Jubeljahr (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, n Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ das Jubeljahr die Jubeljahre
Genitiv des Jubeljahres der Jubeljahre
Dativ dem Jubeljahr
dem Jubeljahre
den Jubeljahren
Akkusativ das Jubeljahr die Jubeljahre

Nebenformen:

[1] Jobeljahr

Worttrennung:

Ju·bel·jahr, Plural: Ju·bel·jah·re

Aussprache:

IPA: [ˈjuːbl̩ˌjaːɐ̯]
Hörbeispiele:   Jubeljahr (Info)

Bedeutungen:

[1] jüdische Religion: im 3. Buch Mose 25,8 ff. formuliertes Gesetz, nach dem alle 49 („siebenmal sieben“[1]) Jahre ein Jahr von den Juden im Alten Testament zu feiern ist, in dem Schulden erlassen, israelitische Sklaven freigelassen und verpachteter Grundbesitz wieder an den vorherigen Besitzer zurückgegeben werden sollen
[2] katholische Kirche: alle 25 Jahre begangenes Jahr, das der inneren Erneuerung der Gläubigen dienen soll – (in früheren Zeiten rief der Papst zu diesem Anlass zu einer Pilgerreise nach Rom auf, die zur Ablassgewinnung genutzt werden sollte)
[3] Jahr, in dem ein besonderes Jubiläum begangen wird

Herkunft:

Erbwort aus mittelhochdeutsch jubeljār → gmh.[2] Dieses ist eine Lehnübersetzung aus dem gleichbedeutend kirchenlateinisch iubilaeus → la (annus → la), das seinerseits volksetymologisch an das hebräische Wort יוֹבֵל‎ (CHA: jōvēl→ he ‚Widderhorn‘ angelehnt wurde.[3] Das hebräische Wort יוֹבֵל‎ (CHA: jōvēl→ he und das lateinische Wort iubilum → la „(das) Aufjauchzen“ dürften im Mittelalter miteinander verschmolzen sein.[4] Nach dem mosaischen Gesetz war jedes 50. Jahr ein Erlassjahr, das mit dem Widderhorn (hebräisch: יוֹבֵל‎ (CHA: jōvēl→ he) eingeblasen wurde. Papst Bonifatius VIII. führte 1300 ein christliches »Jubeljahr« ein, das alle hundert Jahre wiederkehren und Kirchenstrafen erlassen sollte. Von späteren Päpsten wird der Zeitraum auf 50 Jahre, dann auf 33 und schließlich auf 25 verkürzt.[5]

Synonyme:

[1] Jobeljahr, Halljahr
[2] Ablassjahr, Erlassjahr
[3] Jubiläumsjahr

Oberbegriffe:

[1–3] Jahr

Beispiele:

[1] „Das Motiv des Siebenfachen erscheint in unserer Sidra und bezieht sich auf die Zeit der sieben Ruhejahre, die gezählt werden, um das Jubeljahr zu erreichen, in dem jeder Jude, der in Knechtschaft lebt, freigelassen wird und den Status als Diener des Ewigen, dem allein Dienst gebührt, wieder aufnimmt[…] Das Jubeljahr sicherte die Neuverteilung des Landes in Übereinstimmung mit der ursprünglichen gleichen Verteilung unter allen Teilen des Volkes und schloss so jegliche Möglichkeit einer Monopolisierung aus.[…] Der wöchentliche Schabbat wurde eingesetzt. um die Heiligung des Individuums zu ermöglichen, während Schabbat- und Jubeljahr landwirtschaftliche Arbeiten und privaten Besitz ihrer Produkte verbieten.“[6]
[2] „Papst Bonifaz VIII. hatte anno 1300 ein erstes ‚Jubeljahr‘ feiern lassen.[…] Schon das erste Jubeljahr war ein großer Erfolg: es strömten so viele Pilger wie nie nach Rom, die Gastronomie begann sich auf Massenkundschaft einzustellen (daran hat sich bis heute wenig geändert), und die Händler von Devotionalien und Andenken machten Rekordumsätze.[…] Diese Feier hat ihre Tradition: seit 1475 wird alle 25 Jahre von der katholischen Kirche ein Jubeljahr abgehalten.“[7]
[3] „Das Jubeljahr der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird am 4. November mit der Uraufführung des von Wolfgang Rihm eigens für diesen Anlass komponierten Stückes ‚Quid est Deus?‘ für Chor und Orchester abgeschlossen.“[8]

Redewendungen:

[1, 2] alle Jubeljahre, alle Jubeljahre einmal: (leider) ganz selten

Übersetzungen Bearbeiten

[1–3] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 908.
[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 670.
[1–3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Jubeljahr“ auf wissen.de
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Jubeljahr
[1] Christoph Gutknecht: Von Treppenwitz bis Sauregurkenzeit. Die verrücktesten Wörter im Deutschen. Verlag C.H. Beck oHG, München 2008, ISBN 978-3-406-56833-6 (Originalausgabe), Seite 96
[3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Jubeljahr
[3] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalJubeljahr
[1, 2] The Free Dictionary „Jubeljahr
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Jubeljahr
[1, 2] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Jubeljahr
[1, 2] D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „Jubeljahr“.
[1, 2] Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „Jubeljahr“, Band 3, 1855. Seite 502-503.
[1, 2] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Jubeljahr“, Band 9, 1860. Seite 148.
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Jubeljahr
[1, 2] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Jubeljahr“, Band 1, 1911. Seite 906.
[1, 2] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Jubeljahr“ (Wörterbuchnetz), „Jubeljahr“ (Zeno.org)

Quellen:

  1. siehe Bibel: Levitikus Kapitel 25, Vers 8 LUT
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 908.
  3. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 670.
  4. Christoph Gutknecht: Von Treppenwitz bis Sauregurkenzeit. Die verrücktesten Wörter im Deutschen. Verlag C.H. Beck oHG, München 2008, ISBN 978-3-406-56833-6 (Originalausgabe), Seite 95
  5. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 454.
  6. Nechama Leibowitz: Wöchentliche Toralesungen. In: Jüdische Zeitung, Mai 2008. ISSN 1861-4442. Online-Ausgabe abgerufen am 10. August 2009.
  7. Henning Klüver: Rosa-weiß wird der Petersdom leuchten. Ganz Rom ist eine Baustelle, weil das Heilige Jahr 2000 bevorsteht. In: Berliner Zeitung, 09.06.1998. ISSN 0947-174X. Online-Ausgabe abgerufen am 10. August 2009.
  8. Drei Unis im Land feiern. In: Badische Zeitung, 06.07.2007. Online-Ausgabe abgerufen am 10. August 2009. Zitiert nach http://www.jubilaeum.uni-freiburg.de/.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Jubelpaar, Jubilar