Wolfsgruß (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ der Wolfsgruß die Wolfsgrüße
Genitiv des Wolfsgrußes der Wolfsgrüße
Dativ dem Wolfsgruß den Wolfsgrüßen
Akkusativ den Wolfsgruß die Wolfsgrüße

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: Wolfsgruss

Worttrennung:

Wolfs·gruß, Plural: Wolfs·grü·ße

Aussprache:

IPA: [ˈvɔlfsˌɡʁuːs]
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] meist Singular, vor allem im eurozentrischen Kulturraum wahrgenommen; seit den 1990er-Jahren: als Handzeichen von Anhängern oder Sympathisanten der Grauen Wölfe
[2] bei den Turkvölkern/-staaten; vor allem in der Türkei, seit den 2010er-Jahren: als salonfähige symbolische Zugehörigkeitsgeste des Türkentums und/oder des türkischen Nationalstolzes mit historisch-mythologischen Ursprungs

Herkunft:

Determinativkompositum aus Wolf und Gruß mit dem Fugenelement -s

Synonyme:

[1, 2] Wolfszeichen

Oberbegriffe:

[1] Gruß

Beispiele:

[1] „Auf anderen Fotos zeigt er den faschistischen Wolfsgruß.“[1]
[1] „Dagegen wäre ein spezielles Verbot des ‚Wolfsgrußes‘ nicht mehr als allgemein zu qualifizieren und daher verfassungswidrig.“[2]
[1] „Denn der Wolfsgruß steht nicht für eine bestimmte Partei oder Idee, sondern für die Bewegung der Türkischen Ultranationalisten.“[3]
[1, 2] „Während der Wolfsgruß für manche ein Zeichen türkischen Stolzes darstellen mag, steht er für andere in direkter Verbindung zu den ultranationalistischen und faschistischen Ideen der Grauen Wölfe.“[4]
[1, 2] „»Doch auch wenn das Zeigen des Wolfsgrußes ein Bekenntnis zur Ülkücü-Ideologie ist, muss nicht jeder Verwender dieses Grußes ein türkischer Rechtsextremist sein«, schreibt der Verfassungsschutz in eindeutiger Zweideutigkeit. Damit ist gemeint, dass es beim Wolfsgruß immer auch auf den Kontext ankommt.“[5]
[1, 2] „In dem Zusammenhang sprach die Runde auch über teils vorschnelle Aktionen der Polizei, wie jüngst die Unterbrechung eines türkischen Fanmarsches, bei dem viele Fußballfans den umstrittenen Wolfsgruß zeigten. Laut Rechtswissenschaftler Kai Ambos sei dies nicht gerechtfertigt gewesen, da der Wolfsgruß in Deutschland nicht als verboten gelte.“[6]
[1, 2] „Der ‚Wolfsgruß‘ oder Bozkurt-Gruß ist ein Handzeichen, das den türkischen Nationalismus und Turkismus symbolisiert.“[7]
[2] „Während die Bedeutung des Wolfes auf den Gründungsmythos der Dynastie der Göktürken zurückgeht – deshalb ist der ‚Wolfsgruß‘ heute sehr beliebt, um an die Ursprünge des ersten türkischen Reiches der Göktürken zu erinnern – […] vielerorts als Symbole türkischer Dynastien und Familien zu finden.“[8]
[2] „Anhänger der islamisch-nationalen AKP verwenden den Wolfsgruß, um ihren Nationalstolz zu zeigen.“[9]
[2] „Der Wolfsgruß ist seit über tausend Jahren ein Symbol für Türken in Anatolien, Zentralasien und vielen anderen Teilen der Welt.“[7]
[2] „Der Wolfsgruß ist ein historisches und mythisches Symbol der türkischen Kultur.“[7]
[2] „Statt sachlich und neutral zu berichten und auf die lange kulturhistorische Tradition des türkischen Wolfsgrußes hinzuweisen, nehmen es die genannten Medien mit der Wahrheit nicht so genau.“[10]
[2] „Befasst man sich mit tiefgründiger damit, wird klar: Der Wolfsgruss ist ein zentrales Symbol aus der türkischen Mythologie, steht für eine Art Wegweiser, Leiter und Retter der türkischen Kultur und des Volkes.“[11]
[2] „Zum Teil werde der Wolfsgruß aber nicht parteipolitisch gedeutet, sondern als Symbol der türkischen Stärke verwendet.“[12]
[2] „Selbst gemäßigte Türken unterstützen den Aufruf[, d]er Wolfsgruß ist für viele zum Zeichen des Protests geworden.“[13]
[2] „Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan oder Turkmenistan[, i]n anderen Clips sind Frauen dieser Länder zu sehen – wie sie den Wolfsgruß zeigen.“[13]
[2] „In der politischen Mitte der Türkei ist d[er] Wolfs[gruß] heute jedoch salonfähig.“[14]
[2] „D[er] Wolfs[gruß] gehöre nicht mehr nur der MHP, verlautete nach Medienberichten aus dem Vorstand der größten türkischen Oppositionspartei [CHP].“[14]
[2] „Recep Tayyip Erdoğan hat den Wolfsgruß ebenso gezeigt wie sein langjähriger Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und wie Kemal Kılıçdaroğlu, bis 2023 Vorsitzender der säkular-sozialdemokratischen Oppositionspartei CHP. Unter Turkvölkern in ganz Asien ist der [Wolfsg]ruß verbreitet; Aserbaidschaner im Iran unterstreichen damit ihre türkischstämmige Identität.“[15]
[2] „Schon die Kök-Türken, zentralasiatische Nomaden im sechsten Jahrhundert, benutzten ihn als Erkennungs- und Zugehörigkeitsgeste: den Wolfsgruß, […].“[15]

