Kriegsvergewaltigung (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, f Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ die Kriegsvergewaltigung die Kriegsvergewaltigungen
Genitiv der Kriegsvergewaltigung der Kriegsvergewaltigungen
Dativ der Kriegsvergewaltigung den Kriegsvergewaltigungen
Akkusativ die Kriegsvergewaltigung die Kriegsvergewaltigungen

Worttrennung:

Kriegs·ver·ge·wal·ti·gung, Plural: Kriegs·ver·ge·wal·ti·gun·gen

Aussprache:

IPA: [ˈkʁiːksfɛɐ̯ɡəˌvaltɪɡʊŋ]
Hörbeispiele:   Kriegsvergewaltigung (Info)

Bedeutungen:

[1] von einem Mitglied einer bewaffneten Gruppe während eines Krieges begangene physische Vergewaltigung (das heißt, das durch ein Objekt oder einen Körperteil erzwungene Eindringen in Mund, Scheide und/oder Anus), die als Kriegswaffe eingesetzt dazu dient, die unterschiedlichsten Kriegsdynamiken zu beeinflussen

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Krieg und Vergewaltigung mit dem Fugenelement -s (Fugen-s)

Oberbegriffe:

[1] Vergewaltigung
[1] Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit
[1] Kriegswaffe

Beispiele:

[1] „Kriegsvergewaltigungen wurden lange Zeit als Randerscheinung militärischer Auseinandersetzungen akzeptiert und nicht weiter beachtet. […] Mit der Empörung ging die Forderung einher, Kriegsvergewaltigungen international zu ächten und die Täter zu bestrafen. […] Ebenso wurde in wissenschaftlichen Publikationen die Nichtanerkennung von Kriegsvergewaltigungen als Kriegsverbrechen kritisiert.“[1]
[1] „Mein Plädoyer geht dahin, die theoretischen Grundlagen für die Analyse von Kriegsvergewaltigungen auszudehnen und dies zu tun, indem zusätzlich ein bottom-up-Ansatz verfolgt wird, d.h. indem wir in größerem Maße als bisher die individuellen Stimmen der Betroffenen hören. […] Zwar ist Kriegsvergewaltigung immer auch ein individueller Akt, also ein Verbrechen, das ein Individuum an einem anderen begeht. Kriegsvergewaltigungen sind aber auch kollektiv bedeutsame Akte.“[2]
[1] „100 000 Unterschriften wurden für die Kampagne gesammelt, auch Politiker wie Christian Schwarz-Schilling, amtierender Hochkommissar in Bosnien-Herzegowina, sowie Doris Pack vom Europaparlament, setzen sich dafür ein, den Überlebenden der Kriegsvergewaltigungen eine Grundsicherung zuzuerkennen. […] Es sei, sagt sie, ‚eine revolutionäre Tatsache, dass endlich weltweit in einem Nachkriegsgebiet, Kriegsvergewaltigungen politisch und offiziell als Menschenrechtsverletzungen anerkannt werden.‘“[3]
[1] „Im August hat US-Außenministerin Hillary Clinton so hart wie noch kein mächtiger Politiker die Kriegsvergewaltigungen im Kongo angeprangert.“[4]
[1] „In der stark patriarchalischen Gesellschaft Kosovas unterliegen Kriegsvergewaltigungen bis heute einem Tabu.“[5]
[1] „Entsprechend werden zunächst das Phänomen der Kriegsvergewaltigung und die Entwicklung hin zu ihrer internationalen Anerkennung als Kriegsverbrechen skizziert, bevor die in diesem Zusammenhang zu beobachtenden und zu erwartenden gesellschaftlichen Konflikte am konkreten Fallbeispiel des Kosovo dargestellt werden.“[6]
[1] „Es gibt mannigfaltige Varianten der Kriegsvergewaltigung, die u.a. von der Art der bewaffneten Gruppe, den Dynamiken innerhalb dieser Gruppe, dem einzelnen Täter und/oder der Art des Konflikts abhängen.“[7]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] massenhafte, massenweise, systematische Kriegsvergewaltigungen

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Elvan Isikozlu: Kriegsvergewaltigung. Eine Typologie. In: Informationsstelle Wissenschaft und Frieden in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) (Herausgeber): W&F Wissenschaft und Frieden – Dossier 67. Beilage zu Wissenschaft und Frieden 2/2011. Bonn 2011 (Online).
[1] Wikipedia-Artikel „Vergewaltigung#Vergewaltigungen_im_Krieg

Quellen:

  1. Renate Dieregsweiler: Krieg – Vergewaltigung – Asyl. Die Bedeutung von Vergewaltigung im Krieg und ihre Bewertung in der bundesdeutschen Asylrechtsprechung. 1. Auflage. Pro Universitate Verlag, Sinzheim 1997, ISBN 3-930747-96-0, Seite 54 (Zitiert nach Google Books).
  2. Azra Hromadžić: Kriegsvergewaltigungen in Bosnien: Alte und neue Erklärungsansätze. In: Ruth Seifert (Hrsg.): Gender, Identität und kriegerischer Konflikt. Das Beispiel des ehemaligen Jugoslawien. Aus: Soziologie. Forschung und Wissenschaft. 9. Band. LIT VERLAG, Münster 2004, ISBN 978-3-8258-7528-2, Seite 127 (Zitiert nach Google Books).
  3. Caroline Fetscher: Politik: Bosnien erwägt Entschädigung für im Krieg vergewaltigte Frauen. Das Parlament in Sarajevo würde damit als erster Staat sexuellen Missbrauch als Kriegsverbrechen offiziell anerkennen. In: Der Tagesspiegel Online. 6. Juni 2006 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  4. Cordula Meyer (Interviewerin), Monika Hauser (Interviewte): Kriegstraumata-Behandlung: „Deutschland muss mehr tun“. In: Spiegel Online. 10. Dezember 2009, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  5. medica mondiale e. V.: Kosovo. 2009, abgerufen am 27. April 2012.
  6. Janna Wolf, Charlotte Bruun Thingholm: Lieber sterben als reden – Kriegsvergewaltigungen als Ursache für Erinnerungskonflikte am Beispiel Kosovo. In: Wolfgang Stephan Kissel, Ulrike Liebert (Hrsg.): Perspektiven einer europäischen Erinnerungsgemeinschaft. Nationale Narrative und transnationale Dynamiken seit 1989. Aus: Prof. Dr. Ulrike Liebert, Prof. Dr. Josef Falke, Prof. Dr. Wolfgang Stephan Kissel (Hrsg.): EUROPÄISIERUNG. Beiträge zur transnationalen und transkulturellen Europadebatte. 7. Band. LIT VERLAG, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-10964-4, Seite 201 (Zitiert nach Google Books).
  7. Elvan Isikozlu: Kriegsvergewaltigung. Eine Typologie. In: Informationsstelle Wissenschaft und Frieden in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) (Herausgeber): W&F Wissenschaft und Frieden – Dossier 67. Beilage zu Wissenschaft und Frieden 2/2011. Bonn 2011, Seite 3 (Online).