niederdrücken (Deutsch) Bearbeiten

Verb Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich drücke nieder
du drückst nieder
er, sie, es drückt nieder
Präteritum ich drückte nieder
Konjunktiv II ich drückte nieder
Imperativ Singular drück nieder!
drücke nieder!
Plural drückt nieder!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
niedergedrückt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:niederdrücken

Worttrennung:

nie·der·drü·cken, Präteritum: drück·te nie·der, Partizip II: nie·der·ge·drückt

Aussprache:

IPA: [ˈniːdɐˌdʁʏkn̩]
Hörbeispiele:   niederdrücken (Info),   niederdrücken (Info)

Bedeutungen:

[1] nach unten drücken; herunterdrücken
[2] übertragen: in einen Zustand der Niedergeschlagenheit versetzen; bedrücken
[3] übertragen: (ein Volk oder dergleichen) unterdrücken, unterjochen; (einen Aufstand oder dergleichen) (gewaltsam) beenden, niederschlagen

Synonyme:

[2] belasten, beschweren, betrüben, deprimieren, lasten, peinigen, zusetzen
[3] niederhalten, versklaven

Gegenwörter:

[1] aufrichten
[2] aufbauen, aufheitern, aufrichten, erbauen, erheitern

Beispiele:

[1] „Giebet uns ein jeder Baum, durch der Früchte reiffe Menge, Die mit ihrer Last Gewichte, Ast und Zweige niederdrükt, Und durch ihre schönen Farben schon das Herz durchs Aug erquikt.“[1]
[1] „Jch habe auch an dem Rükkenkramfe eines zarten Mädgen gesehen, an dem der Leib wie ein Bogen und das dergestalt gekrümmt war, daß der Rükken um einen ganzen Fus weit vom Bette abstand, und die gesammte Gewalt von vier darauf liegenden Männern, welche folglich 800 Pfunde schwer waren, nicht vermögend war, den Rükken niederzudrükken.“[2]
[1] „Nun gut, denkt der Professor, wenn sie nicht gelesen werden, dann wird man sie vorlesen müssen, und drückt die Klinke des Hörsaals nieder.“[3]
[1] „Für die bis zu sieben Zentner schweren Elche stellen die Zäune um die jungen Mischwälder, die als Hindernis für Rehe konzipiert sind, kein Problem dar. Mühelos springen sie über zwei Meter hohe Barrieren oder drücken diese einfach nieder.“[4]
[1] „Mit brutaler Überlegenheit drücken die zwei Männer die Frau nieder, um sie sich gefügig zu machen, sie auszunutzen und zum Verstummen zu bringen.“[5]
[2] „Jene sind gemeinlich von Natur großmütig / lassen ihr heroisches Hertz / von keinen Schwerigkeiten / so leichtlich niderdrücken […]“[6]
[2] „Die alte Frau von P., von Kummer über den frühen Tod ihres Sohnes beynahe ganz niedergedrückt, nahm ihren Wohnplatz bey dem Herrn von Sternheim, und diente dem jungen Fräulein zur Aufsicht.“[7]
[2] „Alleskitter Heinrich Krone hatte vorher bei Konrad Adenauer das Terrain geebnet und den alten Herrn bekniet, Dufhues angesichts der niedergedrückten Stimmung in der Partei zu akzeptieren.“[8]
[2] „Doch für sein schönheitsdurstiges Auge ist die licht- und luftarme Beethovenhalle dadurch nicht erträglicher geworden, ihr Anblick drückt ihn jedesmal wieder nieder.“[9]
[2] „Sitzt man ihm gegenüber, wirkt er, als drückten ihn die Probleme seines Landes nieder.“[10]
[3] „Jch sagte einem Nobile, dessen Mätresse ich war, daß ich mich wunderte, wie ein Paar tausend Leute dazu kämen, so viele Menschen unter sich stolz niederzudrücken, und ihnen allein, mit Ausschliessung aller andern, zu gebieten. Er gab mir zwar ganz gelassen die Ursache an, weil wir die Mächtigeren sind. Also gesteht ihr doch, daß Euer Recht sich auf Unterdrückung gründet? — setzte ich hinzu; aber er schwieg, und morgens darauf sollte ich erdrosselt werden […]“[11]
[3] „Man fieng an einen Aufruhr zu fürchten, wenn nicht die Kaiser, die so viele innere Unruhen gedämpft, und den rebellischen Geist der Fürsten mit so unsäglicher Arbeit und so vielem vaterländischem Blut niedergedrückt hatten, auch diesen fremden Zunder bald tilgen könnten.“[12]
[3] „Denn die unglücklichen Nationen wurden gleich so niedergedrückt, und ihre edelsten Stämme großentheils dergestalt ausgerottet, daß an keine freie, wenigstens keine geistige nationelle Thätigkeit zu denken war.“[13]
[3] „All diese Bilder hat Jesaja zusammengeschmolzen, um auszusagen, dass […] all dies, was jetzt noch in der Armseligkeit der Geschichte eines immer wieder niedergedrückten Volkes verborgen ist, eines Tages offenbar werden wird […]“[14]
[3] „Der Anschlag beleuchtet zugleich die Tragödie des 22-Millionen-Volkes der Kurden, das für Autonomie oder einen eigenen Staat kämpft, dessen Angehörige aber von anderen Ländern brutal niedergedrückt werden […]“[15]
[3] „Den Steirern wurde die Schneid mit unglaublichem Einsatz abgekauft. Ein Preis, der in der momentanen Situation auf keinen Fall zu hoch erscheint. Und wenn sich die Spielgemeinschaft mit Einzelaktionen einmal aufzurappeln drohte, wurde der Aufstand mit erwähnten Mitteln wieder niedergedrückt.“[16]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] Getreide/Gras/Tasten niederdrücken; einen Baum/Halm/Zaun niederdrücken; eine Klinke/Umzäunung niederdrücken; auf den Boden, zu Boden niederdrücken; von etwas Gewicht niedergedrückt werden; vom Wind niedergedrückt; jemanden packen und niederdrücken
[2] eine niedergedrückte Stimmung; von einer Last niedergedrückt; vom Elend niedergedrückt; von (schwerem) Leid, von Schulden niedergedrückt; krankhaft niedergedrückt; mutlos und niedergedrückt; sich niedergedrückt fühlen; etwas drückt die Menschen nieder

