äußerln (Deutsch) Bearbeiten

Verb Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich äußerle
du äußerlst
er, sie, es äußerlt
Präteritum ich äußerlte
Konjunktiv II ich äußerlte
Imperativ Singular äußerl!
äußerle!
Plural äußerlt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geäußerlt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:äußerln

Anmerkung zur Verbreitung:

[1] Das Wort in dieser Bedeutung ist dem »Variantenwörterbuch« zufolge in Westösterreich nicht gebräuchlich.[1]

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: äusserln

Worttrennung:

äu·ßerln, Präteritum: äu·ßerl·te, Partizip II: ge·äu·ßerlt

Aussprache:

IPA: [ˈɔɪ̯sɐln]
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] transitiv, intransitiv; defektiv, überwiegend im Infinitiv; auch übertragen: (ein Haustier, vor allem einen Hund) ins Freie führen (um es dort die Notdurft verrichten zu lassen)
[2] transitiv: etwas kundtun, zum Ausdruck bringen; reflexiv: seine Meinung zum Ausdruck bringen, zu etwas Stellung nehmen

Herkunft:

In der ersten Bedeutung ist das Verb ab 1900 bezeugt.[2][3]

Synonyme:

[1] Gassi gehen, führen
[2] äußern; sich äußern

Beispiele:

[1] „Der Vorfall ereignete sich, während die Drittbeklagte in Begleitung der Klägerin mit dem Hund ‚äußerln‘ ging.“[4]
[1] „I geh damals durt bei stärkerem Scheefall mit mein Hund äußerln, siech i, wia aner auf des Reiterstandbüld vom Erzherzog Karl auffekräult und des Denkmal mit sein Fäustling vom Schnee reinigt.“[5]
[1] „Der Reuttener Umweltausschuß bittet daher alle Hundehalter, ihre Tiere nicht auf landwirtschaftlich genutzten Feldern äußerln zu lassen.“[6]
[1] „Der will seinen Hund äußerln führen, nimmt dann aber unsere Einladung zum Vertilgen verderblicher Kühlschrankinhalte an.“[7]
[1] „Ihre Dogge ‚Karli‘ darf äußerln und weil heute Sonntag ist, marschiert sogar Ehemann Franz mit über den Schotterweg.“[8]
[1] „Werde künftig dabei eine Schlamm-Maske auflegen, erstens gut für die Haut, zweitens, Sie müssen mich verwechseln, drittens die Chance, dass George Clooney gleichzeitig sein Hausschwein äußerln führt, ist eh gering.“[9]
[1] „Aber womöglich will der Köter um 15.00, 18.00 und 21.00 Uhr geäußerlt werden![10]
[1] „Wo andere mit Hunden spazieren gehen, führt Katharina Stumpf, 32, das Miniaturpferd Larissa äußerln.[11]
[1] „Er führte in Paris seinen zahmen Ameisenbären an der Leine äußerln, er trug aus Respekt den hochgezwirbelten Schnurrbart des Velazquez, war mit Sigmund Freud in verständnisvollem Kontakt, fühlte sich aber auch verstanden, als ihn Spaniens König Juan Carlos zum Grafen adelte, er kultivierte seine (sehr spanische) barocke Katholizität, als alle Welt nach »Reformen« lechzte, er stellte, wie die Maler der Renaissance, seine Geliebte und Frau Gala, die Witwe des kommunistischen surrelistischen Dichters Paul Éluard, als Madonna dar und schrieb ebenso exzentrische wie bravouröse Memoiren.“[12]
[1] „Grob legt er unter dem Tischtuch Hand an sie, bebaut ihre Furche, geht mit ihrer kläffenden Furcht, die an der Kette zerrt, vor den Geschäftsfreunden äußerln.[13]
[1] „‚Ihr werd’s auch immer teurer‘, meckert eine dick geschminkte Primadonna, die offenbar erstmals ihren Nerz äußerln führt.“[14]
[1] „Noch dazu einer, der treppauf, treppab seine Moral äußerln führt und der Welt erklärt, wie sie sich zu benehmen hat?“[15]
[1] „Nach diesem Sonntag geht die Spielwiese für Kritiker, die unter dem Vorwand von Literaturempfehlungen ihre Egos äußerln führen konnten, noch dreimal auf Sendung.“[16]
[1] „Mittelmäßige Auftritte wurden ins Rampenlicht gerückt, Versprecher verlautbart, bevorstehende Konkurse bejubelt, kurzum, wir führten unsere Gedanken äußerln, und es war sehr gemütlich.“[17]
[1] „Außerdem: Es gibt nun einmal gesellschaftliche Leitbilder; und wenn die TV-Nachmittagsshows voll sind von halbanalphabetischen Prolos jeden Alters, die, zwischen Weinerlichkeit und Aggression schwankend, ihre Unfähigkeit zur Selbstreflektion äußerln führen (dürfen), darf man sich nicht wundern, wenn Dumpfbackentum ‚in‘ ist.“[18]
[1] „Neuhäuser führt nicht nur den Stoffhund zum Äußerln, sondern äußerlt auch routiniert die weiblichen Altersrollen bei Molière.“[19]
[1] „Wenn man keine Kultur der wechselseitigen Achtung in der Familie pflegt, bringt der Muttertag, an dem die Mutter ‚geäußerlt‘ und oberflächlich hochgejubelt wird, auch nichts.“[20]
[2] „Die biologische Uhr tickt, und was der Gynäkologe dazu äußerlt, braucht frau so dringend wie Hänger in der Bluse: ‚Ihre Gebärmutter ist genauso alt wie Sie, Gnädigste.‘“[21]
[2] „So äußerlte sich Umweltminister Josef Pröll vor wenigen Wochen zur Frage, die dem heurigen Sommer seine einzige Hitze bescherte.“[22]
[2] „Der Adressat dieser Forderungen - die Stadt - ‚äußerlte‘ sich dazu noch nicht.“[23]
[2] „Strasser äußerlt sich dabei von einer treffenden Kritik an der Charity-Klasse (Alles, was Rang und Konto hat) und deren geliftetem Oberhaupt Jeannine Schiller bis zum Gottesleugner richard Dawkins und den Wutblähungen der Wutbürger, was er dem Mops (und damit den Österreichern) nicht zutraut.“[24]
[2] „Weiter vorne liegt nämlich das Österreichisch-Arabische Kulturzentrum, und dort werde ich kurz pädagogisch: Ich erzähle ihm, was in anderen Ländern passiert, wenn man das tut oder noch schlimmer: seine Meinung frei äußerlt.[25]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] den Hund äußerln/äußerln führen; (mit dem Hund) äußerln gehen

