Dreh (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ der Dreh die Drehs die Drehe
Genitiv des Drehes
des Drehs
der Drehs der Drehe
Dativ dem Dreh den Drehs den Drehen
Akkusativ den Dreh die Drehs die Drehe

Worttrennung:

Dreh, Plural 1: Drehs, Plural 2: Dre·he

Aussprache:

IPA: [dʁeː]
Hörbeispiele:   Dreh (Info)
Reime: -eː

Bedeutungen:

[1] spontaner Einfall; Methode und/oder Möglichkeit, mit der sich ein Problem lösen lässt
[2] Methode, mit der man etwas aussichtsreich, vielversprechend beikommt; ausschlaggebender Handgriff; im weitesten Sinne: übliches Verfahren
[3] Methode, durch die absichtlich ein falscher Eindruck entsteht; betrügerische, unfaire Handlungsweise
[4] Vorgang des Sichdrehens
[5] Aufzeichnung eines Films

Herkunft:

  • strukturell:
Ableitung durch Konversion des Stammes zum Verb drehen
[1–3] Das Wort wurde um 1900 aus dem Rotwelschen entlehnt, in dem es eigentlich wohl ‚geschickte Drehung’ bedeutet.[1]
[3] Laut Küpper handelt es sich um eine seit dem 19. Jahrhundert bezeugten Lehnbildung von französisch tour → frFinte, List‘.[2][3]

Synonyme:

[4] Drehung
[5] Dreharbeit

Sinnverwandte Wörter:

[1] Anwandlung, Erleuchtung, Flause, Grille, Kapriole, Konzeption, Laune, Spleenigkeit
[1] gehoben: Eingebung, Kaprice
[1] bildungssprachlich: Inspiration
[1] umgangssprachlich: Geistesblitz, Masche; scherzhaft: Gedankenblitz
[1] veraltet: Schnurrpfeiferei
[2] Ausweg, Behelf, Hintertür, Lösung, Notanker, Notbehelf, Notlösung, Notlüge, Patentlösung, Patentrezept, Rat, Schachzug, Übergangslösung, Übergangsregelung, Verlegenheitslösung, Weg
[2] gehoben: Hoffnungsfunke, Hoffnungsschimmer, Hoffnungsstrahl
[2] bildungssprachlich: Interim, Provisorium
[2] umgangssprachlich: Masche
[2] landschaftlich, sonst veraltet: Auskunft
[2, 3] Kniff, Kunstgriff, Trick, Winkelzug
[2, 3] bildungssprachlich: Finesse
[3] Augenwischerei, Betrug, Bluff, Farce, Gaunerei, Irreführung, List, Lüge, Manipulation, Schein, Strategem, Täuschungsmanöver, Vorspiegelung
[3] gehoben abwertend: Blendwerk, Gaukelspiel
[3] bildungssprachlich: Finte; abwertend: Attrappe
[3] umgangssprachlich Schmu; abwertend: fauler Zauber, Schwindel; veraltend: Pfiff; österreichisch: Schmäh
[3] abwertend: Manöver, Schliche, Spiegelfechterei, Tünche
[3] schweizerisch: Rank
[3] veraltet: Machination
[5] Filmaufnahme

Unterbegriffe:

[5] Filmdreh

Beispiele:

[1] „Aber unsere Juristen finden da bestimmt einen Dreh, um Ihnen aus der Patsche zu helfen.“[4]
[2] „[…]die Aufgabe der Schriftstellerei bestehe schließlich darin, die Dinge durch einen bestimmten Dreh durchsichtig zu machen, damit die höhere Idee hinter ihnen durchschimmere, ahnbar werde, ja, durch einen solchen Dreh[…]“[5]
[3] „Folgedessen benützt Manasse einen Dreh. Da nun Pinkus dem Freund gegenüber denselben Dreh anwenden würde, durchschaut er Manasses Manöver, erbost sich über die Wahrheit und fühlt sich angelogen.“[6]
[4] „Im gleichen Augenblick jedoch war er mit einer ungeahnten Reaktionsschnelle herumgefahren, mit einem Dreh auf seinem Schuhabsatz und leicht geknickten Knien.“[7]
[5] „Beim Dreh selber sollte so wenig wie möglich dem Kameramann ins Handwerk ‚gepfuscht‘ werden. Jede Unterbrechung des Drehs einer Szene kann diese sofort ganz zerstören.“[8]
[5] „Das Bild verschwimmt, löst sich auf, weitet sich, wird wieder scharf und zeigt die Totale, das Set mit allen am Dreh Arbeitenden, den Kameras, der Technik, zeigt also zum Abschluss die technisch-medialen, personalen und theatralen Bedingungen des eben gesehenen Films.“[9]
[5] „Der Feuerwerker erzählte mir, sie hätten in letzter Zeit viel Arbeit, vor allem weil die amerikanischen Studios immer öfter ihre Drehs nach Deutschland verlagerten.“[10]

Redewendungen:

[1] auf den Dreh kommen
[1] jemandem auf den Dreh kommen
[1] jemandem fehlt der Dreh
[1, 2] den Dreh begreifen
[1, 2] den Dreh raushaben
[1, 2] den Dreh rauskriegen, den Dreh wegkriegen
[2] dufter Dreh
[3] alter Dreh
[4] heißer Dreh
[*] den Dreh kriegen
[*] den Dreh nicht nach Hause finden
[*] einen Dreh entdecken, einen Dreh finden, einen Dreh kriegen
[*] im Dreh sein
[*] in dem Dreh/in den Dreh
[*] in seinem Dreh leben
[*] um den Dreh, so um den Dreh, so um den Dreh herum/so um den Dreh rum, um den Dreh herum/um den Dreh rum