Übersetzungen Bearbeiten

[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „niederdrücken
[1, 2] The Free Dictionary „niederdrücken
[1, 2] Duden online „niederdrücken
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „niederdrücken
[1–3] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „niederdrücken
[1–3] Hans Wanner [Leitung] et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 14. Band: Dch- (Tch-) bis Dw-rg (Tw-rg), Huber, Frauenfeld 1987, ISBN 3-7193-0995-9, DNB 957587147 (Digitalisat), Eintrag „niderdrucken“

Quellen:

  1. Johann Justus Ebeling, Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift, Bd. 3., Hildesheim 1747, S. 6 (Digitalisat SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905198782).
  2. Albrecht von Haller, Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers, Bd. 5, Berlin 1772, S. 77 (Digitalisat HAB Wolfenbüttel/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905199139).
  3. Die Zeit, 30.07.1982, S. 28.
  4. Süddeutsche Zeitung, 28.10.1993.
  5. Süddeutsche Zeitung, 10.12.1994.
  6. Erasmus Francisci, Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt, Nürnberg 1676, S. 278 (Digitalisat SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905198896).
  7. Sophie von La Roche, Geschichte des Fräuleins von Sternheim, Bd. 1, Leipzig 1771, S. 66 (Digitalisat HAB Wolfenbüttel/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905199553).
  8. Der Spiegel, 06.06.1962, S. 24.
  9. Die Zeit, 01.11.1985, S. 90.
  10. Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2002, S. 5.
  11. Johann Carl Wezel, Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne, Bd. 1, Leipzig 1776, S. 104 f. (Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-20649-1).
  12. Engelbert Kaempfer, Geschichte und Beschreibung von Japan, Bd. 2, Lemgo 1779, S. 411 (Digitalisat SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905199436).
  13. Wilhelm von Humboldt, Ueber die Buchstabenschrift und ihren Zusammenhang mit dem Sprachbau, in: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1826, S. 179 (Digitalisat Wikisource/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-30419-2).
  14. Joseph Ratzinger, Zion und Golgota – über die Erde ausgebreitet in den Altären (1. Adventssonntag, Altarweihe in der Stadtpfarrkirche Christkönig, München, 27. November 1977), Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften, Bd. 14 (Predigten), Teilbd. 1, 2019, S. 50.
  15. Der Spiegel, 21.09.1992, S. 34.
  16. Oberösterreichische Nachrichten, 07.12.1998.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: eindrückender