Rockrolle (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, f Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ die Rockrolle die Rockrollen
Genitiv der Rockrolle der Rockrollen
Dativ der Rockrolle den Rockrollen
Akkusativ die Rockrolle die Rockrollen

Worttrennung:

Rock·rol·le, Plural: Rock·rol·len

Aussprache:

IPA: [ˈʁɔkˌʁɔlə]
Hörbeispiele:   Rockrolle (Info)

Bedeutungen:

[1] Theater, Film: Rolle, bei der Männer in Frauenkleidern auftreten

Herkunft:

Determinativkompositum aus den Substantiven Rock und Rolle, Assoziativbildung zur schon existierenden Hosenrolle. Im Korpus von Google Buch ist sie einmal 1909 und dann ab 1951 zu finden.

Sinnverwandte Wörter:

[1] Transvestitenrolle; Damenimitator, Travestiekünstler, Drag-Queen

Gegenwörter:

[1] Hosenrolle

Oberbegriffe:

[1] Rolle, Travestierolle

Beispiele:

[1] „Dem Mann wurden die Hosen- und Rockrollen übergeben.“[1]
[1] „Von Paris aus griff die Verdrängung der »Rockrolle« männlicher Schauspieler weiter um sich, zuerst auf die englische Bühne, deren Verpflanzung auf das Festland einen der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Theaters bildete.“[2]
[1] „Wenn auch Rameaus sowohl als Ballet-bouffon wie als comédie-ballet spezifizierte Ballettoper [Platée] aus dem Jahre 1745 seit ihrer Wiederentdeckung vor zwölf Jahren in Aix-en-Provence immer wieder einmal, und sogar auch schon einmal in Deutschland (1963 in Bremen) aufgetaucht ist, so ist man doch jedesmal aufs neue überrascht von der Extravaganz ihres Sujets, das eine Rockrolle in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.“[3]
[1] „Thomas Tipton darf in der Rockrolle der Mamma (selbst ein ausgebildeter Baßbuffo, wußte Donizetti natürlich um alle Finessen einer solchen Rolle) ein Schlammbad in der Klamotte nehmen und tut dies mit einer angeborenen Vis comica, die alles und jedes Mittel (auch das derbste) legitimiert.“[4]
[1] „»[…] Am letzten Tag [der Filmreihe] gibt es auch ein Programm mit Rockrollen«" (Männer in Frauenkleidern).“[5]
[1] „Ausgangspunkt ist das Grab Christi, zu dem am Ostermorgen die drei Frauen - dargestellt von Klerikern, einem in nuce bereits komischen Moment (›Rockrolle‹) — zur rituellen Salbung des toten Christus kommen.“[6]
[1] „Das Gegenstück [zu Hosenrolle] gibt es als Begriff nicht, ausser man wähle denselben Begriff oder besser den analogen Terminus Rockrolle, der im Gegensatz zur Hosenrolle mitunter auch im Alltag der Moden — ausser in Form von Karoröcken bei Dudelsack pfeifender Schotten — noch keineswegs etabliert ist. Üblicherweise wird der Begriff Transvestismus gebraucht, auch wenn dieser nicht zwingend nur die Feminisierung des männlichen Geschlechts umfasst.“[7]
[1] „Bereits 1901 erschien ein von einem (bis auf die Initialen anonymen) Mediziner geschriebener Artikel mit dem Titel »Vom Weibmann auf der Bühne« im »Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen«, in dem u.a. über Männer diskutiert wurde, die sich nach jahrelanger Arbeitslosigkeit und Diffamierung auf einmal während der dauerhaften Rockrollen-Welle nach »Charleys Tante« in Frauenkleidern auf der Bühne ein gutes Einkommen sichern konnten.“[8]
[1] „Übemahme von männlichen Rollen durch Frauen ist auch in der Oper etabliertert. Man vergleiche hierzu die Tradition der Hosenrolle mit der meist heiter-skunil angelegten Rockrolle für Sänger (vgl. Uecker: Hosenrollen auf der Opembühne; Essinger: Hosenrolle in der Oper).“[9]
[1] „Es geht jedoch sowohl bei der klassischen Hosenrolle als auch bei der klassischen ›Rockrolle‹ in Verwechslungskomödien meist darum, die Geschlechter-Ambivalenz nur bis zu einem gewissen Punkt beizubehalten, damit sich die Figuren zum Schluss in der Regel wieder in die heterosexuelle Matrix einsortieren können.“[10]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Wolfgang Müller: Das Gegenwort-Wörterbuch. Ein Kontrastwörterbuch mit Gebrauchshinweisen. Walter de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 978-3-11016-885-3 (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1998), S. 438 „Rockrolle“, „Rolle“; S. 273 „Hosenrolle“
[1] Duk Ho Lee: Rückläufiges Wörterbuch der deutschen Sprache. de Gruyter, Berlin und New York 2005, ISBN 978-3-11-018197-5, S. 175
[1] JvH: Rockrolle. In: Filmlexikon. Universität Kiel, 23. Dezember 2012, abgerufen am 8. Januar 2015.

Quellen:

  1. Die Woche: moderne illustrierte Zeitschrift. 2,11, A. Scherl, 1909, Seite 673
  2. Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten, Verband der Theaterschaffenden der DDR (Herausgeber): Theater der Zeit. 6, Nummer 11, Henschel, 1951, Seite 32 (Google RA7-PA32 von Nr. 4-21)
  3. Musica: Monatsschrift für alle Gebiete des Musiklebens. 22, 1968, Seite 383
  4. Robert Schumann (Herausgeber): Neue Zeitschrift für Musik. B. Schott, 1969, Seite 165
  5. EPD Film. 6, Nummer 5, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, 1989, Seite 39 (Google RA4-PA39)
  6. Ernst Halter, Dominik Wunderlin (Herausgeber): Volksfrömmigkeit in der Schweiz. Offizin, 1999, ISBN 3-907495-95-0, Seite 517
  7. Fritz Franz Vogel: The Cindy Shermans: inszenierte Identitäten: Fotogeschichten von 1840 bis 2005. Böhlau Verlag, 2006, ISBN 3-412-30705-X, Seite 448
  8. Jan Distelmeyer (Herausgeber): Spaß beiseite, Film ab: jüdischer Humor und verdrängendes Lachen in der Filmkomödie bis 1945. Edition Text + Kritik, 2006, ISBN 3-88377-803-6, Seite 137
  9. Marion Gerards: Frauenliebe, Männerleben: die Musik von Johannes Brahms und der Geschlechterdiskurs im 19. Jahrhundert. 8, Böhlau Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20496-9, Seite 90 (Fußnote 378)
  10. Vito Pinto: Stimmen auf der Spur: Zur technischen Realisierung der Stimme in Theater, Hörspiel und Film. transcript Verlag, 2014, ISBN 978-3-8394-1972-4, Seite 63-64 (Fußnote 91)