schnorren (Deutsch) Bearbeiten

Verb Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich schnorre
du schnorrst
er, sie, es schnorrt
Präteritum ich schnorrte
Konjunktiv II ich schnorrte
Imperativ Singular schnorre!
Plural schnorrt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
geschnorrt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:schnorren

Nebenformen:

landschaftlich: schnurren

Worttrennung:

schnor·ren, Präteritum: schnorr·te, Partizip II: ge·schnorrt

Aussprache:

IPA: [ˈʃnɔʁən]
Hörbeispiele:   schnorren (Info)
Reime: -ɔʁən

Bedeutungen:

[1] transitiv, umgangssprachlich: jemanden aus Gewohnheit immer wieder um Kleinigkeiten wie Kleingeld, Zigaretten oder Ähnlichem bitten, ohne selbst eine Gegenleistung erbringen zu wollen
[2] transitiv, umgangssprachlich: höflich für sich selbst um Kleinigkeiten wie Kleingeld, Zigaretten oder Ähnlichem bitten, ohne selbst zu einer Gegenleistung bereit zu sein
[3] Schweiz, intransitiv, umgangssprachlich: daherreden, das große Wort führen

Herkunft:

ursprünglich ein Wort aus der Gaunersprache, das sich im 18. Jahrhundert weiter verbreitete, dessen Herkunft jedoch unklar ist; vermutlich war es zunächst die Bezeichnung der Tätigkeit des Bettelmusikanten, der die Schnorrpfeife spielt (vergleiche hierzu das schwäbische archaische Verb schnurren „mit Musik betteln“ im 18. Jahrhundert sowie das Substantiv Schnurrant „Bettelmusikant“ mit fremder Endung)[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1, 2] landschaftlich: acheln, betteln, erbetteln, nassauern, landschaftlich: schlauchen, schmarotzen
[3] labern, schwafeln, schwatzen, süddeutsch: schwätzen, schweizerisch mundartlich: schnurren

Beispiele:

[1] Wenn Paula kein Geld mehr hat, schnorrt sie in den Straßen der Stadt.
[2] Kann ich mir ’ne Kippe von dir schnorren?
[3] „Schnorr nicht so viel.“[2]
[3] „Leutnant Tobler … schätzte Füsilier Bär und hätte ihn gegen drei Stillere eingetauscht, er sah voraus, dass dieser wohlgelaunte Bursche zwar immer witzeln, schnorren und schimpfen, aber nicht versagen würde.“[3]
[3] „Ist ja auch huere viel: Rechnen, schnorren, schreiben – alles miteinander!“, während eines Jassturniers.[4]
[3] „Thema Plastik. Alle schnorren, niemand tut was. Dabei gäbe es längst Alternativen – Stichwort: Biopolymere.“[5]
[3] „Majlinda Sulejmani: «Ich will mitgestalten, meinen Beitrag leisten – nicht nur schnorren, sondern handeln.»“[6]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] (etwas) bei jemandem schnorren
[2] (sich) etwas schnorren

Wortbildungen:

[1, 2] Schnorrer (→ Schnorrerin)
[1, 2] anschnorren
[3] Schnorre

Übersetzungen Bearbeiten

[1, 2] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1485
[2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „schnorren
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalschnorren
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „schnorren
[2] PONS – Deutsche Rechtschreibung „schnorren
[1, 2] Duden online „schnorren
[1, 2] Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wort der Woche: Magdalena Bätge: Schnorren. In: Deutsche Welle. 20. Mai 2022 (Text und Audio zum Download, Dauer: 01:42 mm:ss, URL, abgerufen am 30. Juni 2022).
[3] Kurt Meyer: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2006, ISBN 978-3-7193-1382-1, Seite 229, Stichwort „schnorren“.
[3] Albert Bachmann [Leitung] et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 9. Band: Schl bis Schw, Huber, Frauenfeld 1929, DNB 948902388 (Digitalisat), Spalte 1279, Stichwort „schnorren“, Bedeutung 2 (Digitalisat).

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 821
  2. Max Frisch: Andorra. Stück in zwölf Bildern. Suhrkampf, Frankfurt 1975, Seite 35; zitiert nach Kurt Meyer, Schweizer Wörterbuch, Huber, Frauenfeld 2006, Seite 229.
  3. Meinrad Inglin: Schweizerspiegel. Atlantis, Zürich 1955, Seite 213; zitiert nach Kurt Meyer, Schweizer Wörterbuch, Huber, Frauenfeld 2006, Seite 229.
  4. Rolf Cavalli: «Rechnen, schnorren, schreiben – alles miteinander!» Und jetzt kommt das Finale. In: St. Galler Tagblatt. 27. April 2019, abgerufen am 16. Januar 2024.
  5. Thema Plastik. Alle schnorren, niemand tut was. Dabei gäbe es längst Alternativen – Stichwort: Biopolymere. Eine Übersicht. In: Das Paul Magazin. 10. März 2019, abgerufen am 16. Januar 2024.
  6. Chris Winteler: Muslimin will in den Nationalrat – für die einstige CVP. In: Sonntagszeitung. 2. September 2023, abgerufen am 16. Januar 2024.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: schnurren