Bananenrepublik (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ die Bananenrepublik die Bananenrepubliken
Genitiv der Bananenrepublik der Bananenrepubliken
Dativ der Bananenrepublik den Bananenrepubliken
Akkusativ die Bananenrepublik die Bananenrepubliken

Worttrennung:

Ba·na·nen·re·pu·b·lik, Plural: Ba·na·nen·re·pu·b·li·ken

Aussprache:

IPA: [baˈnaːnənʁepuˌbliːk]
Hörbeispiele:   Bananenrepublik (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: in den mittelamerikanischen Tropen befindliches (kleineres) Land, das hauptsächlich und umfangreich Bananen exportiert (und auf fremdes, besonders US-amerikanisches, Kapital angewiesen ist)
[2] übertragen, zumeist abwertend: Land, dessen wirtschaftliche, politisch-moralische oder rechtliche Verhältnisse von Korruption, Ineffizienz und Instabilität geprägt sind

Herkunft:

  • strukturell:
Determinativkompositum, zusammengesetzt aus den Substantiven Banane und Republik mit Fugenelement -n
Es handelt sich um eine Lehnübersetzung des US-amerikanisch-englischen Begriffs banana republic → en.[1] Als »Bananenrepubliken« wurden ursprünglich die kleinen Länder in den tropischen Gebieten Mittelamerikas bezeichnet, die fast nur vom Export dieser Südfrüchte lebten und dabei von fremdem Kapital – meist aus den USA – abhängig[2][3] sowie ständig von Putschen bedroht[1] waren. Wirtschaftliche und politische Abhängigkeit gingen dabei meist Hand in Hand.[2][3] Die korrupten Regierungen dieser Staaten wurden von der 1899 gegründeten United Fruit Company dominiert, die besonders in Honduras den Bananenanbau als Monokultur durchsetzte, um auf diese Weise billig produzieren zu können.[2][3] Der Begriff »Bananenrepublik« hat sich seitdem ausgeweitet und wird heute nicht nur in Deutschland als eindeutig negativer Ausdruck für einen Staat verwendet, in dem auf wirtschaftlichem, politischen oder rechtlichen Gebiet Korruption herrscht.[2][3] In Deutschland kam es in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Flick-Affäre zu einem der größten Skandale der Nachkriegszeit.[3] Dabei ging es um illegale Parteienfinanzierung durch Gelder vor allem des Unternehmers Friedrich Karl Flick. In diesem Zusammenhang wurde »Bananenrepublik« 1984 zu einem der Wörter des Jahres, Kabarettisten lösten das Kürzel BRD auf in „Bananenrepublik Deutschland“.[3]

Oberbegriffe:

[1, 2] Staat

Beispiele:

[1] „Honduras ist die ‚Bananenrepublik‘ schlechthin, fester in das US-Wirtschaftssystem eingebunden, als irgendein anderes Land Lateinamerikas.“[4]
[1] „Costa Rica ist eine echte ‚Bananenrepublik‘, der größte Bananenexporteur der Welt nämlich – und wie alle anderen ‚Plantagen-Länder‘ Mittelamerikas fest im Griff der United Brands, der Standard Fruit und der Del Monte, jener drei von der Wall Street aus kontrollierten Obst-Multis, welche fast neunzig Prozent des Bananenmarktes in Europa und den Vereinigten Staaten beherrschen.“[5]
[2] „Simon Johnson, der frühere Chefökonom des Weltwährungsfonds - zu dessen Job es gehörte, den Verantwortlichen der Kleptokratien, die sich selbst in den Bankrott getrieben hatten, eine Abreibung zu verpassen -, erklärte in seinem Artikel ‚The Quiet Coup‘ (‚Der stille Staatsstreich‘), inwiefern dieser Prozess eine wesentliche Rolle dabei spielte, dass sich die USA in eine ‚Bananenrepublik‘ verwandelten:[…]“[6]

Übersetzungen

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[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Seite 451–452.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 243.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 180.
[1, 2] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Bananenrepublik«.
[2] Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Fremdwörterlexikon. 4. Auflage. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh/München 2001, ISBN 978-3-577-10603-0, Seite 104.
[1] Duden online „Bananenrepublik
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Bananenrepublik“ auf wissen.de
[2] Wahrig Fremdwörterlexikon „Bananenrepublik“ auf wissen.de
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Bananenrepublik
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Bananenrepublik
[1] The Free Dictionary „Bananenrepublik
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalBananenrepublik
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Bananenrepublik

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 87.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Bananenrepublik«.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Bananenrepublik“ auf wissen.de
  4. „Sind wir nicht ein besetztes Land?“ Kleinstaat Honduras: Aufmarschgebiet der Vereinigten Staaten gegen das linke Nicaragua. In: DER SPIEGEL. Nummer 47/1984, 19. November 1984, ISSN 0038-7452, Seite 152 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  5. Michael Schwelien: Im Westen nichts Neues. Politik-Ersatz Drogenkrieg: Verpassen die USA die Chance für eine neue Politik gegenüber ihren südlichen Nachbarn?. In: Zeit Online. Nummer 09/1990, 23. Februar 1990, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  6. John Lanchester: Stiller Putsch. Der Sieg des Kapitalismus und seine Folgen. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 10051, 8. März 2013 (übersetzt von Dorothee Merkel), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 3. August 2013).