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „äußerln
[1] Duden online „äußerln
[*] PONS – Deutsche Rechtschreibung „äußerln
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portaläußerln
[1] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 1. Band A–Blatt, Klett, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-570010-8, DNB 821108476, Stichwort »äußerln führen« und »äußerln gehen«, Seite 246.
[1] Jakob Ebner: Duden Taschenbücher, Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1998, ISBN 3-411-04983-9, Stichwort »äußerln«, Seite 47–48.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Stichwort »äußerln«, Seite 414.
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »äußerln«, Seite 77.
[1] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »äußerln führen« und »äußerln gehen«.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »äußerln«, Seite 236.

Quellen:

  1. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »äußerln«, Seite 77.
  2. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 1. Band A–Blatt, Klett, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-570010-8, DNB 821108476, Stichwort »äußerln führen« und »äußerln gehen«, Seite 246.
  3. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »äußerln führen« und »äußerln gehen«.
  4. Beschluss des österreichischen OGH vom 18. September 1991. Rechtsinformationssystem des Bundeskanzleramtes, abgerufen am 13. Dezember 2015.
  5. Rendezvous im Winter. In: Neue Kronen-Zeitung. 17. Januar 1994, Seite 14.
  6. Appell an alle Hundehalter. In: Tiroler Tageszeitung. 3. Juni 1998.
  7. Blackout. In: NEWS. 21. August 2003, Seite 40.
  8. ENTDECKUNGEN IN FAVORITEN. In: Kurier. 4. Juni 2004, Seite 8.
  9. Uschi Fellner: 2006 bleibt alles besser. Garantiert. In: NEWS. 5. Januar 2006, Seite 87.
  10. ANPFIFF… In: Kleine Zeitung. 4. Juni 2006, Seite 36.
  11. Party-Queen zeigt ihr Kitz. In: NEWS. 25. Januar 2007, Seite 134.
  12. Über der »Göttin Vernunft« walten die Archetypen. In: Neue Kärntner Tageszeitung. 3. Mai 2013, Seite 56–57.
  13. Elfriede Jelinek: Lust. 1. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-498-03323-9, Seite 68.
  14. „So wie früher einmal ist es heute leider nicht mehr“. In: Kleine Zeitung. 12. September 2000.
  15. Realer Schläger Verbale Rambos. In: Salzburger Nachrichten. 13. Januar 2001, Seite 3.
  16. Angelika Hager: Ihre Gnadenlosigkeit. In: profil. 20. August 2001, Seite 102.
  17. Karl Hohenlohe: Gastvortrag. In: Kurier. 18. April 2003, Seite 14.
  18. Kultur des Nichtwissens. In: DER STANDARD. 7. Dezember 2004, Seite 31.
  19. Norbert Mayer: Salzburger Festspiele: Ein richtig fettes Schwein. In: DiePresse.com. 31. Juli 2007, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 17. Februar 2017).
  20. Martina Leibovici-Mühlberger: Brauchen Mütter den Muttertag? Ein täglicher Prozess. In: Neue Vorarlberger Tageszeitung. 11. Mai 2014, Seite 2–3.
  21. Vü Hackn und ka Happy End. In: Kurier. 16. Oktober 2004, Seite 34.
  22. Helmut Spudich: Auf den Hund gekommen. In: DER STANDARD. 10. August 2005, Seite 24.
  23. Uneinsichtige Hundehalter sollten bestraft werden. In: Salzburger Nachrichten. 12. April 2007, Seite 5.
  24. Gerfried Sperl: Der Austro-Buddhismus als Welt der Möpse. In: DER STANDARD. 21. Februar 2014, Seite 31.
  25. Manfred Rebhandl: Wiener Ringstraße: Einmal rundherum, das ist nicht schwer. In: Der Standard digital. 2. Mai 2015 (URL, abgerufen am 17. Februar 2017).