Drohkulisse (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ die Drohkulisse die Drohkulissen
Genitiv der Drohkulisse der Drohkulissen
Dativ der Drohkulisse den Drohkulissen
Akkusativ die Drohkulisse die Drohkulissen

Worttrennung:

Droh·ku·lis·se, Plural: Droh·ku·lis·sen

Aussprache:

IPA: [ˈdʁoːkuˌlɪsə]
Hörbeispiele:   Drohkulisse (Info)

Bedeutungen:

[1] Militär, Politik, Wirtschaft: sich aus mehreren Faktoren zusammensetzende, militärische oder politisch-argumentative Drohung, die geeignet ist, einen Gegner zum Rückzug beziehungsweise zum Einlenken bei einem Konflikt zu bewegen

Herkunft:

Bei dem Wort soll es sich zweier Quellen zufolge um ein seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in Gebrauch gekommenes[1][2] Determinativkompositum aus dem Stamm des Verbs drohen und dem Substantiv Kulisse[1][2] handeln. Es lassen sich allerdings Belege für den Gebrauch des Wortes vor dem angegebenen Zeitraum finden; siehe hierzu die ersten zehn Beispiele.

Sinnverwandte Wörter:

[1] Drohgebärde

Beispiele:

[1] „Die militärische Macht der UdSSR wird vielmehr als Drohkulisse benutzt, um den politischen Druck zu verstärken.“[3]
[1] „Die militärische Macht dient als Drohkulisse, um die politischen Zielsetzungen und die verstärkte politische Einflußnahme leichter vollziehen zu können.“[4]
[1] „Selbst wenn Moskau die ganze Drohkulisse allein deshalb aufgebaut hätte, um den Ostsektor für alle Zukunft total abzuriegeln, blieb das Risiko groß, daß hektische Reaktionen der eingesperrten Deutschen oder der Westmächte zu“[5]
[1] „Die Briten mußten eine Drohkulisse aufbauen, um die Argentinier an den Verhandlungstisch zu bringen.“[6]
[1] „Nach der Sommerpause, am 14. September, wollen Vorstand, Beirat und alle Bevollmächtigten in Frankfurt damit beginnen, ihre Drohkulisse für die dann beginnenden parlamentarischen Beratungen der Sparbeschlüsse aufzubauen.“[7]
[1] „Um sein Vorgehen zu rechtfertigen, hatte Hillermeier eine gewaltige Drohkulisse aufgebaut.“[8]
[1] „In kleinen Zirkeln zimmern Parlamentarier bereits an der steuerpolitischen Drohkulisse.[9]
[1] „Ihre parallel zum amerikanischen Countdown am Golf aufgebaute Drohkulisse ist nicht von Pappe.“[10]
[1] „Gorbatschow korrigierte seinen Vorgänger, ließ sich auf die Verhandlungsoption ein, die Bundeskanzler Schmidt in den Doppelbeschluß eingefügt hatte, und baute die Drohkulisse wieder ab.“[11]
[1] „Klaus Kinkel, der Nachfolger Genschers im Bonner Auswärtigen Amt, hatte völlig recht, als er im Spätsommer eine ‚glaubhafte Drohkulisse‘ forderte. Nur wollte bisher keiner der Staaten, die dazu in der Lage gewesen wären, eine solche Drohkulisse aufstellen.“[12]
[1] „Vielleicht wollte Stoiber, zum Start der Verhandlungen um einen neuen Rundfunkstaatsvertrag diesen Monat, eine ordentliche Drohkulisse aufbauen?“[13]
[1] „Unter dem Vorwand europäischer Konkurrenzfähigkeit und mit der Drohkulisse deutscher Stabilitätskriterien konsolidieren manche europäischen Finanzminister derzeit ihre Länder.“[14]
[1] „Um eine flexible Drohkulisse aufzubauen, haben sich die Unternehmenslenker auch preiswertere Varianten ausrechnen lassen.“[15]
[1] „Natürlich weiß er, dass Drohkulissen bei Gewerkschaften, besonders vor wichtigen Kongressen, zum Standardrepertoire gehören.“[16]
[1] „Immer wieder hört man, Saddam Hussein, der sich selbst zum Vorkämpfer gegen die Vereinigten Staaten und Israel erkoren hat, sei womöglich ein Agent dieser Länder, weshalb zu befürchten sei, der angekündigte Krieg werde - trotz der militärischen Drohkulisse - am Ende durch eine gütliche Geheimvereinbarung verhindert.“[17]
[1] „So hat man ein Klima (nicht nur) psychologischer Verfolgung, eine omnipräsente Drohkulisse geschaffen, in der jeder zu jedem Zeitpunkt als nächster dran sein kann.“[18]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine gewaltige, glaubwürdige, massive, militärische, politische Drohkulisse; eine Drohkulisse (gegen ein Land) aufbauen; der Aufbau einer Drohkulisse; als Drohkulisse dienen

