wiedergeboren (Deutsch)

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Positiv Komparativ Superlativ
wiedergeboren
Alle weiteren Formen: Flexion:wiedergeboren

Worttrennung:

wie·der·ge·bo·ren, keine Steigerung

Aussprache:

IPA: [ˈviːdɐɡəˌboːʁən]
Hörbeispiele:   wiedergeboren (Info)

Bedeutungen:

[1] Religion, Weltanschauung: ein weiteres Mal geboren werdend
[2] übertragen: erneut ins Dasein/in Erscheinung getreten
[3] übertragen, Christentum: in neuen spirituellen/religiösen Zustand des Daseins durch einen Akt göttlicher Gnade/Berufung eingetreten

Herkunft:

Determinativkompositum aus dem Präfix wieder- und dem Partizip geboren; siehe auch Wiedergeburt

Beispiele:

[1] „ ›Um wiedergeboren zu werden‹, sang Gibril Farishta, während er vom Himmel stürzte, ›mußt du erst sterben. Ho ji! Ho ji! Um weich zu landen am Busen der Erde, mußt du erst zum Vogel werden. Tat-Taa! Taka-tan! Um heiter zu genießen, müssen erst Tränen fließen. Wie willst du die Liebe wagen, mein Herr, ohne zu klagen? Baba, willst du wiedergeboren werden …‹ “[1]
[2] „Diese aus dem Studium der antiken Baudenkmäler wiedergeborene B[aukunst] ist der Renaissancestil […]“[2]
[2] „Wer das in Italien in schöner Sinnenlust wiedergeborene, hellenische Heidenthum verstehen lernen will, der lese Ariosto und Aretino!“[3]
[2] „Darum argumentierte der amerikanische Botschafter […], daß es in britischen Kreisen eine starke Richtung gäbe, ‚die wünschte, Deutschland als ein Bollwerk gegen Rußland wieder aufzubauen, da sie überzeugt sei, daß der Kommunismus ein größeres Übel bedeute als ein wiedergeborenes Deutschland‘.“[4]
[2] „Die ›absolute Philosophie‹ ist die wiedergeborene alexandrinische Philosophie.“[5]
[2] „Schon bald zeigten weitere Beobachtungen, dass das nach seinem Entdecker "Sakurais Objekt" getaufte Gestirn […] keine Nova war - sondern ein wiedergeborener Stern.“[6]
[3] „Butcher […], Schwärmerin in England im 16. Jahrh., […] behauptete, daß ein wiedergeborener Mensch zwar äußerlich, aber nicht innerlich sündigen könne; […]“[7]
[3] „Es kommt nach St[iefel] alles wahre Christenthum nur aus dem lebendigen Worte Gottes oder dem Geiste; aber der aus dem Geiste wiedergeborene Christ erfüllt nun auch das Gesetz Gottes vollkommen; […]“[8]
[3] „Der gefallene und nicht wiedergeborene Mensch ist unter der Herrschaft der Sünde und des Satans, […]“[9]
[3] „[Die Seligkeit] konnte nicht verdient werden, sondern war Gnadengeschenk Gottes, aber nur der nach seinem Gewissen Lebende durfte sich als wiedergeboren ansehen.“[10]
[3] „Wer an einer Tramstation Leute verprügelt, ist kein wiedergeborener Christ.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[3] wiedergeborener Christ

Übersetzungen

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[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wiedergeboren
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwiedergeboren
[1] Duden online „wiedergeboren

Quellen:

  1. Salman Rushdie: Die satanischen Verse. Artikel 19 Verlag, Hamburg 1989, ISBN 3980231518, Seite 13.
  2. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Baukunst
  3. Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde – Galerie in ihren bedeutungsvollsten Meisterwerken. Arnoldische Buchhandlung, Dresden, Leipzig 1844, Palma Vecchio. Die drei Schwestern, Seite 45 (Wikisource, abgerufen am 4. Juli 2024).
  4. Jürgen Kuczynski: Darstellung der Lage der Arbeiter in Westdeutschland seit 1945. In: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus. Band 7a, Rote Texte, Frankfurt am Main um 1972, Seite 19, DNB 1003995241 (Nachdruck der Ausgabe Berlin, Akademie-Verlag, 1963, Google Books, abgerufen am 4. Juli 2024).
  5. Ludwig Feuerbach: Grundsätze der Philosophie der Zukunft. In: Ludwig Feuerbach. Kleine philosophische Schriften (1842-1845). Leipzig 1950, Seite 138 (Erstdruck 1843, zeno.org, abgerufen am 4. Juli 2024).
  6. Rainer Kayser: Wiedergeburt eines Sterns. In: pro-physik.de. 8. April 2005, abgerufen am 5. Juli 2024.
  7. Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Butcher
  8. Paul Tschackert: Stiefel, Esaias. In: Allgemeine Deutsche Biographie. 1. Auflage. Band 36, Duncker & Humblot, München, Leipzig 1893, Seite 174 (Wikisource, abgerufen am 4. Juli 2024).
  9. Gottfried Wilhelm Leibniz: Abhandlung über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Uebels. Dritter Theil. In: Die Theodicee. Leipzig 1879, Seite 323 (zeno.org, abgerufen am 4. Juli 2024).
  10. Max Weber: 1. Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen Askese. In: Max Weber. Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie. 8. Auflage. Band 1, Tübingen 1986, Seite 156 (zeno.org, abgerufen am 4. Juli 2024).
  11. Francis Müller: Selbsttransformation und charismatisch evangelikale Identität. Eine vergleichende ethnosemantische Lebenswelt-Analyse. Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-09250-4, Seite 144, DNB 1068688025, DOI: 10.1007/978-3-658-09251-1 (Google Books, abgerufen am 4. Juli 2024).