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Graue Wölfe“ (dort auch „Wolfsgruß“)
[1, 2] Susanne Güsten: Aufregung um türkischen "Wolfsgruß" bei der EM / Murat Somer, Politologe an der Istanbuler Özyegin-Universität, im Gespräch. In: schwaebische.de (Online). 4. Juli 2024, archiviert vom Original am 4. Juli 2024 abgerufen am 28. Juli 2024.
[1, 2] Thomas Fasbender: Weder Wolfsgruß noch Schweigefuchs sind verboten – also darf man sie zeigen. In: berliner-zeitung.de (Online). 6. Juli 2024, archiviert vom Original am 7. Juli 2024 abgerufen am 28. Juli 2024.
[1, 2] WELT Nachrichtensender: EM2024: Wolfsgruß bei Türkei-Spiel "Dafür gesorgt, dass dieses Symbol zum Allgemeingut geworden ist". In: YouTube.com (Online). 7. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
[1, 2] Merih Demiral herkesi ayağa kaldırdı: Nedir bu Bozkurt işareti (türkisch). In: odatv.com. 3. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalWolfsgruß

Quellen:

  1. Nele Austermann, Andreas Fischer-Lescano, Heike Kleffner, Kati Lang, Maximilian Pichl, Ronen Steinke, Tore Vetter: Recht gegen rechts. S. Fischer Verlag, 2024, ISBN 978-3-10-491854-9, Seite 93 (Zitiert nach Google Books)
  2. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Ausarbeitung: Verbot des sogenannten Wolfsgrußes der türkischen Bewegung „Graue Wölfe“. In: WD 3: Verfassung und Verwaltung. 26. Oktober 2018, 5. Verfassungswidrigkeit eines besonderen Verbots de lege ferenda, Seite 7 (Zitiert nach [PDF; 113 kB https://www.bundestag.de/resource/blob/585476/2c2a3cf55b6a7ddc48c549cc09a783c5/WD-3-369-18-pdf-data.pdf#page=7])
  3. Phil Göbel: Einige Politiker wollen den Schweigefuchs verbieten. Was bedeutet er noch?. Ist der Wolfsgruß der Türkische Hitlergruß?. In: Spiegel Online. 10. Oktober 2018, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 28. Juli 2024).
  4. Merih Demirals Geste: Die Geschichte und Bedeutung des Wolfsgrußes. In: kosmo.at (Online). 3. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  5. Türkische Ultras rufen Fans zum Wolfsgruß auf: Was steckt dahinter?. Der Wolf als Motiv in türkischen Gründungsmythen. In: Berliner Morgenpost Online. 5. Juli 2024, ISSN 0949-5126 (Wie so oft im Leben ist eben vieles eine Frage der Interpretation., URL, abgerufen am 27. Juli 2024).
  6. Als Lanz über Meinungsfreiheit spricht, schüttelt Juli Zeh den Kopf: „Macht jeden krank“. Rechtswissenschaftler: Müssen kontroverse Meinungen aushalten. In: FOCUS Online. 25. Juli 2024, ISSN 0943-7576 (URL, abgerufen am 27. Juli 2024).
  7. 7,0 7,1 7,2 Dennis Berger: Deutschland und seine Doppelmoral: Wolfsgruß im Fokus. In: trtdeutsch.com (Online). 5. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  8. Emre-E. Yavuz: Die Göktürken: Ursprung und Aufstieg des ersten Türkischen Weltreiches der Geschichte. Band 1 von Geschichte der Turkvölker, ‎ Independently published, 2022, ISBN 979-8799045784, Tengrismus und türkische Mythologie, Seite 32 (Zitiert nach Google Books)
  9. Empört über die Empörung - Wolfsgruß-Debatte in der Türkei. In: tagesschau.de (Online). 4. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  10. Die Bedeutung des Wolfsgrußes und die einseitige Berichterstattung. In: nex24.news (Online). 4. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  11. Mihajlo Mrakic: Mythologie und Extremismus: Warum die Uefa-Sperre gegen Wolfsgruss-Demiral falsch war und nur zur weiteren Verpolitisierung des Sports beiträgt. In: weltwoche.ch (Online). 13. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  12. Bernhard Ichner: Wiener Busfahrer zeigte "nicht Wolfsgruß, sondern Rock-Symbol“. Symbole. In: KURIER.at. 3. Februar 2020 (URL, abgerufen am 28. Juli 2024).
  13. 13,0 13,1 Marion Sendker: Debatte um Wolfsgruß: Ein großer Gefallen für Erdogan. Der Wolfsgruß ist zum Zeichen des Protests geworden. In: Deutsche Welle. 7. Juli 2024 (URL, abgerufen am 28. Juli 2024).
  14. 14,0 14,1 Susanne Güsten: „Haltet den Mund“: Wie die Türkei auf die deutsche „Wolfsgruß“-Debatte reagiert. In: MSN.com (Online). 4. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.
  15. 15,0 15,1 Thomas Fasbender: Nach Wolfsgruß-Eklat bei der EM: Ist das türkische Handzeichen verboten? In: MSN.com (Online). 6. Juli 2024, abgerufen am 28. Juli 2024.