Hochtracht (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, f Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ die Hochtracht die Hochtrachten
Genitiv der Hochtracht der Hochtrachten
Dativ der Hochtracht den Hochtrachten
Akkusativ die Hochtracht die Hochtrachten

Anmerkung zum Plural:

Die Form Hochtrachten ist bei Bedeutung [1] aus dem Grundwort Tracht erschlossen, dessen Plural Trachten bezeugt ist; in Bedeutung [2] wird der Plural selten verwendet.

Worttrennung:

Hoch·tracht, Plural: Hoch·trach·ten

Aussprache:

IPA: [ˈhoːxˌtʁaxt]
Hörbeispiele:   Hochtracht (Info)

Bedeutungen:

[1] historisch, Schweiz: ein besonderes Netz zum Fischfang
[2] ergiebigste Zeit der Bienenhaltung
[3] veraltet, ohne Plural: Haltung, die zeigt, dass man sich für etwas Besseres hält

Sinnverwandte Wörter:

[3] Arroganz, Hochmut, Hoffart

Gegenwörter:

[3] Niedertracht

Beispiele:

[1] „Dieselben vier fischer hand das recht, das si all ein hochtracht haben söllend, die ze ingendem meigen grecht sin soll … Und was die fischer mit derselben tracht des ersten zugs fischen fachend, die söllend si schenken und geben einer äptissin.“[1]
[1] „Demnach habend die Heginer [wer mit Hegenen Fischfang betreibt], so den Angel füeren, anzeigt und sich klagt … das die Schweb-, Meygen- oder Hochtracht von den Garneren im Früeling so nider zogen werdind, das sy ein große Anzal Rogen und Leich fachind und inn die Schiff züchind, das ein großer Schad syge.“[2]
[2] „Darum stellen wir als erste Forderung auf: Das Brutlager darf nach Beendigung der Hochtracht keine wesentliche Veränderungen erhalten.“[3]
[2] „Um die Völker vor dem Verhungern zu bewahren, mußten sie in einer Zeit, in der sonst Hochtracht ist, gefüttert werden.“[4]
[2] „Diese Magazine wurden der jeweilen Volksstärke durch Untersetzen angepaßt und standen zur Zeit der Hochtrachten bis zu sieben übereinander.“[5]
[3] „Freylich gibt es dafür einen moralischen oder vielmehr einen unmoralischen Grund; weil die Eintracht aus der Welt gewichen, und die Zwietracht und Vieltracht sammt der Niedertracht und Hochtracht dafür eingezogen sind; jedoch Gründe werden in keiner Betrachtung verlangt, und so auch nicht in dieser vierzehnten.“[6]
[3] „Die Hochtracht des Menschen besteht – in dem Schmucke seiner ganzen Menschenwürde dazustehn, und Nichts zu thun, noch über sich ergehen zu lassen, was dieselbe nur irgend verletzen oder beschmutzen könnte; die Niedertracht in der Ablegung oder Verwahrlosung dieses schönsten Schmuckes. Wer kann also bestreiten, daß es zur Zeit noch ganze Nationen giebt, die niederträchtig dasteh’n!“[7]
[3] „Süßes, Bittres, Hochtracht oder Niedertracht füllen das Herz schillerischer Menschen bis an den Rand: bei der leisesten Erschütterung geht es über.“[8]
[3] „Die Hochtracht eines Charakters erkennt man an der ihm entgegengebrachten Niedertracht seiner Feinde.“[9]

Wortbildungen:

veraltet: hochtrachtbar (hochträchtig)

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Hans Wanner [Leitung] et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 14. Band: Dch- (Tch-) bis Dw-rg (Tw-rg), Huber, Frauenfeld 1987, ISBN 3-7193-0995-9, DNB 957587147 (Digitalisat), Spalten 319–321
[2] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Hochtracht“.
[3] Anton Fähnrich: Kritisch-etymologisches Wörterbuch oder vergleichende Anatomie der deutschen Sprache. 2. Heft, F. J. Kastranek, Gitschen 1844, Seite 312 (Zu lesen bei Google Books). Dort unter Hoffart.

Quellen:

  1. 1538, Offnung von Hirslanden, zitiert nach dem Schweizerischen Idiotikon, Band XIV, Spalte 320 (Digitalisat).
  2. 1600, Zürich, zitiert nach dem Schweizerischen Idiotikon, Band XIV, Spalte 321 (Digitalisat).
  3. Deutsche Illustrierte Bienenzeitung. 1928, Seite 145 (Zitiert nach Google Books).
  4. Imkerverein Littfetal: Die Vereinsgeschichte
  5. Immenfreunde: Nestduftwärmebindung - artgerechte Haltung von Bienen. Ein Text von Johann Thür, 1946 geschrieben.
  6. Der Wanderer auf das Jahr 1816. Zweyter Band. Juli bis Ende December. Bei Anton Strauß, Wien 1816, Seite 1346 (Zitiert nach Google Books).
  7. German Mäurer: Anthroposophie oder Menschenweisheit. Ein Beitrag zur Lösung der politischen, sozialen, religiösen und pädagogischen Fragen aller Zeiten. Verlag von C. Bernhard Lizius, Frankfurt a. M. 1851, Seite 62 (Zitiert nach Google Books).
  8. Alfred Polgar: Kleine Schriften Band 6: Theater II. rowohlt repertoire (Zu Friedrichs von Schiller Kabale und Liebe, zitiert nach Google Books).
  9. Amadeus Rubenstein: Er, Sie, Es, der Mensch oder was? Aphorismen und Philosophismen. Dr. Bachmaier, München 2004, Seite 16 (Zitiert nach Google Books).