aufnehmen, um zu bauen. Und desto billiger wird die Scheidung‘, meint Abdallah, 46, ein Targi aus der Region um Sebha.“[8]
[1] „Am Steuer sitzt ein Targi (Einzahl von Tuareg) in Jeans und mit einem schwarzen Turban auf dem Kopf.[…] Der Geschäftsmann, ebenfalls ein Targi, erzählt weiter, er habe einmal einen Konvoi auf einer Reise von der mauretanischen bis zur ägyptischen Grenze begleitet.“[9]
[1] „Der Targi hat einen »schlecht praktizierten« Islam und ansonsten seine Dämonen und die wandernden Ahnen der Zelte.“[10]
[2] „Der Ursprung der Tuareg wird heute bei den berberischen Völkern des antiken Libyen vermutet. Diese Kamelnomaden waren ein kriegerisches Volk, das sogar die Römer dazu brachte, ihre Kolonien und Siedlungen in Nordafrika durch Befestigungen zu sichern. Die Tuareg unterwarfen auf ihren Wanderungen nach Süden viele Völker, noch immer sind ihre Wanderungen nicht abgeschlossen, obwohl die Entnomadisierungsprozesse in Algerien, Niger und besonders in Mali in vollem Gange sind. Aber der Großteil der Tuareg will sich nicht unterordnen, und so nomadisieren sie weiter über die Grenzen hinweg, wie die Lappen in Skandinavien - jedoch mit dem Unterschied, daß die Tuareg oft verfolgt werden, mit dem Ziel, sie entweder seßhaft zu machen oder auszurotten. Heute bewohnen die auf eine Bevölkerungszahl von einer Million geschrumpften Tuareg eine unvorstellbar große Fläche in der Zentralsahara.[…] Da den Tuareg in fortschreitendem Maße die Lebensgrundlagen genommen werden (Kamele werden durch Motorfahrzeuge ersetzt, das bedeutet, Lebensmittel wie Hirse und Salz werden nicht mehr mit Karawanen transportiert), verdingen sich viele junge Tuareg als Saisonarbeiter in Libyen, Algerien und Niger.[…]Das einzige Geschäft, das den nomadisierenden Tuareg noch etwas einbringt, ist der Schmuggel von Konsumgütern, Nahrungsmitteln und Waffen.“[11]
[2] „Anders ausgedrückt, wollen die Tuareg Teilhabe an der Macht im Niger. Seit Beginn der Unabhängigkeit fühlen sich die Tuareg benachteiligt.[…]Es besteht ein traditioneller Gegensatz zwischen den nomadisierenden Tuareg und der sesshaften Bevölkerung wie den Haussa.“[12]
[2] „Die mehr als 300 000 Bewohner der Region, mehrheitlich Tuareg, wurden nicht gefragt, als Bergbauunternehmen Bodenrechte in Teilen ihrer angestammten Siedlungsgebiete erhielten.[…] Die seit jeher in der Gegend lebenden Tuareg dagegen mit ihrer geringen Schulbildung und ihrem traditionellen Nomadentum haben kaum Anteil am Wirtschaftsboom in den Bergwerksstädten. Die Dürrekatastrophe von 1973/74 hatte mehr als drei Viertel der Herden vernichtet und viele Tuareg in die großen Städte oder ins Exil nach Algerien und Libyen getrieben.“[13]
[2] „Westliche Touristen schenken nur einer einzigen Gruppe Beachtung: den Tuareg, genauer gesagt, deren hellhäutiger Oberklasse. In einer ärmlichen Koranschule sitzen auf dem blanken Boden schwarze Jungen und Mädchen, die gleichfalls Tamaschek sprechen, die Sprache der Tuareg. Die Kinder sind die Nachkommen von schwarzen Tuaregsklaven, Bella genannt. Erst seit etwa fünfzig Jahren sind die Bella formell frei. In Timbuktu, wo sie so zahlreich sind, ist die Bezeichnung Bella nicht ehrenrührig; in der Hauptstadt Bamako dagegen, zwei Tagesreisen entfernt, wird es leicht als beleidigend empfunden, jemanden derart an seine Herkunft zu erinnern. Viele Malier werfen den Tuareg vor, ihren Dünkel gegenüber Schwarzen nie abgelegt zu haben. In einer oft erzählten Anekdote stoppt ein Tuareg in Timbuktu den Dienstwagen eines Ministers mit den Worten: ‚Du bist mein Sklave. Gib mir das Auto.‘“[14]
[2] „Die Tuareg, die ja seit 1963 immer wieder Rebellionen im Norden Malis angezettelt haben, haben sich grob in der Nationalen Bewegung zur Befreiung des Azawad, kurz MNLA, gruppiert.[…]Dann gibt es verschiedene arabische Gruppen, die seit Jahrhunderten mit den Tuareg auf einem Gebiet leben und Teile der Kultur angenommen haben.“[15]
[2] „Dort gibt es Aufstände von Teilen der Tuareg, des maghrebinischen Ablegers der al-Kaida (AQIM) und der Rebellentruppe Ancar Dine (Verteidigung des Islam).“[16]
[2] „Die Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad (NMLA) warf der Regierung des westafrikanischen Staates Mali vor, sie habe in der Vergangenheit versucht, die Tuareg auszulöschen. Bei verschiedenen Dürreperioden etwa habe sie die Tuareg verhungern lassen wollen.“[17]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 9. Band Tach–Vida, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04823-9, DNB 96540921X, Seite 3856.
[2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 9. Band Tach–Vida, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04823-9, DNB 96540921X, Seite 3989.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1662.
[2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1716.
[1] Duden online „Targi
[2] Duden online „Tuareg
[2] wissen.de – Lexikon „Tuareg
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Targi
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Targi
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Targi

