Beobachtung

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In den letzten Jahren trifft man mehr und mehr in der Umgangssprache auf bislang ungehörte Bildungen auf -mäßig. Im Folgenden sind einige Beispiele mit Verwendungskontext angeführt:

  1. freizeitmäßig: „X ist eine schöne Stadt, aber freizeitmäßig bringt sie's nicht so.“
  2. esoterikmäßig: „Am Wochenende mache ich jetzt eine Therapie.“ — „Sag bloß, Du bist krank und musst zum Arzt!“ — „Nein, nein, weißt Du, das ist mehr so esoterikmäßig …“
  3. gesundheitsmäßig: „Gesundheitsmäßig geht's mir gut, aber die Arbeit ist derzeit ein Bißchen viel“
  4. einkaufsmäßig: „Einkaufsmäßig ist natürlich ein großer Supermarkt besser.“
  5. walkingmäßig: „Walkingmäßig ist sie ganz schön fit.“
  6. pfennigmäßig: „Wegen pfennigmäßiger Beträge mache ich doch nicht herum!“

u.v.a.m.

Erklärungsversuch, Sprachökonomie

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Erster Eindruck: Sprachschlamperei, die meist dem Sprecher noch nicht einmal etwas einbringt, weil eine nicht einmal längere und dazu eingeführte Ausdrucksweise bereitsteht:

  1. in der Freizeit
  2. esoterisch
  3. gesundheitlich
  4. zum Einkaufen
  5. beim Walking
  6. Pfennig-

Zweiter Eindruck: Die genannten Ersatzkonstruktionen sind sehr variabel; wer sich des „-mäßig“s bedient, spart also wohl nicht am Sprechen, sondern beim Denken. Die bisherigen Adjektivierungssuffixe -ig, -lich, -artig, -förmig (Gibt's noch mehr?), dazu kommen dann noch die verschiedenen periphrastischen Bildungen Präposition + nominalisiertes Verb, bilden den Neuerer wohl ein zu kompliziertes System, das sie durch ein einzelnes und einfaches Bildungsschema X + -mäßig ersetzen.

Vermutlich ist die frz. Adverbialendung -ment in einem ähnlichen Vereinheitlichungsprozess entstanden?

Ganz gleich, wie man sich sprachnormativ zu den oben genannten -mäßig-Bildungen stellt, man sollte den Artikel anlegen. Denn das Suffix existiert auch nach altem Sprachgebrauch schon, mit allerdings seltenerer Verwendung:

  1. feldmarschmäßig
  2. schafsmäßig
  3. rechtmäßig
  4. gesetzmäßig
  5. kräftemässig
  6. ugs.: saumäßig
  7. ugs.: krottenmäßig

u.v.a.m.

Dazu kommen noch Worte, bei denen zum Adjektiv X-mäßig ein Substantiv X-maß existiert, das aber (Grimm) aus zeitlichen oder semantischen Gründen kaum Ausgangspunkt einer Bildung X-maß + -ig gewesen sein kann:

  1. feldmäßig
  2. tugendmäßig
  3. grundmäßig

u.v.a.m.