Synonyme; Beschreibung der Bedeutung Bearbeiten

Hallo Wegner8,

(1) leichtgläubig kann wohl kein Synonym sein, aus grammatischen Gründen, gehört es doch nicht zur gleichen Wortart.

(2) Man würde nach meinem Wortverständnis auch fremdes Wunschdenken nicht stets gleich als abergläubisch ansehen, sondern oft bloß als naiv; es fehlt nämlich oft nur an Einsicht in den Lauf der Welt, ohne dass gleich verworrene Kausalitäten und Hinterweltsvorstellungen angenommen und gehegt würden. Deshalb sollte man m.E. "Wunschdenken" als Synonym tilgen. Was meinst Du?

Die Einfalt ist eine Wesens-Eigentümlichkeit einer Person, während Aberglaube ein Weltbild, ein Glaubenssystem ist, also liegt m.E. auch hier keine Synonymität vor. Aberglaube kann man annehmen, Einfalt hat man. Vielleicht, dass Einfalt ein "Risikofaktor" für den Erwerb abergläubischer Einstellungen ist …

(3) Vielleicht sollte man die Probleme bei der Synonymik zum Anlass nehmen, die Bedeutungen von Aberglaube aufzutrennen? Die Schachtel [1] scheint mir nämlich zu allgemein und umfassend und gut eine Aufteilung zu vertragen, etwa in (hier vorerst nur grob skizziert)

  • Glaube an eine konkurrierende Religion / Häresie usw., aus "rechtgläubiger" Sicht
  • Glaube an bestimmte naturwissenschaftlich unfundierte Kausalitäten; plus dazugehörige "Techniken"

Dann passten wohl Götzendienst, Häresie, Idolatrie als Unterbegriffe genau unter die erste Bedeutung; als Unterbegriff, denn die Rechtgläubigen unterscheiden eben recht fein zwischen denen, die überhaupt den falschen Gott anbeten, und denen, die zwar schon den rechten anbeten, aber eben falsch, oder unter der Führung häretische Bischöfe usw. usf. Und unter die zweite, abgespaltene Bedeutung passten dann trefflich die üblichen und ubiquiden Narreteien: Astrologie, Numerologie, Kartenlegen, Heilen mit Edelsteinen (falls es denn einen Begriff dafür gibt) usw.

(4) Die derzeit zweitgenannte Bedeutung ist viel zu vage, ich verstehe nicht, was da genau gemeint ist.

Danke für das Smullyan-Zitat, es ist eine große und vergnügliche Bereicherung. Es brachte mir ins Gedächtnis zurück, was ich als Anekdote über den Zahlentheoretiker Hardy gehört habe, ich weiß aber nicht, ob sie stimmt, habe auch leider nichts dazu unter der Hand, sonst fiele vielleicht noch ein weiteres Beispiel fürs Lemma an. Hardy soll danach abergläubisch gewesen sein, was ihm ein Gesprächspartner, irgendwelcher zugehöriger Utensilien (Hufeisen?) in seinem Zimmer ansichtig werdend, verdutzt vorgehalten habe. Hardys Antwort: "Ich glaube natürlich nicht daran. Aber ich weiß, dass es auch wirkt, wenn man nicht daran glaubt." Vielleicht war es ja auch nur ein Scherz.

Sei gegrüßt -- Ipfuge (Diskussion) 10:12, 30. Nov. 2008 (CET)

