Gest (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m, f Bearbeiten

Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ der Gest die Gest
Genitiv des Gestes
des Gests
der Gest
Dativ dem Gest der Gest
Akkusativ den Gest die Gest

Anmerkung zum Genus:

In Norddeutschland sind beide Genera üblich[1][2][3], in Südafrika hingegen ausschließlich das männliche[4].

Worttrennung:

Gest, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ɡɛst]
Hörbeispiele:   Gest (Info)
Reime: -ɛst

Bedeutungen:

[1] landschaftlich, besonders Norddeutschland veraltend, Südafrika (KwaZulu-Natal) selten: eine mit Hefepilzen durchsetzte Substanz, die verwendet wird als ein Gärprozess einleitendes Mittel bei der Herstellung bestimmter (alkoholischer) Getränke und als dem Teig beigegebener Stoff, der das Aufgehen/Treiben von Teig für bestimmte Backwaren bewirkt

Herkunft:

Einer Quelle zufolge handelt es sich um ein Erbwort aus dem mittelhochdeutschen gest → gmh ‚(gärender) Schaum‘ (vergleiche gleichbedeutend mittelniederdeutsches gest → gml), welches eine Nebenform von jest → gmh (siehe »Gischt«) ist.[5]; vergleiche auch schwedisch jäst (altschwedisch iaester), niederländisch gist, gest und englisch yeast, sanskrit yasati; aus germanisch *jas-, von indogermanisch jes-[6]
Eine andere, ältere, Quelle hält das Wort für ein Verbalsubstantiv zu gären.[7]
Bei dem Wort handelt es sich um einen erhaltenen norddeutschen Regionalismus, der in der norddeutschen Mundart der Lüneburger Heide in der Bedeutung ‚gepresste Hefe (Bierhefe) zum Backen[8] bezeugt ist sowie im Ostfriesischen[9], in der hamburgischen Mundart[10] als auch in den schleswig-holsteinischen[11] und mecklenburgischen[12] Mundarten.[4]

Synonyme:

[1] Deutschland, Schweiz, Westösterreich (Vorarlberg): Hefe
[1] Norddeutschland: Bärme
[1] Südostdeutschland, Österreich: Germ
[1] Südafrika (KwaZulu-Natal): Yeast
[1] veraltet und/oder noch landschaftlich: Berme, Gärm, Gäscht, Gäst, Gescht, Gischt, Gohre, Göhre, Jäscht, Jäst, Jest

Oberbegriffe:

[1] Stoff, Substanz
[1] Gärmittel, Treibmittel

Beispiele:

[1] „Nachdem man den trocknen Gest in ein wenig lauwarmer Milch und einem Löffelvoll feinem Zucker aufgelöst und das durchgesiebte, amerikanische oder sonstige Weizenmehl bester Sorte eine halbe Stunde durch und durch ein wenig erwärmt hat, schüttet man dasselbe in eine warm gemachte irdene Kumme, giebt die Eidotter, den lauwarmen Rahm oder gute Milch, den aufgelösten Gest, Zucker, Salz, nebst der ausgewaschenen, in Stücke gepflückten Butter dazu, mengt mit einem breiten Messer Alles gehörig durcheinander, nimmt dann einen Holzspaten oder hölzernen Löffel und schlägt damit den Teig so lange, bis dieser sich in die Höhe ziehen läßt und glatt vom Spaten und von der Kumme ablöst, was wohl zehn Minuten erfordert, worauf man unter und über den Teig in die Kumme ein wenig Mehl streut und ihn eine bis zwei Stunden an einem warmen Orte aufgehen läßt.“[13]
[1] „Wurde der Pfannkuchen nur mit lauwarmem Wasser und Salz, ohne Milch, angerührt, so wurde Bärme (Gest) oder, wenn diese nicht zu erhalten war, etwas Sauerteig zugesetzt, und das Aufgehen dauerte länger.“[14]
[1] „Die Gest (Hefe) – etwa 1–1½ Pfund – wurde beim Händler gekauft und in einem hölzernen Napf angesetzt.“[15]
[1] „1 Pfd. Mehl und zwei Eßlöffel Gest vermische man mit einer Theetasse warmen Wassers, lasse es aufgehen, und knete es dann zu einem dicken Teig.“[16]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 4. Band Gele–Impr, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04773-9, DNB 965408256, Seite 1493.
[1] Duden online „Gest
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 297.
[1] Hildegard Irma Stielau: Nataler Deutsch. Eine Dokumentation unter besonderer Berücksichtigung des englischen und afrikaansen Einflusses auf die deutsche Sprache in Natal. In: Im Auftrag des Instituts für deutsche Sprache, Mannheim herausgegeben von Leopold Auburger, Heinz Kloss, Gottfried Kolde (Herausgeber): Deutsche Sprache in Europa und Übersee. Berichte und Forschungen. 7. Band, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02635-5, DNB 800037642, Seite 78.
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Gest

