Volksetymologie

1 Änderung dieser Version ist noch nicht markiert. Die gesichtete Version wurde am 19. Dezember 2023 markiert.

Volksetymologie (Deutsch)

Bearbeiten
Singular Plural
Nominativ die Volksetymologie die Volksetymologien
Genitiv der Volksetymologie der Volksetymologien
Dativ der Volksetymologie den Volksetymologien
Akkusativ die Volksetymologie die Volksetymologien

Worttrennung:

Volks·ety·mo·lo·gie, Plural: Volks·ety·mo·lo·gi·en

Aussprache:

IPA: [ˈfɔlksʔetymoloˌɡiː]
Hörbeispiele:   Volksetymologie (Info)

Bedeutungen:

[1] fachsprachlich (Linguistik): semantische Umdeutung eines entlehnten oder veralteten Ausdrucks (Remotivation/Remotivierung), der, durch Unkenntnis seiner etymologischen Herkunft (Etymologie), zumeist durch lautliche Ähnlichkeit bedingt ist

Herkunft:

  • strukturell:
Determinativkompositum aus Volk, Fugenelement -s und Etymologie.
Der Begriff geht auf Ernst Förstemann (1852) zurück.[1]

Synonyme:

[1] Paretymologie, Pseudoetymologie, Remotivation/Remotivierung, Sekundärmotivation, synchrone etymologische Kompetenz

Gegenwörter:

[1] Kindesetymologie/Kinderetymologie

Oberbegriffe:

[1] Etymologie, Historiolinguistik, Sprachwissenschaft, Linguistik

Beispiele:

[1] „Maulwurf“ ist ein Beispiel für eine Volksetymologie: das Wort hieß mittelhochdeutsch „moltwerf“ ‚Erdwerfer‘; „molt“ wurde, nachdem es unverständlich geworden war, (volksetymologisch) zu „Maul“ umgedeutet.
[1] Die Volksetymologie ist ein Verfahren, Wörter, die ganz oder teilweise unverständlich geworden sind, wieder durchschaubar zu machen, wie das bei der Umdeutung von „molt“ zu „Maul“ geschehen ist.
[1] „Das Gebiet der eigentlichen ‚Kindesetymologie‘ wird durch die unbewussten Umwandlungen gebildet, die in überraschender Weise die Analogien zur Volksetymologie darstellen.“[2]
[1] „Daß auch beim Phänomen der Bezeichnungsübertragung die schöpferische Kraft der stets um Durchsichtigkeit von Wörtern bemühten Volksetymologie wirksam ist, möchte ich an der Bezeichnung ‚Landauer‘ erklären.“[3]
[1] „Solche Erscheinungen nennt man meist Volksetymologie, eine neutralere Bezeichnung ist Sekundärmotivation.“[4]
[1] „Hier handelt es sich bis auf epes jedoch ausschließlich um Volksetymologien, die auf Grund von Wortähnlichkeiten auf sprachliche Verwandtschaft schließen.“[5]

Wortbildungen:

[1] volksetymologisch

Übersetzungen

Bearbeiten
[1] Prof. Dr. Helmut Glück: Volksetymologie. In: Helmut Glück (Herausgeber): Metzler-Lexikon Sprache. 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02335-3, DNB 1002407257, Seite 757.
[1] Duden online „Volksetymologie
[1] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Volksetymologie“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Volksetymologie
[1] Wikipedia-Artikel „Volksetymologie
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Volksetymologie
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Volksetymologie
[1] The Free Dictionary „Volksetymologie
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalVolksetymologie
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Volksetymologie

Quellen:

  1. Ernst Förstemann: Ueber deutsche Volksetymologie. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen. [= Kuhns Zeitschrift]. 1. Jahrgang, Heft 1, 1852, Seite 1-25 (JSTOR).
  2. Clara und William Stern: Die Kindersprache. Eine psychologische und sprachtheoretische Untersuchung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1975, ISBN 3-534-07203-0, Seite 419 (Unveränderter Nachdruck der vierten, neubearbeiteten Auflage Leipzig 1928).
  3. Christoph Gutknecht: Lauter böhmische Dörfer. Wie die Wörter zu ihrer Bedeutung kamen. C.H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39206-7, Seite 64.
    Kursiv gedruckt: Landauer.
  4. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite ⅩⅩⅫ.
    Fett gedruckt: Volksetymologie und Sekundärmotivation.
  5. Peter Honnen: Jiddisch in rheinischen Dialekten. In: Monika Grübel, Peter Honnen (Herausgeber): Jiddisch im Rheinland. Klartext, Essen 2013, ISBN 978-3-8375-0886-4, Seite 123-188, Zitat Seite 136..
    Kursiv gedruckt: epes.