geschweige (Deutsch)

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Anmerkung zum Gebrauch:

Die Konjunktion geschweige wird meist mit denn als geschweige denn gebraucht, ohne dass ein Bedeutungsunterschied eintritt.

Anmerkung zur Interpunktion:

Vor ›geschweige [denn]‹ muss ein Komma gesetzt werden, vor ›dass‹ kann eins gesetzt werden, also ›, geschweige denn[,] dass‹ beziehungsweise ›, geschweige[,] dass‹.[1]

Worttrennung:

ge·schwei·ge

Aussprache:

IPA: [ɡəˈʃvaɪ̯ɡə]
Hörbeispiele:   geschweige (Info)
Reime: -aɪ̯ɡə

Bedeutungen:

[1] drückt nach einer verneinten oder einschränkenden Aussage aus, dass das Folgende noch weniger zutrifft
[a] kann anstelle von noch in weder … noch stehen
[2] selten, veraltend, meist in Verbindung mit „schon“ im vorausgehenden Satzteil: drückt nach einer affirmativen Aussage aus, dass das Folgende noch mehr zutrifft

Herkunft:

seit dem 16. Jahrhundert allmählich zur Konjunktion erstarrte 1. Person Singular Indikativ Präsens von spätestens im 18. Jahrhundert veraltet geschweigen, mittelhochdeutsch geswîgen, althochdeutsch giswîgên „stillschweigen“;[2] früher in der gleichen Funktion auch im Infinitiv „zu geschweigen von“, was heute durch „ganz zu schweigen von“ ersetzt ist[3]

Synonyme:

[1, 2] geschweige denn
[1] und erst recht nicht, und erst recht kein, und erst recht niemand; und ganz zu schweigen von; und schon gar nicht, und schon gar kein, und schon gar niemand
[2] und erst recht

Beispiele:

[1] „Würde bei einem Projekt ein Bild zu bearbeiten sein, würde man nach einer Anleitung oder Tutorial suchen, es schnell finden, die Schritte anwenden und nicht so sehr das dahinterstehende Konzept erkennen, darüber nachdenken, es einordnen, geschweige sich Gedanken darüber machen, ob in anderen Programmen das auch so ist, oder abseits von Bildbearbeitungsprogrammen diese Idee auch zu finden ist, wo, ob es dort Unterschiede gibt, […] Dadurch wird bei Projekten oft viel Produktwissen, aber kaum Konzeptwissen gesammelt, geschweige darüber nachgedacht und es eingeordnet.“[4]
[1] „Niemand durfte sie auch nur berühren, geschweige denn ausleihen.“[5]
[1] „Nicht einmal die leblose schöne Natur, geschweige die lebende, athmende! nicht einen hellgeschliffenen Harnisch, geschweige ein blitzendes Auge; nicht eine blond hinwallende Haarlocke, geschweige ein ganzes majestätisches oder erhabenes Haupt.“[6]
[1] „Die Zementfabrik produziert übrigens heute noch, doch niemand würde auf die Idee kommen, seinen Zement dort selbst abzuholen, geschweige denn dafür zusätzlich mit Wein und Lebensmitteln zu zahlen.“[7]
[1a] „Woran liegt es, dass solche ‚patientenfeindlichen‘ Haltungen und Ansichten, die weder in der theoretischen Ausbildung, geschweige denn durch Praxisanleitung vermittelt werden, Berufsstarter in diesem Ausmaß infizieren?“[8]
[2] „Ew. Excell. verzeihen, wenn ich nicht persönlich aufwarte, aber ein Abschied in dieser Zeit ist schon peinigend im Begriff, geschweige in der Gegenwart.“[9]

Übersetzungen

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[1, 2] Goethe-Wörterbuch „geschweige
[1, 2] Renate Pasch: Zur Bedeutung von deutsch geschweige (denn). Auf linguistik-online.de.
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „geschweige
[1] The Free Dictionary „geschweige
[1] Duden online „geschweige
[1] Redensarten-Index „geschweige
[*] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „geschweigen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalgeschweige

Quellen:

  1. Mathilde Hennig u. a.: Duden – Sprachliche Zweifelsfälle. Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch (= Der Duden in 12 Bänden, Bd. 9). Dudenverlag, Berlin 2021.
  2. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „geschweige
  3. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „geschweigen
  4. Martin Tintel: Interdisziplinäre Projekte im Informatikunterricht. Magisterarbeit, 2011, Seite 162.
  5. Patrizia Stahl: Hinter den roten Steinen. 2007, ISBN 978-184753-279-4, Seite 49.
  6. Johann Caspar Lavater: Physiognomik. Zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Vervollständigte neue Auflage der verkürzt herausgegebenen physiognomischen Fragmente, Fincke, Berlin 1834, Seite 148.
  7. Matthias Kaiser: Der Eichsfeld Report. Art de Cuisine, Erfurt 2009, ISBN 978-3-9811537-3-6, Seite 137.
  8. German Quernheim: Arbeitgeber Patient. Kundenorientierung in Gesundheitsberufen. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-10387-2, Seite 60.
  9. Johann Wolfgang von Goethe, ein Brief vom 16. April 1813 zu Weimar, in C. Voigt: Goethe in amtlichen Verhältnissen. Aus den Acten, besonders durch Correspondenzen zwischen ihm und dem Großherzoge Carl August, Geh. Rath v. Voigt u. A. Friedrich Fromann, Jena 1834, Seite 299.