Ficke
Ficke (Deutsch)
Substantiv, f
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | die Ficke | die Ficken |
Genitiv | der Ficke | der Ficken |
Dativ | der Ficke | den Ficken |
Akkusativ | die Ficke | die Ficken |
Worttrennung:
- Fi·cke, Plural: Fi·cken
Aussprache:
Bedeutungen:
- [1] Tasche in einem Kleidungsstück
- [2] oberdeutsch: Zwickmühle
- [3] vulgär: Sexualpartnerin
Herkunft:
- [1] Ficke ist ein altes, heute nur noch in Dialekten vorkommendes Wort für „Tasche“, insbesondere für eine „Hosentasche“. Eine größere Tasche wird hingegen als Futsche, im ostpreußischen Platt auch Fuppe oder Fupp bezeichnet. Im Schwedischen bedeutet ficka ebenfalls „(Kleider-)Tasche“. Das sächsische Wort fickenfaul mit der Bedeutung „geizig“ bedeutet wörtlich: „zu faul, in die Tasche zu greifen“.
- Aufgrund des zunehmenden vulgären Gebrauchs im Sinne von ficken „Geschlechtsverkehr haben“, wurde das Wort zunehmend tabuisiert und aus der Hochsprache verbannt. Auf den gleichen Wortstamm gehen auch die Vulgärausdrücke vögeln und Votze, bzw. Vut zurück.
- Das -ck- verweist auf eine Verstärkungs- oder Verkleinerungsform von einem Stamm *fug-/fig-, der sich an indogermanische *peuk-/peug- „stechen“, „stecken“ anschließen lässt (vergleiche hierzu auch: Fuge, Fichte, Faust, Punkt).
- Im Schmiedehandwerk war es üblich einen mit Sand gefüllten Sack an der Decke zu befestigen und ein frischgeschmiedetes Schwert durch Hineinstoßen und Hin- und Herbewegen zu „ficken“, d. h. von Asche- und Schlackeresten zu befreien.
- Eine Reihe von Familiennamen (wie Ficke, Ficker, Fickelscherer=Schwertfeger) sind hiervon abgeleitet und haben selbstverständlich keine obszöne Nebenbedeutung.
- Vergleiche hierzu auch das altgriechische Wort θήκη (théékee) „Behälter, Aufbewahrungsort, Kasten, Kiste“, dessen Bedeutung sich in neutestamenlichen Griechischen zunächst zu „Schwertscheide“ und im spätantiken Griechischen schließlich zu „Tasche“ wandelt.[1] (Der Lautwandel von griechischem Theta nach f ist in vielen Sprachen üblich, vgl. z. B. Theodor, russ. Fjodor.)
- Eine weitere semantische Verschiebung ergab die Bedeutung „necken“, etwa in den Worten foppen, fuchsen und Faxen. (vergleiche auch niederländisch: neuken „ficken“, das die umgekehrte Bedeutungsverschiebung erfuhr.)
- [2] Bei Ficke als Zwickmühle ist die Herkunft vom Hin- und Herbewegen des Steins, der bei jedem Zug eine Mühle [5] schließt, offensichtlich.
Synonyme:
- [1] Fupp, Fuppe, Futsche
- [2] Fickmühle, Zwickmühle
Beispiele:
- [1] Nimm bitte die Finger aus meiner Ficke!
- [2] Du hast ja eine Ficke aufgebaut!
- [3] „›Welcher Mensch hat denn einen Partner? Man hat ne Freundin oder nen Freund oder ne Frau oder einen Mann.‹ ›Oder eine Ficke‹, sage ich und ärgere mich über mich selbst.“[2]
- [3] „Zu nichts anderem brauche ich dich, du bist nur meine Ficke.“[3]
- [3] „Sobald die Frau, die es geil fand, sich selbst als meine Ficke zu bezeichnen, meine Wohnung betreten würde, wäre Kleidung sowieso überflüssig.“[4]
- [3] „›Ach ja?‹ Sie schüttelt den Kopf, verzieht den Mund zu einem kalten Lächeln. ›Wie oft warst du diese Woche bei ihr?‹ ›Bei ihr?‹, fragt er. ›Bei deiner … Ficke.‹“[5]
- [3] „Wie man eine gute Ficke findet und was dabei zu beachten ist, haben wir hier einmal zusammengestellt.“[6]
Übersetzungen
[1] Tasche in einem Kleidungsstück
[2] oberdeutsch: Zwickmühle
[3] vulgär: Sexualpartnerin
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Ficke“
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Ficke“
- [2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Zwickmühle“
Quellen:
- ↑ Wilhelm Gemoll: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch, München, 1991.
- ↑ Stephan Reich: Wenn’s brennt. Roman. DVA, München 2016 (Zitiert nach Google Books)
- ↑ Harald Schwinger: Das dritte Moor. Roman. Wieser, Klagenfurt 2006 (Zitiert nach Google Books)
- ↑ Adriana Kossov: Lady Lilith. Dark Delight – Das Erwachen der Lust. Venus Books, München 2022 (Zitiert nach Google Books)
- ↑ Christian Boochs: Mutterblut. Thriller. Knaur, München 2018 (Zitiert nach Google Books)
- ↑ Mal eben ficken – Wie Mann sich eine Ficke zulegt. In: St. Pauli Nachrichten. Abgerufen am 27. Juni 2022.