Seit dem 2. März ist es nun offiziell: Die reformierte Rechtschreibung wird erneut reformiert. Nachdem der »Rat für deutsche Rechtschreibung« bereits vor einiger Zeit eine Empfehlung über Änderungen vorgelegt hatte, wurden die Vorschläge von den Verantwortlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz angenommen und traten am 1. August dieses Jahres in Kraft. Als freies Wörterbuch möchten wir an dieser Stelle die wichtigsten Regeländerungen zusammenfassen. Die folgende Übersicht fasst die Veränderungen gegenüber dem Regelwerk nach 1996 zusammen.

Formatierung

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Im Eintrag eines durch diese Reform veralteten Wortes wird dieses durch die, unter die Überschrift eingefügte, Vorlage {{Alte Schreibweise}} gekennzeichnet. Am Beispiel "Medicin" (Zeitpunkt der Reform muss nicht korrekt sein!):


== Medicin ({{Sprache|Deutsch}}) ==
{{Alte Schreibweise|Medizin|Reform 2006}}


Im Eintrag der heutzutage gültigen Form wird mit (Beispiel "Medizin", Zeitpunkt der Reform muss nicht korrekt sein!):


{{Veraltete Schreibweisen}}
:''bis 2006:'' [[Medicin]]


auf die veraltete Form hingewiesen.

Neuerungen

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Anmerkung:

Zur Kennzeichnung der Neuerungen sind die nunmehr zugelassenen Schreibweisen in roter Farbe dargestellt.

Groß- und Kleinschreibung

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  • Die Liste von verblassten Substantiven, die bei prädikativem Gebrauch (also mit sein, bleiben oder werden) adjektivischen Charakter aufweisen und daher kleingeschrieben werden, ist um angst, bange, feind und freund erweitert worden. Man schreibt nun: jemandem angst und bange sein sowie jemandem feind/freund sein
  • In Verbindung mit Verben wie behalten, bekommen, geben, haben und tun kann man recht/Recht bzw. unrecht/Unrecht sowohl groß- als auch kleinschreiben: »jemandem recht/Recht geben«, »recht/Recht haben«.
  • Das Wort eigen wird in Verbindungen wie sich etwas zu eigen machen wieder kleingeschrieben, weil es adjektivisch gebraucht wird.
  • In der Verbindung jenseits von Gut und Böse werden die beiden Adjektive gut und böse als Substantivierungen angesehen und demnach großgeschrieben.
  • In Briefen kann das Anredepronomen du und die entsprechende Pluralform ihr entweder klein- oder großgeschrieben werden: »Hallo Onkel, ich habe dich/Dich schon vermisst …«
  • Adjektive aus Fachsprachen, die zusammen mit Substantiven begriffliche Einheiten bilden, können klein- oder großgeschrieben werden, zum Beispiel: Gelbe/gelbe Karte, Goldener/goldener Schnitt, Kleine/kleine Anfrage, Erste/erste Hilfe

