Person Wortform
Präsens ich kneiße
du kneißt
er, sie, es kneißt
Präteritum ich kneißte
Konjunktiv II ich kneißte
Imperativ Singular kneiß!
kneiße!
Plural kneißt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
gekneißt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:kneißen

Anmerkung zum Partizip II:

Im Wienerischen ist auch die Partizip-II-Form „geknissen“ gebräuchlich.[1] Ansonsten wird in anderen Referenzen angegeben, dass das Verb „gneißen“ und somit auch seine Nebenform „kneißen“ regelmäßig, also schwach flektiert werden.[2][3][4][5]

Alternative Schreibweisen:

gneißen, kneisen
Schweiz und Liechtenstein: kneissen

Worttrennung:

knei·ßen, Präteritum: kneiß·te, Partizip II: ge·kneißt, ge·knis·sen

Aussprache:

IPA: [ˈknaɪ̯sn̩]
Hörbeispiele:   kneißen (Info)
Reime: -aɪ̯sn̩

Bedeutungen:

[1] Bayern, Österreich, umgangssprachlich: etwas (oft erst nach längerer Zeit) begreifen, durchschauen

Sinnverwandte Wörter:

[1] begreifen, blicken, dahinterkommen, durchschauen, kapieren, raffen, reißen, schnallen, spannen, überreißen, überziehen, überzuckern, verarbeiten, verstehen

Beispiele:

[1] „Irgendwann werden wir vielleicht kneißen, dass es jetzt an der Zeit ist, das auch für die KindergartenpädagogInnen [sic] zu tun.“[6]
[1] „Der kluge Kater bewundert Machtwörter und kneißt die Testgesellschaft“[7]
[1] „Es dauert, bis er es kneißt.“[8]
[1] Hab schon gekneisst, dass sie Ihre Freundin ist.[9]
[1] „Bei der britischen Sängerin Sade, die zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder auf einer Bühne stand, hatte dieser Übersetzungsdienst kurz davor versagt, was Moderator Matthias Opdenhövel (bitte wer?) aber auch nach wiederholten Hinweisen der Sängerin nicht geknissen hat.“[10]
[1] „Mal ehrlich: Wie oft hättet ihr eurem humorlosen Gegenüber, das offenbar euren total lustigen Penis-Witz nicht geknissen hat, gerne ins Gesicht gebrüllt: „Ja, wie denn?!““[11]
[1] „Jetzt war ich aber ein soziales Kind und hab das dann auch geknissen, dass es uncooler ist, ein schlechter Verlierer zu sein, als das Verlieren an sich.“[12]
[1] „Beide dürften nicht geknissen haben, dass in ihrer Stadt und international beachtet das Teufelszeug Auto mitsamt den zusammenhängenden Motorprozessen inszeniert wurde, wo sie doch so gern das Autoaus der Stadt verbannt haben möchten.“[13]
[1] „Erst nach Jahren voller qualvoller Stunden mit Gedichtvorträgen in einem verstaubten Kellerlokal hatte Mayer geknissen, dass ihre Oma all die Dichter mit offenen Augen angeschlafen hatte.“[14]

Wortbildungen:

Blitzkneißer
Alle weiteren Informationen zu diesem Begriff befinden sich im Eintrag gneißen.
Ergänzungen sollten daher auch nur dort vorgenommen werden.
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Seite 398, Stichwort „kneißen“ mit einem Verweis zum Eintrag „gneißen“ auf Seite 288
[1] Wolfgang Teuschl: Wiener Dialektlexikon. Residenz Verlag, Wien 2007 (Zitiert nach Google Books)

Quellen:

  1. Wolfgang Teuschl: Wiener Dialektlexikon. Residenz Verlag, Wien 2007 (Zitiert nach Google Books)
  2. Duden online „gneißen
  3. Jakob Ebner: Duden, Österreichisches Deutsch. Wörterbuch der Gegenwartssprache in Österreich. 5., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-04985-1
  4. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X
  5. Ludwig Zehetner: Bairisches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern. 4. Auflage. edition vulpes, Regensburg 2014, ISBN 3-939112-50-1
  6. Stenografischer Bericht der 8. Sitzung des Landtages Steiermark. XVIII. Gesetzgebungsperiode. 9. Juni 2020, abgerufen am 2. Januar 2022.
  7. Armin Thurnher: Der kluge Kater bewundert Machtwörter und kneißt die Testgesellschaft. In: Falter.at. 8. Januar 2021, abgerufen am 2. Januar 2022.
  8. Paul Auer: Fallen. Septime Verlag, 2020 (Zitiert nach Google Books)
  9. Lyndsay Faye: Das Feuer der Freiheit. dtv Verlagsgesellschaft, 2016 (Zitiert nach Google Books)
  10. Anna-Maria Wallner: Echo-Verleihung: Robbie Williams' leise Rückkehr. In: DiePresse.com. 2010-03-05, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 2. Januar 2022).
  11. Viktoria Klimpfinger: Diese Dinge geben uns das Gefühl, total erwachsen zu sein. In: 1000things. 3. April 2019, abgerufen am 2. Januar 2022.
  12. Berit Glaser: Zuckerschock. In: story.one - live to tell. 24. September 2020, abgerufen am 2. Januar 2022.
  13. Das Teufelszeug Auto in Wien. In: Auto & Wirtschaft. 1. Juni 2015, abgerufen am 2. Januar 2022.
  14. Sabina Naber: Caddielove: Ein Fall für Mayer & Katz. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2014 (Zitiert nach Google Books)