Abglanz (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, m Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ der Abglanz
Genitiv des Abglanzes
Dativ dem Abglanz
Akkusativ den Abglanz

Worttrennung:

Ab·glanz, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ˈapˌɡlant͡s]
Hörbeispiele:   Abglanz (Info)

Bedeutungen:

[1] Widerschein von etwas (Hellem, farbig Leuchtendem)
[2] übertragen:
[2a] etwas, in dem die Wesensart einer anderen Sache, von der es herstammt, zum Ausdruck kommt; vor allem in religiösen Zusammenhängen: etwas, das das Göttliche in sich trägt und auf diese Weise als Stellvertreter Gottes fungiert
[2b] abwertend: etwas, in dem die Wesensart einer anderen Sache, von der es herstammt oder der es (scheinbar oder tatsächlich) nachgeahmt ist, nur noch unvollkommen zum Ausdruck kommt; Überrest von etwas (einem vergangenen guten Zustand)

Herkunft:

Seit dem 18. Jahrhundert belegt.[1]

Synonyme:

[1] Reflex, Reflexion
[2a] Ebenbild
[2b] Abklatsch, billige Kopie (umgangssprachlich)

Beispiele:

[1] „Nachdem vom Sonnenlicht, dies schön geschwänzte Rad, / Das hin und wieder geht, der Strahlen Abglanz hat; / Nachdem verändern sich der Federn bunte Strahlen, / Die sich bald gelb, meist grün vor unsern Augen mahlen.“[2]
[1] „Und diese Scene wird ungemein durch das aufsteigende Morgenlicht und die sinkende Abendröthe verschönert, indem die Dunkelheit des Waldes zwischen dem gerötheten Himmel und dem Wasser, auf dessen Fluth sich der gebrochene Abglanz streut, einen herrlichen Contrast bildet, den die milden Widerscheine mit einem neuen Reiz umgeben.“[3]
[1] „[A]lles dies spiegelte sich in dem starren Meere, das den Berg umgab, auf dem die Stadt lag, und auch der ferne hohe Berggürtel, der sich rund um das Meer herzog, ward bis in die Mitte mit einem milden Abglanz überzogen.“[4]
[1] „Da aber bei polaren Erscheinungen der Gegensatz immer sogleich sich manifestiren muß, so findet man, da wo es am wenigsten zu suchen war, das schwarze Kreuz ohnfern von der Sonne. Und es muß sich in einem gewissen Abstand von ihr ein unsichtbarer Kreis obliquen Lichts bilden, den wir nur dadurch gewahr werden daß dessen Abglanz im Kubus das schwarze Kreuz hervorbringt.“[5]
[1] „Zu einer verschwiegenen Ecke am Laacher See war er mit ihr gefahren, sie badeten nackt, der Mond warf einen Abglanz aufs Wasser.“[6]
[2a] „Der Sohn GOttes ist ἀπαύγασμα τῆς δόξης τοῦ Πατρὸς, der Abglantz der Herrlichkeit des Vaters, als eine wesentliche und persönliche Abstrahlung von dem Vater, als ewigen Licht.“[7]
[2a] „Werdet ihr in jeder Lampe Brennen Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen, Soll euch nie ein Missgeschick verwehren Gottes Thron am Morgen zu verehren.“[8]
[2a] „Was seine Töne wiederspiegeln, ist weder die der Berührung mit dem Endlichen entrückte Erhabenheit, noch die Schwäche und Gebrechlichkeit staubgeborener Herzen, sondern die leibhaftige Christusgestalt, die alles Weh der Erde in sich hineingenommen und durchgelitten, und welche dabei doch stets als ungetrübter Heiligenschein der Abglanz der himmlischen Heimat umfließt.“[9]
[2a] „Ausgerechnet von diesem Kind zu Betlehem sagt die heutige Lesung, dass es Abglanz von Gottes Herrlichkeit und Abbild seines Wesens ist.“[10]
[2a/b?] „Doch bei all ihren Mühen und Künsten – niemand weiß, ob sie wenigstens einen matten Abglanz von dem vermitteln, was Farinelli einst strahlen ließ.“[11]
[2a/b?] „Ein paar Aktbilder gibt es aus dieser Zeit, ein schwacher Abglanz der Leichtigkeit seiner Bilder aus den zwanziger Jahren.“[12]
[2b] „Wenn Sinn in dieser Hyperbel liegt, so ist es dieser: der Glanz, die Herrlichkeit der Sonne ist so groß, so überschwenglich, daß es dem rohern Menschen zu verzeihen, daß es sehr natürlich war, wenn er sich keine größere Herrlichkeit, keinen Glanz denken konnte, von dem jener nur ein Abglanz sey, wenn er sich also in der Bewunderung der Sonne so sehr verlohr, daß er an den Schöpfer der Sonne nicht dachte.“[13]
[2b] „Die D-Mark ist in Ostberlin aus doppeltem Grunde willkommen: einerseits, weil sie der DDR auf dem Weltmarkt eine Bewegungsfreiheit verschafft, die kein anderer Ostblockstaat genießt, andererseits, weil sie allein den Intershop-Sozialismus in Gang halten kann, der die 17 Millionen Deutschen drüben mit einem Abglanz kapitalistischen Wohlstands bei Laune halten soll.“[14]
[2b] „Das aufklärerische Europa produzierte einen Abglanz der Stimmung von 1914, einen Abglanz nur, aber immerhin.“[15]
[2b] „Auch Francois Mitterrand, Jacques Delors und natürlich Jack Lang fanden sich in Lille ein, um der Uraufführung der Zola-Verfilmung den Abglanz eines Staatsaktes zu verleihen.“[16]
[2b] „Die einzige Tragödie von George Best […] bleibe die Tatsache, dass er selber nie Gewissheit darüber erhielt, wie gut er wirklich hätte werden können. Wer ihn aber je in seinen kurzen, besten Zeiten hat spielen sehen, behält ihn für immer im Gedächtnis. Die Nordamerikaner sahen später nur einen Abglanz von ihm.“[17]