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 4. Band Gele–Impr, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04773-9, DNB 965408256, Seite 1493.
  2. Duden online „Gest
  3. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 297.
  4. 4,0 4,1 Hildegard Irma Stielau: Nataler Deutsch. Eine Dokumentation unter besonderer Berücksichtigung des englischen und afrikaansen Einflusses auf die deutsche Sprache in Natal. In: Im Auftrag des Instituts für deutsche Sprache, Mannheim herausgegeben von Leopold Auburger, Heinz Kloss, Gottfried Kolde (Herausgeber): Deutsche Sprache in Europa und Übersee. Berichte und Forschungen. 7. Band, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02635-5, DNB 800037642, Seite 78.
  5. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 4. Band Gele–Impr, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04773-9, DNB 965408256, Seite 1493.
  6. Elof Hellquist: Svensk etymologisk ordbok. 1. Auflage. C. W. K. Gleerups förlag, Berlingska boktryckeriet, Lund 1922 (digitalisiert) "jäsa", Seite 286
  7. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Gest
  8. Eduard Kück: Lüneburger Wörterbuch. Wortschatz der Lüneburger Heide und ihrer Randgebiete. Seit 1900 zusammen mit vielen Mitarbeitern gesammelt und sprachwissenschaftlich sowie volkskundlich erläutert. 1. Band, Wachholtz, Neumünster 1942, Seite 563.
  9. Jan ten Doornkaat Koolman: Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. 2. Band, H. Braams, Norden 1882, Seite 618.
  10. Michael Richey: IDIOTICON HAMBVRGENSE oder Wörter-Buch, Zur Erklärung der eigenen, in und um Hamburg gebräuchlichen, Nieder-Sächsichen Mund-Art. Conrad König, Hamburg 1755, Seite 73 (Google Books).
  11. Otto Mensing: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch. 2. Band, Wachholtz, Neumünster 1927–1935, Seite 360.
  12. Richard Wossidlo, Hermann Teuchert: Mecklenburgisches Wörterbuch. 3. Band, Wachholtz, Neumünster 1961, Seite 149.
  13. Bernhardine Westing: Die Wangeroger Küche. Zweite, geprüfte und verbesserte Auflage. Schnellpressendruck der Schulzeschen Buchhandlung, Oldenburg 1857, Seite 190 (Zitiert nach Google Books).
  14. Eduard Kück, in Verbindung mit dem Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimatspflege: Das alte Bauernleben der Lüneburger Heide. Studien zur niedersächsischen Volkskunde. 1. Auflage. Leipzig 1906, Seite 226 (Zitert nach Google Books).
  15. Hinrich Siuts: Bäuerliche und handwerkliche Arbeitsgeräte in Westfalen. Die alten Geräte der Landwirtschaft und des Landhandwerks 1890-1930. 1. Auflage. Aschendorff, Münster 1982, ISBN 978-3-402-05777-3, Seite 195 (Zitiert nach Google Books).
  16. Harriet Elizabeth Münster-Ledenburg: DELIKATE KÜCHE für alle. EINE SAMMLUNG VON GERICHTEN FÜR REICHE UND ARME, GESUNDE UND KRANKE. 1. Auflage. Nachdruck der Originalausgabe, Salzwasser Verlag, Bremen 2009 (Originaltitel: Dainty Dishes), ISBN 978-3-86195-136-0, Seite 275 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: :Gäste, Geäst, Geest, gehst, gest, Geste