Büttel
Büttel (Deutsch)
BearbeitenSingular | Plural | |
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Nominativ | der Büttel | die Büttel |
Genitiv | des Büttels | der Büttel |
Dativ | dem Büttel | den Bütteln |
Akkusativ | den Büttel | die Büttel |
Worttrennung:
- Büt·tel, Plural: Büt·tel
Aussprache:
Bedeutungen:
- [1] veraltend: Gerichtsdiener, Gerichtsbote
- [2] abwertend: Polizist
- [3] Person, die zu niedrigen Diensten missbraucht wird
Herkunft:
- mittelhochdeutsch bütel, althochdeutsch butil, westgermanisch *budila- „Aufbieter“, belegt seit dem 9. Jahrhundert[1]
Sinnverwandte Wörter:
- [2] Ordnungshüter, Polizist
Beispiele:
- [1] Wer seinen Kopf auf den Richtblock legte, fand relativ schnell den Tod; wen die Büttel auf das Rad flochten, starb erst, nachdem ihm jeder Knochen im Leib gebrochen war.[2]
- [1] Über die im Mittelalter ebenfalls zu den Unehrlichen zählenden Scharfrichter, Henker und Büttel, so weist Wolf nach, kam das Rotwelsch in die städtischen Frauenhäuser, deren Beaufsichtigung im Mittelalter oft dem Henker oder Büttel anvertraut war.[3]
- [1] „Als Mary und Pihan auch um 7.30 Uhr noch nicht eingetroffen waren, schickte das Gericht einen Büttel aus, der den Anwalt aufsuchen sollte.“[4]
- [1] „Die Büttel mußten Tschö Dan und seine Genossen vorführen.“[5]
- [1] „Dieser grimmigen Anschauung, der Folge des einzigen Fehlers, den die große Maria Theresia ›sub specie recti‹(unter dem Anschein des Rechtes) hatte, entsprangen alle Ungerechtigkeiten und alle Unterschlagungen, die von den Bütteln der Keuschheitskommissare begangen wurden.“[6]
- [2] „Es genügten ein paar Dutzend Landsknechte und die Büttel der Stadt, um den Aufstand nicht eigentlich ›niederzuschlagen‹, wie es auf der Gedenktafel heißt, sondern zu ersticken, bevor die Tuchmacher die zusammengetragenen Waffen überhaupt in die Hand nahmen.“[7]
- [3] „Unzucht war ein Begriff, mit dem die Kirche sich den Staat zum Büttel gemacht hatte: Denn die christliche Lustfeindlichkeit, die Geschlechtsverkehr nur zur Zeugung und nur innerhalb der Ehe für propagierungswürdig erachtete (was sich ja bis heute in die Abtreibungsdebatte fortsetzt), duldete keine Darstellung von Geschlechtlichkeit als Selbstzweck.“[8]
Übersetzungen
Bearbeiten [2] abwertend: Polizist
[3] Person, die zu niedrigen Diensten missbraucht wird
- [1, 2] Wikipedia-Artikel „Büttel“
- [1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Büttel“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Büttel“
- [3] The Free Dictionary „Büttel“
- [1–3] Duden online „Büttel“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Büttel“
Quellen:
- ↑ Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 , Stichwort: „Büttel“, Seite 164.
- ↑ Grabungen an Orten des Grauens (SPIEGEL online, 24.08.2005)
- ↑ Wörterbuch für Gauner (DER SPIEGEL 9/1957 vom 27.02.1957, Seite 54)
- ↑ Robert Harms: Das Sklavenschiff. Eine Reise in die Welt des Sklavenhandels. C. Bertelsmann Verlag, ohne Ort 2004, ISBN 3-570-00277-2, Seite 471.
- ↑ Djin Ping Meh. Schlehenblüten in goldener Vase. Band 2, Ullstein, Berlin/Frankfurt am Main 1987 (übersetzt von Otto und Artur Kibat), ISBN 3-549-06673-2, Seite 323 . Chinesisches Original 1755.
- ↑ Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens, herausgegeben und eingeleitet von Erich Loos, Band III. Propyläen, Berlin 1985 (Neuausgabe) (übersetzt von Heinz von Sauter), Seite 262.
- ↑ Bruno Preisendörfer: Als unser Deutsch erfunden wurde. Reise in die Lutherzeit. 7. Auflage. Galiani, Berlin 2016, ISBN 978-3-86971-126-3 , Seite 161.
- ↑ Ist die sexuelle Freiheit am Ende? (DER SPIEGEL 1/1988 vom 04.01.1988, Seite 122-131)