Getrennt- und Zusammenschreibung

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  • Die Fügungen brustschwimmen/Brust schwimmen, delfinschwimmen/Delfin schwimmen und marathonlaufen/Marathon laufen können neu sowohl getrennt- als auch zusammengeschrieben werden.
  • Bei Verbindungen aus einer Partikel und einem Verb (z. B. wieder sehen/wiedersehen) gibt es eine andere Unterscheidungsmethode, wann getrennt- und wann zusammengeschrieben wird. So schreibt man immer dann zusammen, wenn der erste Bestandteil ein selbstständiges Adverb ist, und getrennt, wenn es sich bei ihm um eine Verbpartikel handelt. Um dazwischen zu unterscheiden, kann man eine so genannte Betonungsprobe anwenden: Wird bei der Verbindung nur der erste Bestandteil betont, handelt es sich um eine Verbpartikel – man schreibt die Verbindung zusammen: wiedersehen (= erneut begegnen), zusạmmenlaufen (auf einen Punkt zulaufen), aufeinạnderstapeln. Kann man auch den zweiten Bestandteil, also das eigentliche Verb, betonen, ist der erste Bestandteil ein selbstständiges Adverb – man schreibt getrennt: wieder sehen (= erneut sehen, z. B. der Blinde kann wieder sehen), zusammen laufen (gemeinsam laufen).
  • Bei Verbindungen aus einem Adjektiv und einem Verb wird zusammengeschrieben, wenn die Fügung eine neue, idiomatisierte Gesamtbedeutung ergibt, die nicht auf Grundlage der Bedeutung der einzelnen Bestandteile erschlossen werden kann: heiligsprechen, schwerfallen, richtigstellen, kaltstellen (einflusslos machen).
Es wird zusammen- oder getrennt geschrieben, wenn das Adjektiv ein Resultat des Verbvorgangs ausdrückt: glatthobeln/glatt hobeln, (eine Karotte) kleinschneiden/klein schneiden, (einen Pudding) kaltstellen/kalt stellen, kaputtmachen/kaputt machen.
In anderen Fällen schreibt man getrennt: dingfest machen, blau anstreichen.
  • Zusammensetzungen, deren erster Bestandteil abhanden, zugute, zunichte, zupass, zustatten oder zuteil ist, werden grundsätzlich zusammengeschrieben: abhandenkommen, zunichtemachen.
  • Bei den Substantiv-Verb-Verbindungen Eis laufen, Not tun, Leid tun, Kopf stehen, Maß halten, Pleite gehen und Bankrott gehen wird den ersten Bestandteilen ein adjektivischer Charakter zugewiesen. Man schreibt die Verbindungen zusammen: eislaufen, nottun, (jemandem) leidtun usw.
  • Es gibt mehr Fälle von Verbindungen aus Substantiven und Verben, in denen zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung gewählt werden kann: Acht geben/achtgeben, Acht haben/achthaben, Halt machen/haltmachen, Maß halten/maßhalten.
  • Bei Verbindungen aus zwei Verben kann immer dann auch zusammengeschrieben werden, wenn der zweite Bestandteil lassen oder bleiben ist und die Verbindung eine übertragene Bedeutung hat: sitzen bleiben/sitzenbleiben (eine Klasse wiederholen müssen), liegen bleiben/liegenbleiben (unerledigt bleiben), stehen lassen/stehenlassen (nicht mehr beachten).
  • Verbindungen aus Substantiv, Adjektiv, Verb, Adverb oder Partikel und einem (adjektivischem) Partizip kann man in den meisten Fällen getrennt- oder zusammenschreiben: Rat suchend/ratsuchend, Auto fahrend/autofahrend, klein geschnitten/kleingeschnitten. Ebenso verhält es sich bei derartigen Verbindungen mit graduierenden Adjektiven: schwer krank/schwerkrank, allgemein gültig/allgemeingültig.
  • Bei fremdsprachigen Verbindungen mit einem Adjektiv als erstem Bestandteil schreibt man immer dann auch zusammen, wenn wenn der Hauptakzent auf dem ersten Bestandteil liegt. Die Getrenntschreibung ist allerdings ebenfalls korrekt: Họtdog neben Họt Dog, Lọngdrink neben Lọng Drink
Wenn beide Bestandteile gleichermaßen betont werden, ist nur die Getrenntschreibung zulässig: New Economy

Kommasetzung

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  • Bei Aneinanderreihungen selbstständiger Sätze, die durch und, oder, beziehungsweise, entweder – oder, nicht – noch oder weder – noch verbunden sind, kann man ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes deutlicher zu machen, z. B.: Weder rief er mich an(,) noch schrieb er mir einen Brief. Entweder du kaufst mir eine Schachtel Pralinen(,) oder du verlässt das Haus.
Diese neu formulierte Regel unterscheidet sich von der vorhergehenden auch dahin gehend, dass es nun um »selbstständige«, nicht mehr um »gleichrangige« (Teil)sätze geht. Beispiel: Es war nicht selten, dass er sie besuchte(,) und dass sie bis spät in die Nacht zusammensaßen, wenn sie in guter Stimmung war. Nach den neuen Regeln ist das Komma hinter besuchte nicht mehr zulässig, da es sich nicht um zwei selbstständige, sonder lediglich um zwei gleichrangige (Teil)sätze handelt.
  • Eine Infinitivgruppe grenzt man nur noch dann mit Komma ab, wenn sie eine der folgenden Bedingungen erfüllt:
  1. Sie ist mit um, ohne, statt, anstatt oder außer eingeleitet: Er flog nach Spanien, um die schöne Landschaft zu betrachten. Er schlug ihn zusammen, ohne es vorher angekündigt zu haben.
  2. Sie hängt von einem Substantiv ab: Er fasste den Plan, nach Hause zu gehen.
  3. Sie hängt von einem Korrelat oder einem Verweiswort ab: Er mochte es, seine Tochter zu umarmen. (Korrelat) Seine Tochter zu umarmen, das mochte er sehr. (Verweiswort)
In den Fällen 2 und 3 kann das Komma weggelassen werden, wenn Missverständnisse ausgeschlossen sind: Er fasste den Plan(,) nach Hause zu gehen. (2) Er mochte es(,) seine Tochter zu umarmen. (3)

Worttrennung

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  • Einzelne Vokalbuchstaben am Wortanfang und am Wortende werden nicht mehr abgetrennt, auch wenn sie bei langsamen Sprechen separiert werden: Abend (nicht: A-bend), Beo (nicht: Be-o). Diese Regel gilt auch bei Zusammensetzungen: Spät-abend (nicht: Spät-a-bend)
Sie hat keinen Einfluss auf die Abtrennung einzelner Vokale im Wortinneren: po-e-tisch, Idi-o-ten