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] auf einen guten Dreh kommen; den richtigen Dreh finden
[2] den richtigen Dreh finden, (noch nicht) heraushaben, herauskriegen; hinter den Dreh kommen; ein dramaturgischer, geschickter Dreh; einer Sache den richtigen Dreh geben
[3] ein Dreh gegenüber der Konkurrenz
[4] Dreh auf der Stelle
[5] am Dreh, beim Dreh, während des Drehs

Wortbildungen:

[4] Drehachse, Drehwurm
[5] Dreharbeit, Drehbuch (→ Drehbuchautor), Drehpause

Übersetzungen Bearbeiten

[1, 4, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 2. Band Bedi–Eink, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04753-4, DNB 96540790X, Seite 861.
[1, 4, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 421.
[2, 3] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 2. Band Blau–Faul, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570120-1, DNB 830485171, Seite 628.
[2, 3] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Dreh«.
[1, 4, 5] Duden online „Dreh
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Dreh“ auf wissen.de
[1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Dreh
[1] The Free Dictionary „Dreh
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalDreh
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Dreh

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Dreh
  2. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 2. Band Blau–Faul, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570120-1, DNB 830485171, Stichwort »Dreh«, Seite 628.
  3. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Dreh«.
  4. Lion Feuchtwanger: Der falsche Nero. Roman. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-351-02209-3, Seite 141 (Zitiert nach Google Books).
  5. Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman. 1. Auflage. Diogenes, Zürich 1980, ISBN 3-257-20852-9, Seite 142 (Lizenzausgabe des Verlags Die Arche, Zürich, zitiert nach Google Books).
  6. Harry Pross: Vor und nach Hitler. Zur deutschen Sozialpathologie. Walter-Verlag, Olten/Freiburg im Breisgau 1962, Seite 227, DNB 453864627 (Zitiert nach Google Books).
  7. Uwe Bekemann: Im Bann des Augenblicks. epubli, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-1616-5, keine Seitenangabe (E-Book, zitiert nach Google Books).
  8. Thomas Morawski, Martin Weiss: Trainingsbuch Fernsehreportage. Reporterglück und wie man es macht – Regeln, Tipps und Tricks. 1. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15250-9, Seite 92 (Zitiert nach Google Books).
  9. Kristin Marek: Wa(h)re Objektivität. Bildpolitik im Fernsehen – Bildwissen durch Kunst. In: Ursula Frohne, Jutta Held (Herausgeber): Kunst und Politik, Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft. Schwerpunkt: Politische Kunst heute. 1. Auflage. Band 9/2007, Universitätsverlag Osnabrück bei V&R unipress, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89971-389-3, Seite 130 (Zitiert nach Google Books).
  10. Wladimir Kaminer: Ausgerechnet Deutschland. Geschichten unserer neuen Nachbarn. Goldmann, München 2018, ISBN 978-3-442-48701-1, Seite 123.

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ der Dreh die Drehen
Genitiv des Drehes
des Drehs
der Drehen
Dativ dem Dreh den Drehen
Akkusativ den Dreh die Drehen

Anmerkung zur Aussprache:

Im Nataler Deutsch wird die Aussprache des konsonantischen /r/ apikal ([]) realisiert.[1]

Nebenformen:

Drehe

Worttrennung:

Dreh, Plural: Dre·hen

Aussprache:

IPA: [dr̺eː]
Hörbeispiele:
Reime: -eː

Bedeutungen:

[1] Stelle, an der zwei Straßen zusammentreffen
[2] Stelle, an der ein Verkehrsweg eine Biegung/Krümmung in eine bestimmte Richtung macht
[3] Stelle, an der ein Fluss eine Biegung/Krümmung in eine bestimmte Richtung macht

Herkunft:

Lehnbildung nach gleichbedeutend afrikaansem draai → af[2]

Synonyme:

[1] Ecke, Straßenecke
[2] Kurve
[3] Flussbiegung, Flusskrümmung, Knie

Sinnverwandte Wörter:

[2] Abbiegung, Bogen, Kehre, Knick, Schleife, Serpentine, Wegbiegung, Wegkehre, Wendung, Windung
[2] süddeutsch: Kehr
[2] schweizerisch: Rank

Oberbegriffe:

[1–3] Stelle
[1–3] Biegung, Krümmung

Beispiele:

[1]

Redewendungen:

[1–3] seinen Dreh nicht kriegen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1–3] um den Dreh fahren

Wortbildungen:

[1–3] abdrehen, eindrehen

Übersetzungen Bearbeiten

[1–3] Hildegard Irma Stielau: Nataler Deutsch. Eine Dokumentation unter besonderer Berücksichtigung des englischen und afrikaansen Einflusses auf die deutsche Sprache in Natal. In: Im Auftrag des Instituts für deutsche Sprache, Mannheim herausgegeben von Leopold Auburger, Heinz Kloss, Gottfried Kolde (Herausgeber): Deutsche Sprache in Europa und Übersee. Berichte und Forschungen. 7. Band, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02635-5, DNB 800037642, Seite 52.

Quellen:

  1. Hildegard Irma Stielau: Nataler Deutsch. Eine Dokumentation unter besonderer Berücksichtigung des englischen und afrikaansen Einflusses auf die deutsche Sprache in Natal. In: Im Auftrag des Instituts für deutsche Sprache, Mannheim herausgegeben von Leopold Auburger, Heinz Kloss, Gottfried Kolde (Herausgeber): Deutsche Sprache in Europa und Übersee. Berichte und Forschungen. 7. Band, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02635-5, DNB 800037642, Seite 9.
  2. Ebenda, Seite 52.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Dr. E. h., dreh