Übersetzungen Bearbeiten

[1–2b] Duden online „Abglanz
[1, 2a] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Abglanz
[1, 2b] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Abglanz
[1, 2b] The Free Dictionary „Abglanz
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalAbglanz
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Abglanz

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 1993, digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, Eintrag „Glanz“, abgerufen am 05.07.2020.
  2. Johann Justus Ebeling, Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift, Bd. 2, Hildesheim 1747, S. 319 f. (Digitalisat via SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905198797).
  3. Christian Cay Lorenz Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, Bd. 2. Leipzig 1780, S. 42 (Digitalisat UB Heidelberg/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905197747).
  4. Novalis, Heinrich von Ofterdingen, Berlin 1802, S. 270 (Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905194332).
  5. Johann-Wolfgang von Goethe, Entoptische Farben, zitiert nach Weimerer Ausgabe, II. Abteilung, Bd. 5, 1897, S. 263.
  6. Gabriele Keiser, Gartenschläfer, 2008 (via COSMAS).
  7. Joachim Lange, Des Apostolischen Lichts und Rechts, Bd. 2, Halle 1729, S. 52 (Digitalisat Universitäts- und Landesbibliothek Halle/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-25054-9).
  8. Johann Wolfgang von Goethe, West-östlicher Divan, Stuttgart 1819, S. 220 (Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905191692).
  9. Conrad Beyer, Deutsche Poetik: Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart, Bd. 2, Stuttgart 1883, S. 538 (Digitalisat Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-31380-4).
  10. Joseph Ratzinger, „Das wunderbar Geschaffene hat Gott noch wunderbarer erneuert“ (Weihnachten, München, 25. Dezember 1979), Joseph Ratzinger Gesammelte Schriften, Bd. 14 (Predigten), Teilbd. 1, 2019, S. 159 f.
  11. Der Spiegel, 31.07.1995, S. 156.
  12. die tageszeitung, 07.10.2011, S. 28.
  13. Gotthold Ephraim Lessing, Hamburgische Dramaturgie, Bd. 1, Hamburg 1769, S. 256 f. (Digitalisat HAB Wolfenbüttel/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905198797).
  14. Die Zeit, 01.09.1978, S. 1.
  15. Der Spiegel, 25.02.1991, S. 38.
  16. Der Spiegel, 10.01.1994, S. 145.
  17. Neue Zürcher Zeitung, 26.11.2005, S. 67.