Oblomowerei (Deutsch)

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Singular Plural
Nominativ die Oblomowerei die Oblomowereien
Genitiv der Oblomowerei der Oblomowereien
Dativ der Oblomowerei den Oblomowereien
Akkusativ die Oblomowerei die Oblomowereien

Worttrennung:

Ob·lo·mo·we·rei, Plural: Ob·lo·mo·we·rei·en

Aussprache:

IPA: [ˌoblomovəˈʁaɪ̯][1][2]
Hörbeispiele:   Oblomowerei (Info)
Reime: -aɪ̯

Bedeutungen:

[1] bildungssprachlich: beständiges Verharren in Untätigkeit, Lethargie

Herkunft:

Lehnübersetzung von russisch обломовщина (oblomovščina→ ru, was das lethargische Nichtstun des Titelhelden Oblomow aus Iwan Alexandrowitsch Gontscharows berühmtestem Roman von 1859 beschreibt[3]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Lethargie, Tatenlosigkeit, Trägheit, Wurstigkeit

Gegenwörter:

[1] Tatendrang

Beispiele:

[1] „Auf eine ziemlich unerquickliche Weise war der ganze Abend eine Oblomowerei.[4]
[1] „Im stickigen Abteil gab ich mich auf der bequemen Liege bei vielen von der strengen Schaffnerin servierten Gläsern Tee der Oblomowerei hin.“[5]
[1] „Man kann Strapazen jeder Art, wie Übermüdung oder jet lag hier getrost auch noch anführen, ebenso wie totalen Müßiggang und Oblomowerei.“[6]
[1] „Seine Oblomowerei ist nichts anderes als die Reaktion auf die Überforderung durch Zumutungen der Moderne, denen wir heute tagtäglich ausgesetzt sind, durch die Flut von Informationen wie durch den permanenten Entscheidungszwang, obwohl die wirklich wichtigen Entscheidungen längst nicht mehr getroffen werden können.“[7]
[1] „Zwei Sätze verbinden das Russland des 19. Jahrhunderts mit Dostojewskis ausufernder Erzählkunst und Gontscharows Darstellung der «Oblomowerei», des nationalen Hangs zum Nichtstun: «Dostojewski schreibt die Karamasows, und als er die ersten drei Bände schliesst, merkt er, dass er noch gar nicht angefangen hat. Man wird nie fertig in Russland, deshalb fängt man oft erst gar nicht an.»“[8]

Wortbildungen:

oblomowieren

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „Oblomow
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Oblomowerei
[1] Duden online „Oblomowerei
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, „Oblomowerei“, Seite 950.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, „Oblomowerei“, Seite 1285.

Quellen:

  1. Nach Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders et al.: Deutsches Aussprachewörterbuch. Mit Beiträgen von Walter Haas, Ingrid Hove, Peter Wiesinger. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, DNB 999593021, „Oblomowerei“, Seite 786.
  2. Nach Stefan Kleiner, Ralf Knöbl und Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 6, Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, DNB 1070833770, „Oblomowerei“, Seite 642.
  3. Rudolf Köster: Eigennamen im deutschen Wortschatz. Ein Lexikon. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3110177022, „Oblomowerei“, Seite 128.
  4. Helmut Schödel: Leichname, schlafende Menschen. In: DIE ZEIT. Nummer 11, 10. März 1989, ISSN 0044-2070, Seite 68 (DIE ZEIT-Archiv, abgerufen am 22. Oktober 2016).
  5. Der Weg über die Oder. In: Frankfurter Rundschau. 2. März 2002, ISSN 0940-6980, Seite 17.
  6. Peter Rosei: Durch Markt und Pein. In: DiePresse.com. 18. Januar 2008, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 22. Oktober 2016).
  7. Das Loblied des Müßiggangs. In: Stuttgarter Zeitung. 18. Juni 2012, Seite 12.
  8. Manfred Koch: Vagabondage durch die Weltliteratur. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. Februar 2013, ISSN 0376-6829, Seite 47 (NZZ-Archiv, abgerufen am 22. Oktober 2016).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: oblomowiere