Zu 1: In der Tat nicht als auswechselbares Wort; da müßte man (in den Fällen, wo es inhaltlich passt) häßlich "Leichtgläubigkeit" sagen. Synonym heißt nicht nur gleichbedeutend, sondern ist doppeldeutig, erlaubt auch ähnliche Bedeutung. Mein Eintrag sollte ein Aufbohren und ein Anregen in Richtung Wiktionary:WikiSaurus sein; in dem Sinne ist Deine Reaktion schon ein Erfolg.
Zu 2: Auch aufgebohrt; ich werde das deutlich machen.
Zu 3: Nicht nur vage, auch zu eng. Was hältst Du von "Vertrauen in eine vermutete, rational nicht begründbare Wirkung oder wirkende Kraft"?
Zu 4: Die Beschreibung der Bedeutung [2] scheint mir Pfusch. Sei auch gegrüßt, Wegner8 (Diskussion) 07:26, 1. Dez. 2008 (CET)
@Zu 1: Aber man sagt doch Leichtgläubigkeit. Ob schön oder nicht - so garstig finde ich das Wort gar nicht -, was benutzt wird, sollte aufgeführt werden. M.E. ist grammatische Austauschbarkeit eine - zum Glück anders als andere semantische Bedingungen auch vergleichsweise klar entscheidbare - notwendige Bedingung für Synonymität. Ich werde nachher entsprechend ersetzen.
Das Fehlen einer Rubrik im Lemma für semantisch verwandte Worte stößt mir immer wieder auf. Vielleicht wurde die absichtlich ausgelassen, damit durch unberufene Bearbeiter dessen Spektrum an Einträgen nicht bis übers zu Rechtfertigende hinaus zerdehnt würde.
@Zu 2: Ich neige dazu, das Wunschdenken ganz wegzulassen bzw. in die - leider noch fehlende Rubrik, s.o. - aufzunehmen. Man kann einer Person Wunschdenken zuschreiben, die a) weder an nicht naturwissenschaftlich beglaubigte, hinterweltlerische Kausalitäten glaubt b) dennoch eine maßlose, unbegründete Hoffnung hegt. Eine Differenz liegt also sozusagen auf zwei oder drei Achsen vor: 1. Wissenschaftlichkeit - Unwissenschaftlichkeit 2. Ausmaß der Hoffnung 3. Begründungsstatus der Hoffnung. Also ist Wunschdenken bloß ein Eckenverwandter des Aberglaubens. Also zu fern für eine eindimensionale Relation wie Anto- Hypero- oder Hyponymität.
Zudem umfasst der Aberglaube nicht nur Erwartungseinstellungen (Glaube, Hoffnung), sondern auch Techniken (Auf Holz klopfen, Toi-toi-toi sagen usw.) während Wunschdenken rein in der Sphäre des Erwartens bleibt.
Öfters nehme ich mir heraus, bei Anto-, Hypero- und Hyponymen noch explizit die Achse zu benennen, längs der die Variation stattfindet. Ich meine, nur mit solcher Zusatzinformation wird auch dem nur gelegentlichen Wörterbuchbenutzer klar, wie denn die Relation zu verstehen ist. Ich finde es nämlich verwirrend, bei einem Hyponym X zu Y etwa die Relationen "jedes X ist ein Y" und "jedes X ist ein Teil eines Y" auf einen Haufen zu werfen, z.B, zu Lemma Auto unter den Unterbegriffen ungeschieden LKW und Lenkrad aufzuführen. Ähnlich bei Überbegriffen und Gegenwörtern: Freund - Feind und Freund - Verwandter sind Gegenwörter, die aber zur Klarheit der Benennung der Achse bedürfen.
@Zu 3: "Vertrauen in eine vermutete, rational nicht begründbare Wirkung oder wirkende Kraft" — Es gibt ausgebaute Systeme des Aberglaubens, denen mancher ob ihrer Elaboriertheit und ihres argumentativen Zusammenhangs Rationalität nicht wird absprechen wollen: „Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode“. Letzten Endes kommt man wohl nicht umhin, zu relativieren und explizit anzugeben, wem die unterstellten Zusammenhänge irrational vorkommen, oder dass sie etwa (nur) bestimmten Personen irrational vorkommen. Deshalb nante ich in meinem Vorschlag "naturwissenschaftlich unfundierte Kausalitäten", was auch auf eine soziologische Relativierung hinausläuft, nämlich auf das Kriterium: Was sagen die Physiker/Chemiker/Biologen/... dazu?
@Zu 4: Ich lösche diese derzeit zweite Bedeutung. Lieber nichts als etwas so Unverständliches.
Grüße -- Ipfuge (Diskussion) 13:17, 1. Dez. 2008 (CET)
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