Renazifizierung (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, f Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ die Renazifizierung die Renazifizierungen
Genitiv der Renazifizierung der Renazifizierungen
Dativ der Renazifizierung den Renazifizierungen
Akkusativ die Renazifizierung die Renazifizierungen

Worttrennung:

Re·na·zi·fi·zie·rung, Plural: Re·na·zi·fi·zie·run·gen

Aussprache:

IPA: [ʁenat͡sifiˈt͡siːʁʊŋ]
Hörbeispiele:   Renazifizierung (Info)
Reime: -iːʁʊŋ

Bedeutungen:

[1] Wiedererstarken von Ideen des Nationalsozialismus (beispielsweise der Ausgrenzung, Sanktionierung und Entrechtung von Minderheiten und Andersdenkenden)

Herkunft:

Ableitung des Substantivs zum Verb nazifizieren mit dem Präfix re- und dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -ung

Gegenwörter:

[1] Denazifizierung, Entnazifizierung

Beispiele:

[1] „Wer hat Angst vor der Renazifizierung?“[1]
[1] „Viele Deutsche, die im Nationalsozialismus verfolgt oder diskriminiert worden waren, teilten die Sorge vor einer Renazifizierung.[1]
[1] „Das gesellschaftliche Klima in den 1950er-Jahren war geprägt von einer Renazifizierung bzw. einer unzureichenden Entnazifizierung.“[2]
[1] „Die Denazifizierung wandelte sich vielerorts zur Renazifizierung.[3]
[1] „Wie bedrohlich die Tendenzen einer "Renazifizierung" waren, wurde 1965 in der Affäre Borodajkewycz evident.“[4]
[1] [Paul Pagel, 1951:] „Der CDU-Politiker war damals der einzige Minister der Landesregierung von Schleswig-Holstein ohne NS-Vergangenheit, beim Blick in die Runde stellte er gar eine „Renazifizierung“ fest.“[5]
[1] „Roessler befürchtete außerdem eine Remilitarisierung und Renazifizierung Deutschlands unter amerikanischer Duldung.“[6]
[1] „Als Symbol der »Renazifizierung« der jungen Republik galt der Jurist Dr. Hans Globke, den der Antinazi Konrad Adenauer bereits 1949 ins Kanzleramt holte, wo er von 1953 bis 1963 als Staatssekretär und einflußreicher Berater des Kanzlers diente.“[7]
[1] „Titel auf Titel häuften die einschlägig tätigen Verlage seit Nachkriegstagen, Auflage über Auflage machten manche zu Standardwerken einer stillen Renazifizierung.[8]
[1] „Die Renazifizierung von Straßennamen begann in Bruck 1961, als unter Bürgermeister Fritz Bauer (FW), einem ehemaligen NSDAP-Mitglied, der völkische Schriftsteller Peter Rosegger eine Straße bekam.“[9]
[1] „»Mit dem Chipperfield-Projekt«, sagte Nerdinger, »wird die äußere und innere Renazifizierung des Hauses der Kunst zum Programm gemacht«.“[10]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] mit Adjektiv: drohende Renazifizierung

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Renazifizierung
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „Renazifizierung
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalRenazifizierung

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Dominik Rigoll: Streit um die streitbare Demokratie. Ein Rückblick auf die Anfangsjahrzehnte der Bundesrepublik. bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Deutschland, 4. August 2017, abgerufen am 11. Januar 2024.
  2. Samuel Salzborn: Die bundesdeutsche Erinnerungsabwehrgemeinschaft: zur Geschichte und Relevanz des Schuldabwehr-Antisemitismus. Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), 14. August 2020, abgerufen am 12. Januar 2024 (Seite 33 von 272).
  3. »Wir Österreicher wählen, wen wir wollen«. In: Spiegel Online. Nummer 16/1986, 13. April 1986, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 12. Januar 2024).
  4. Heidemarie Uhl: Österreich – Opferthesen, revisited – Österreichs ambivalenter Umgang mit der NS-Vergangenheit. bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Deutschland, 17. August 2018, abgerufen am 12. Januar 2024.
  5. Esther Geisslinger: Brauner als alle anderen. In: taz.de. 28. April 2016, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 12. Januar 2024).
  6. Wikipedia-Artikel „Rudolf Rößler“ (Stabilversion), abgerufen am 12. Januar 2024.
  7. Henryk M. Broder: »Knechte des Gesetzes«. Wie der Rechtsstaat seine Richter fand. In: Spiegel Online. Nummer 20/1999, 16. Mai 1999, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 12. Januar 2024).
  8. »Mit Eifer und Freude im KZ«. In: Spiegel Online. Nummer 5/1981, 25. Januar 1981, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 12. Januar 2024).
  9. Peter Bierl: Vergangenheitsbewältigung – Von Ignoranz bis Aufklärung. In: sueddeutsche.de. 18. Januar 2019, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 13. Januar 2024).
  10. Wolfgang Görl: Haus der Kunst – Der Bau und seine Funktion. In: sueddeutsche.de. 2. März 2017, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 13. Januar 2024).