jemanden in den April schicken

jemanden in den April schicken (Deutsch) Bearbeiten

Redewendung Bearbeiten

Worttrennung:

in den April schi·cken

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:   in den April schicken (Info),   in den April schicken (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: Eine Person (seltener auch Gegenstände und Abstrakta) am 1. April scherzhaft täuschen und zum Besten halten.

Herkunft:

In ganz Europa werden am 1. April Personen zum Narren gehalten. Vielleicht lässt sich diese Sitte mit der Verlegung des Neujahrstages vom 1. April auf den 1. Januar im Jahre 1564 erklären. Zu Neujahr beschenkte man sich gegenseitig und erhielt diesen alten Brauch in Form von Scheingeschenken und unsinnigen Aufträgen am 1. April.[1] Auch kann es sein, dass in den Jahren nach 1564 viele Leute das neue Datum vergaßen und sich am 1. April auf das Neujahrsfest vorbereiteten, was dann vergebliche Mühe war.[2] Jedoch ist dies nicht der einzige Erkärungsversuch. Laut Ovid kommt der Monatsname April vom lateinischen Verb aperire → la (öffnen) und sei gewählt worden, weil der Frühling alles „öffne“. Der 1. April wäre dementsprechend der Rest alter Frühlingsbräuche ähnlich den Narreteien der Fastnachtszeit. In diesem Zusammenhang stehe der Getäuschte für den Winter, der all seine Macht verloren habe und den Launen des Sommers ausgeliefert sei.
Daneben gibt es biblisch-religiöse Herleitungsansätze. Wenig plausibel erscheint allerdings die Variante, dass der 1. April eine Erinnerung an Jesus Christus' sinnlosen Gang von Pontius zu Pilatus sei, denn zumeist werden wenig verständige Leute oder Kinder in den April geschickt. Zudem ist die Redewendung in der indogermanischen Welt weit verbreitet, was einen vorchristlichen Ursprung nahelegt.[3] Bezeugt ist die Wendung bereits seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts.[4]

Oberbegriffe:

täuschen, hereinlegen, verulken

Beispiele:

[1] Den ersten April bat sie den Bergmann um die doppelte Erlaubnis, mit einer Freundin aus seinem großen Hause dem Jahrmarkte zuzusehen und ihn da in den April zu schicken. (Jean Paul, Das heimliche Klaglied der jetzigen Männer, Eine Stadtgeschichte, Erste Ruhestunde, z.n. Projekt Gutenberg)
[1] April! Der Monat, von dem man sagt, daß er den Leuten gern alle möglichen Possen spielt, weshalb wir uns nach Kräften dadurch entschädigen, daß wir uns selbst gegenseitig »in den April schicken«. (Fritjof Nansen, Durch Nacht und Eis - Band 3, 12. Capitel, z.n. Projekt Gutenberg)
[1] Dieß war immer eine Art von Saturnalien unter den Dienstboten, wo sie sich die Freiheit nahmen, zu sagen und zu thun, was ihnen einfiel; an diesem Tage war ihr Herr sehr ausgelassen, spaßhaft und kurzweilig, er schickte die alten grauköpfigen Neger nach Taubenmilch in den April, mit Allen trieb er seinen Schabernack, und sie machten sich eine Ehre daraus, ihrem alten Herrn zur Zielscheibe des Witzes zu dienen. (Washington Irving, Humoristische Geschichte von New-York, z.n. Projekt Gutenberg)
[1] Es war der erste April, wo die Natur sozusagen die Jahrzeit selber in den April schickte. (Jean Paul, Hesperus oder 45 Hundposttage, z.n. Projekt Gutenberg)
[1] Am ersten Apriltage wehten Frühlingslüfte durchs Land, und frohe Hoffnungen schwellten alle Herzen; aber alle Hoffnungen wurden in den April geschickt. (Jeremias Gotthelf, Die Wassernot im Emmental, z.n. Projekt Gutenberg)

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „jmdn. in den April schicken“, Seite 28 f.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „jmd. in den April schicken“, Seite 56

Quellen:

  1. Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „jmdn. in den April schicken“, Seite 28 f.
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „jmd. in den April schicken“, Seite 56
  3. Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „jmdn. in den April schicken“, Seite 28 f.
  4. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „jmd. in den April schicken“, Seite 56