Schattenfamilie (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ die Schattenfamilie die Schattenfamilien
Genitiv der Schattenfamilie der Schattenfamilien
Dativ der Schattenfamilie den Schattenfamilien
Akkusativ die Schattenfamilie die Schattenfamilien

Worttrennung:

Schat·ten·fa·mi·lie, Plural: Schat·ten·fa·mi·li·en

Aussprache:

IPA: [ˈʃatn̩faˌmiːli̯ə]
Hörbeispiele:   Schattenfamilie (Info)

Bedeutungen:

[1] Teil einer Familie, der vor anderen geheim gehalten wird, unbekannt oder verstorben ist, wie eine zweite Familie, uneheliche Kinder, Nazis oder im Konzentrationslager Ermordete
[2] Coronapandemie: Familie, die aufgrund der Ansteckungsgefahr für behinderte oder chronisch kranke Familienmitglieder Kontakte außerhalb der Familie auf ein Minimum reduziert

Herkunft:

Determinativkompositum der Substantive Schatten und Familie

Beispiele:

[1] „Auch Henriette Beck aus dem bayerischen Neumarkt ist angereist. Ihr Vater überlebte Auschwitz, aber seine erste Ehefrau und die gemeinsame Tochter, damals fünf Jahre alt, wurden ermordet. Auch aus der Verwandtschaft ihres Vaters überlebte kaum jemand. ‚Diese Schattenfamilie hat mich immer begleitet‘, sagte die 58-Jährige in Lüneburg.“[1]
[1] „Es gibt viele solcher Schattenfamilien, die entstanden, als der überlebende Vater nach dem Krieg eine neue Familie gründete. Für die Nachkommen der ermordeten Halbgeschwister ist der Holocaust immer präsent, sie leben mit ihm. Hass oder Groll empfindet Judith Kalman nicht, wenn sie an Gröning denkt.“[2]
[1] „Herbert, mein Großvater, lebte als unbescholtener Bürger in der Provinz an der Ostsee, wo ohn wohl auch keiner von früher her kennen konnte. Wir Kinder wurden in diese Schattenfamilie hineingeboren, die Schatten umgaben uns als undurchdringbare Mauer aus Schweigen und farbenprächtigen Lügengeschichten.“[3]
[1] „Jetzt kam ein anderes Tabu ins Spiel: Über dieses andere Haus, über die Schattenfamilie in Russland, durfte nicht gesprochen werden. Nachfragen seitens der Töchter, weshalb denn selbst nach Stalins Tod im Jahr 1953, als die Zügel in der Sowjetunion lockerer wurden, niemals wieder ein Brief vom Vater gekommen sei, wies Erika unwirsch zurück.“[4]
[1] „Versteckte Arnold Schwarzenegger seine Schattenfamilie in dieser Villa?“[5]
[2] „In ‚Schattenfamilien‘ gibt es mindestens eine Person, bei der eine Corona-Infektion sehr wahrscheinlich schwer verlaufen würde. Die Familien müssen sich aus dem normalen Leben zurückziehen, um ihre Lieben zu schützen.“[6]
[2] „Wir waren nicht bei der Einschulung meiner Nichte und haben keine Taufe gefeiert. Und seit einigen Wochen sind wir zu einer Schattenfamilie geworden. Wir sind eine Familie mit zwei Kleinkindern in selbstgewählter und doch unfreiwilliger Isolation. Wir sind dazu gezwungen, weil die Politik es seit zwei Jahren nicht schafft, ein tragfähiges Konzept für Kitas, Kindergärten und Schulen zu entwickeln, in dem Kinder sich nicht unweigerlich infizieren oder in Winterjacken und mit Masken viele Stunden ausharren müssen.“[7]
[2] „Wir Schattenfamilien leben seit 20 Monaten im Ausnahmezustand. Wir haben unglaublich hohe Kosten für hochwertige Schutzmasken. Die Krankenkasse übernimmt bei uns die Kosten für die Covid-Tests und Masken der Pflegekräfte, die meine Tochter intensivmedizinisch betreuen, nur zu einem Bruchteil. Wir haben circa 300 Euro Mehrkosten pro Monat – bei deutlich geringeren Einnahmen. Überall ist nur von Öffnen und Lockerungen die Rede – dass das für Schattenfamilien bedeutet, sich noch mehr zu isolieren, interessiert keinen.“[8]
[2] „Schattenfamilien? ‚Wir Schattenfamilien sind Haushalte, in denen mindestens eine Person, oft jedoch gleich mehrere, eine Behinderung haben, oder an einer Vorerkrankung leiden, die bei einer Covid-Erkrankung einen schweren Verlauf sehr wahrscheinlich macht.‘“[9]
[2] „Die Initiative fordert mehr Aufmerksamkeit für die Situation der Schattenfamilien und mehr Schutz. Zum Beispiel durch eine konsequente Einhaltung der Hygieneregeln, eine strengere Maskenpflicht, eine einfachere Befreiung von der Präsenzpflicht und Unterstützung für sozial schwache Familien. "Die Eltern haben Angst um ihre Kinder", berichtet Reißig. Viele seien psychisch am Ende.“[10]

Übersetzungen

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[*] Wikipedia-Artikel „Schattenfamilie
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Schattenfamilie
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Schattenfamilie

Quellen:

  1. Moritz Piehler: Im Namen der Opfer. Auschwitz-Prozess. In: Jüdische Allgemeine Online. 18. Mai 2015, ISSN 1618-9701 (URL, abgerufen am 14. Februar 2022).
  2. Per Hinrichs: Der Richter, der zum Nazijäger wurde. In: Welt Online. 27. März 2015, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 14. Februar 2022).
  3. Irene Eckwolf: Schattenfamilien. Tief muss man graben, um das Licht hinter euren Schatten zu entdecken. BoD, 2019, ISBN 9783749401161.
  4. Silke Satjukow, Rainer Gries: Bankerte!. Besatzungskinder in Deutschland nach 1945. Campus, Frankfurt am Main 2015, ISBN 9783593502861, Seite 347-348.
  5. In dieser Villa lebt Arnies Terminatörchen. Untreue-Drama um Arnold Schwarzenegger. In: Bild.de. 20. Mai 2011 (URL, abgerufen am 14. Februar 2022).
  6. Giselle Ucar: Selbstisolation aus Angst vor Corona: Das Leid der Schattenfamilien. In: WDR.de. 17. Januar 2022, abgerufen am 14. Februar 2022.
  7. Chiara Schmucker: Russisch Roulette in der Kita. In: Schlaflos - Das Familienblog der FAZ. 1. Februar 2022, abgerufen am 14. Februar 2022.
  8. Julia Jannaschk: "Wir haben keine Energie mehr übrig – wir versuchen, irgendwie zu überleben": Eltern von Kindern mit Behinderung und chronischer Erkrankung fühlen sich von der Politik vergessen. In: Watson. 7. November 2021, abgerufen am 14. Februar 2022.
  9. Familien mit vorerkrankten Angehörigen: Wenn die Schulpflicht lebensgefährlich wird. In: News4Teachers. 31. Mai 2021, abgerufen am 14. Februar 2022.
  10. Anina Pommerenke: "Schattenfamilien": Rückzug ins Private wegen Corona. In: NDR.de. 20. Januar 2022, abgerufen am 14. Februar 2022.