Zores (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m, f Bearbeiten

Singular 1 Singular 2 Plural
Nominativ der Zores die Zores die Zores
Genitiv des Zores der Zores der Zores
Dativ dem Zores der Zores den Zores
Akkusativ den Zores die Zores die Zores

Anmerkung zur Deklination:

Laut dem »Variantenwörterbuch des Deutschen« sowie dem »Duden. Deutsches Universalwörterbuch« hat das Wort in Deutschland ein männliches Genus und kommt nur in der Singularform vor. In Österreich hingegen ist das Wort weiblichen Geschlechts und wird einzig als Pluralwort empfunden.[1][2]

Worttrennung:

Zo·res, Plural: Zo·res

Aussprache:

IPA: [ˈt͡soːʁəs]
Hörbeispiele:   Zores (Info)
Reime: -oːʁəs

Bedeutungen:

[1]
[a] landschaftlich: Durcheinander, Wirrwarr
[b] mittelwestdeutsch, österreichisch: Ärger; zänkisches Streiten; Ärgernisse
[2] landschaftlich: eine als asozial, verbrecherisch (oder ähnlich) angesehene Gruppe von Menschen, die aufgrund dessen verachtet und abgelehnt wird

Herkunft:

[1] seit dem 19. Jahrhundert bezeugt; Entlehnung über das Rotwelsche zores aus dem Westjiddischen צרות‎ (YIVO: tsores) , der Pluralform von צרה‎ (YIVO: tsore)  ‚Leiden, Mühe, Not, Pein, Qual, Sorge, Unglück, Unruhe‘; dieses entstammt seinerseits dem Hebräischen צָרָה‎ (CHA: ṣārā(h))  ‚Bedrängnis, Drangsal, Kummer, Not‘ (Plural: צָרוֹת‎‎ (CHA: ṣārōt) )[3][2][4][1][5]
[2] Laut Littmann und Kluge handelt es sich hierbei vermutlich um eine durch Bedeutungsattraktion an das andere unter [1] erwähnte rotwelsche zores hervorgegangene Entlehnung über ein weiteres rotwelsches zores aus dem Westjiddischen צעיר‎ (YIVO: tsoyr)  ‚Geringer, Niedriger, Kleiner‘, das seinerseits dem Hebräischen צָעִיר‎‎‎‎ (CHA: ṣāʿīr)  ‚jung‘ entstammt[6][3]. Althaus bezeichnet diese Annahme als fragwürdig.[5]

Sinnverwandte Wörter:

[1a] Chaos, Charivari, Gewirr, Ginnungagap, Kuddelmuddel, Tohuwabohu, Unordnung, Wirrnis, Wirrsal
[1b] bildlich: Clinch, bildungssprachlich: Disharmonie, abwertend: Gezänk/Gezanke, gehoben: Hader, gehoben: Händel, umgangssprachlich: Knatsch, umgangssprachlich: Knies, umgangssprachlich: Krach, bildungssprachlich: Querele, Reiberei, abwertend: Streiterei, Streitigkeit, umgangssprachlich abwertend: Stunk, Unannehmlichkeit, Zankerei, gehoben: Zerwürfnis, Deutschland, Schweiz: Zoff, gehoben: Zwietracht, gehoben: Zwist, gehoben: Zwistigkeit
[2] Abschaum, Gesindel, Kanaille, Mob, Pack, Plebs, Pöbel

Gegenwörter:

[1a] Ordnung
[1b] gehoben: Einklang, Einigkeit, Eintracht, Frieden, Harmonie
[2] Crème de la Crème, Elite, Oberschicht, Schickeria

Oberbegriffe:

[1a] Unordnung
[1b] Auseinandersetzung
[2] Personengruppe, Unterschicht

Beispiele:

[1b] „Samuels Mischpoke kommt mit Kaftan und Gebetsriemen leicht überzeichnet daher; es gibt Zores über die Frage, ob man am Sabbat telefonieren darf; am Ende entscheidet der Rabbi.“[7]
[1b] „Und, wichtig: Ein Passivhaus möge es sein, denn mit aufwändigen Heizungs-Umrüstungen hatten sie in der Vergangenheit schon genug Zores.[8]
[1b] „Er konnte sich nicht bremsen, abwarten, bis er wieder in seinem Loch stand, ehe er anfing, sich diesen ganzen Zores, in den er da hineingeraten war, auseinanderzudividieren.“[9]
[2] „Als dann der gute Pfarrer dieser zigeunerischen Lebensphilosophie und diesem Rotwelsch gegenüber den sittlichen Gesichtspunkt betonte und die Gefahren andeutete, welchen ein so junges, leichtsinniges und unerfahrenes Mädchen in der Welt ausgesetzt sei, gab ihm die würdige Mutter die tröstliche Versicherung, 's Elsi sei gar nicht so unerfahren, wie er glaube, 's Elsi sei kein schlimiil Gambes, es werde sich nicht mit Zores einlassen, und was seine Tugend angehe, o, da brauche der Herr Gallach keine Sorge zu haben, 's Elfi sei viel zu gewitzt, als daß es sich nur so mir nichts dir nichts zur Nafkine machen ließe.“[10]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1b] (jemandem) Zores machen, mit jemandem Zores haben

Übersetzungen Bearbeiten

[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1984
[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 1445
[1b] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 896
[1a] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Zores
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Zores
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalZores

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 896
  2. 2,0 2,1 Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1984
  3. 3,0 3,1 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 1016
  4. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 1445
  5. 5,0 5,1 Hans Peter Althaus: Zocker, Zoff & Zores. Jiddische Wörter im Deutschen. Beck, München 2002, Seite 58-59. ISBN 3-406-47616-3.
  6. Enno Littmann: Morgenländische Wörter im Deutschen, 2. vermehrte und verbesserte Auflage, Tübingen 1924. Seite 51, 54
  7. Philipp Bühler: So koscher wie Schweinekotelett. In: taz.de. 8. Januar 2005, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 11. Januar 2014).
  8. Isabella Straub: Homestory: Ein Haus bekennt Farbe. In: Kleine Zeitung Online. 17. November 2008 (URL, abgerufen am 11. Januar 2014).
  9. Alfred Andersch: Winterspelt. Roman. Diogenes, Zürich 1974, ISBN 3-257-01518-6, Seite 522.
  10. Johannes Scherr → WP: Rosi Zurflüh. In: Projekt Gutenberg-DE. Fünftes Kapitel: Ruodi und Rosi (URL).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Flores, Humores, kapores, Livores, Mores