Quellen:

  1. Vergleiche Max Mangold und Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6. Auflage. Band 6, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2005, ISBN 978-3-411-04066-7, DNB 975190849, Seite 766.
  2. Vergleiche Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders et al.: Deutsches Aussprachewörterbuch. Mit Beiträgen von Walter Haas, Ingrid Hove, Peter Wiesinger. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, DNB 999593021, Seite 974.
  3. 3,0 3,1 Hans Ritter: Wörterbuch zur Sprache und Kultur der Twareg. Band I, Twareg – Französisch – Deutsch: Elementarwörterbuch der Twareg-Hauptdialekte in Algerien, Libyen, Niger, Mali und Burkina Faso mit einer Einführung in Sprache und Schrift, Poesie und Musik, Orientierung und Zeitrechnung, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05886-5, DNB 996596658, Seite 3.
  4. Ali Bensaad: Durch die Wüste - Reise ans Ende der Angst. IN NIGER BOOMT DAS GESCHÄFT MIT DEN MIGRANTEN. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 6549, 14. September 2001 (übersetzt von Bodo Schulze), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  5. Gerhard Habarta: Es war die Frau. Die Erfindung der Technologien durch die Frau. 1. Auflage. Books on Demand, München 2003, ISBN 978-3-8330-0190-1, Seite 157 (Zitiert nach Google Books).
  6. m.m.: Politik: Grünes Gras der Wüste. In: Der Tagesspiegel Online. 6. Oktober 2004 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  7. Christian Reder: Sahara-Lexikon. In: Christian Reder, Elfie Semotan (Herausgeber): Sahara. Text- und Bildessays. Springer, Wien/New York 2004, ISBN 3-211-21078-4, Seite 331 (Zitiert nach Google Books).
  8. Helen de Guerlache: Was nicht im Grünen Buch steht. Gaddafis Libyen erwacht aus dem Dämmerschlaf der staatlichen Kontrolle. Nun bremsen vor allem soziale Traditionen den Neubeginn. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 8015, 7. Juli 2006 (übersetzt von Claudia Steinitz), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  9. K. P.: Schnee in der Sahara. Wie südamerikanisches Kokain über Afrikas grösste Wüste nach Ägypten und von dort nach Europa gelangt. In: NZZOnline. 13. August 2009, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. Heike Delitz: Gesellschaften der Städte und Gesellschaften der Zelte. Zur politischen Effektivität der Architektur. In: KUNST UND POLITIK, Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft. Schwerpunkt: Politische Raumtypen. Zur Wirkungsmacht öffentlicher Bau- und Raumstrukturen im 20. Jahrhundert. 1. Auflage. Band 11/2009, V&R unipress/Universitätsverlag Osnabrück, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-712-9, Seite 30 (Zitiert nach Google Books).
  11. Vivien und Wolf Weise: LKW-Abenteuer Westafrika. Wüste, Wald und wilde Tiere. Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 978-3-8334-0018-6, Seite 38 (Zitiert nach Google Books).
  12. David Robert: Der Aufstand der Tuareg. Oder: Zerbricht der Niger?. In: Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. (Herausgeber): Länderbericht. Regionalprogramm Politscher Dialog Westafrika. Sankt Augustin, 17. Juli 2007, Seite 2 (PDF; URL, abgerufen am 27. April 2012).
  13. Anna Bednik: Umweltkatastrophe in der Wüste. Der Uranabbau im Niger zerstört die Lebensgrundlagen der Tuareg. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 8628, 11. Juli 2008 (übersetzt von Edgar Peinelt), ISSN 1434-2561, Seite 16 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  14. Charlotte Wiedemann: Bilals Frömmigkeit. Islam, arabische Kultur und Sklavenhandel in Afrika. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 9700, 13. Januar 2012, ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  15. Julia Raabe (Interviewerin), Ines Kohl (Interviewte): „Die Tuareg sind extrem gut ausgerüstet“. In: Der Standard digital. 3. April 2012 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  16. Alice Rombach: In Mali kreuzen sich die Migrationswege. Für viele in Europa kam der Militärputsch in Mali überraschend. Nicht für die MalierInnen [sic]. Auch die europäische Migrationspolitik spielte eine Rolle.. In: WOZ Online. Nummer 14/2012, 5. April 2012 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  17. Chaos in Mali: Tuareg-Rebellen rufen eigenen Staat aus. In: Spiegel Online. 6. April 2012, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. April 2012).

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