Übersetzungen

[1] Dieter Herberg, Michael Kinne, Doris Steffens; unter Mitarbeit von Elke Tellenbach, Doris al-Wadi: Neuer Wortschatz. Neologismen der 90er Jahre im Deutschen. In: Ludwig M. Eichinger, Peter Wiesinger (Herausgeber): Schriften des Instituts für Deutsche Sprache. Band 11, Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017750-1, DNB 971679088, „Drohkulisse“, Seite 86.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 425.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Drohkulisse«.
[1] Duden online „Drohkulisse
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Drohkulisse
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalDrohkulisse
[1] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Drohkulisse

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Dieter Herberg, Michael Kinne, Doris Steffens; unter Mitarbeit von Elke Tellenbach, Doris al-Wadi: Neuer Wortschatz. Neologismen der 90er Jahre im Deutschen. In: Ludwig M. Eichinger, Peter Wiesinger (Herausgeber): Schriften des Instituts für Deutsche Sprache. Band 11, Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017750-1, DNB 971679088, „Drohkulisse“, Seite 86.
  2. 2,0 2,1 Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Drohkulisse
  3. Schweizer Rundschau. Monatsschrift für Geistesleben und Kultur. Union-Druck und Verlag, Solothurn 1975, ISSN 0251-3455, Seite 415 (Zitiert nach Google Books).
  4. Wolfgang Leonhard: Was ist Kommunismus? Wandlungen einer Ideologie. C. Bertelsmann Verlag, München/Gütersloh/Wien 1976, ISBN 3-570-08328-4, Seite 124 (Zitiert nach Google Books).
  5. Hans-Peter Schwarz: Die Ära Adenauer. In: Karl Dietrich Bracher (Herausgeber): Geschichte der Bundesrepublik. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, ISBN 3-7653-0328-3, Seite 143 (Zitiert nach Google Books).
  6. Theo Sommer: Fatale Sehnsucht nach Stahlgewittern. Falkland oder die Eigengesetzlichkeit starker Worte. In: Zeit Online. Nummer 21/1982, 21. Mai 1982, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  7. DEUTSCHLAND: „Dann ist die Regierung weg“. In: DER SPIEGEL. Nummer 29/1982, 19. Juli 1982, ISSN 0038-7452, Seite 20 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  8. ALPENLÄNDER: Beweis gelungen. Durfte Bayern 322 Österreichischen Kernkraftgegnern die Einreise verweigern?. In: DER SPIEGEL. Nummer 28/1986, 7. Juli 1986, ISSN 0038-7452, Seite 28 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  9. STEUERREFORM: Ordnende Hand. Die Unionsfraktion und die Länder zerrupfen Stoltenbergs Steuerreform. In: DER SPIEGEL. Nummer 16/1988, 18. April 1988, ISSN 0038-7452, Seite 21 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  10. C.S.-H.: Kalter Putsch. In: Zeit Online. Nummer 03/1991, 11. Januar 1991, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  11. Th. S.: Verschrottet. In: Zeit Online. Nummer 20/1991, 10. Mai 1991, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  12. Christoph Bertram: Der Weg in die Tragödie. In: Zeit Online. Nummer 51/1992, 11. Dezember 1992, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  13. „Futter für den Zirkus“. WDR-Intendant Friedrich Nowottny über die Zukunft der ARD. In: DER SPIEGEL. Nummer 45/1994, 7. November 1994, ISSN 0038-7452, Seite 34 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  14. Martin S. Lambeck: Die Währungsunion und die Ängste vor den Deutschen. Eine ernsthafte Debatte über eine Termin-Verschiebung würde fatale Folgen haben. In: Welt Online. 21. Dezember 1995, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  15. Hendrik Munsberg: KERNENERGIE: Abschied vom Atomstrom. In: DER SPIEGEL. Nummer 52/1998, 21. Dezember 1998, ISSN 0038-7452, Seite 26 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
  16. Rolf Kleine: Riester gegen den Rest der Welt. Der Minister fühlt sich von allen unverstanden und von den früheren Gewerkschaftskollegen im Stich gelassen. In: Berliner Zeitung Online. 4. Oktober 1999, ISSN 0947-174X (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  17. David Baran: Die letzten Tage des Saddam Husseins. BERICHT AUS BAGDAD. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 6980, 14. Februar 2003 (übersetzt von Bodo Schulze), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  18. Neda Mihanyar: Verfolgung der Bahai im Iran: Wer zu spät kommt, den bestraft der Gottesstaat. In: zenith – Zeitschrift für den Orient. Onlineausgabe. 25. Juni 2011, ISSN 1439-9660 (URL, abgerufen am 3. August 2013).