abkommen (Deutsch) Bearbeiten

Verb, unregelmäßig Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich komme ab
du kommst ab
er, sie, es kommt ab
Präteritum ich kam ab
Konjunktiv II ich käme ab
Imperativ Singular komm ab!
komme ab!
Plural kommt ab!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
abgekommen sein
Alle weiteren Formen: Flexion:abkommen

Worttrennung:

ab·kom·men, Präteritum: kam ab, Partizip II: ab·ge·kom·men

Aussprache:

IPA: [ˈapˌkɔmən]
Hörbeispiele:   abkommen (Info)
Reime: -apkɔmən

Bedeutungen:

[1] veraltet: von (etwas, jemandem) stammen, auf (etwas, jemanden) zurückgehen
[2]
[a] sich unbeabsichtigt von einer ursprünglich bereits eingeschlagenen Richtung entfernen
[b] übertragen zu [2a]: (gedanklich, diskursiv oder dergleichen) sich vom eigentlichen Ziel (zeitweise) entfernen, den thematischen Zusammenhang (zeitweise) verlieren
[c] übertragen zu [2a]: mit etwas aufhören; sich von etwas trennen; auf etwas verzichten
[3] Sport:
[a] (einen Wettkampf, eine sportliche Übung oder dergleichen) auf bestimmte Weise anfangen
[b] übertragen zu [3a]; Schießsport: zum Zeitpunkt der Schussabgabe eine bestimmte Richtung zum Ziel aufweisen
[c] Radball, Radpolo: den Spielfeld-Boden berühren, während der Ball im Spiel ist
[4]
[a] sich freimachen, loskommen (von etwas, zumeist einer Tätigkeit)
[b] sich abwenden, loskommen (von jemandem); sich entfremden
[c] sich (von etwas, jemandem) entfernen, lösen
[5] von einer Entwicklung überholt werden, ungebräuchlich und unmodern werden
[6] landschaftlich: mager werden; körperlich ermatten, herunterkommen
[7] umgangssprachlich: Erfolgsaussichten haben

Herkunft:

Es handelt sich um ein seit dem 11. Jahrhundert bezeugtes Erbwort aus mittelhochdeutsch abekomen → gmhvon etwas loskommen‘, das seinerseits althochdeutsch abaqueman → gohvergehen‘ entstammt.[1]
[6] Es handelt sich um eine seit dem 15. Jahrhundert bezeugte Verkürzung der Wendung »vom Fleisch abkommen«.[2][3]
[7] Es handelt sich um eine seit 1900 bezeugte Entlehnung aus der Seemannssprache, in der »abkommen« ‚von der gefährlichen Stelle wieder frei werden‘ bedeutet.[2][3]

Synonyme:

[1] abstammen
[2b] abschweifen
[2c] aufgeben
[6] abmagern

Sinnverwandte Wörter:

[1] entstammen, herkommen, sich herleiten, herstammen, sein, stammen, zurückgehen; dichterisch: entknospen.
[2a] abdriften, abtreiben, abweichen, den Kurs verlassen, den Weg/die Richtung verlieren, sich entfernen, sich verfahren, sich verfliegen, sich verfranzen, sich verirren, sich verlaufen; gehoben: abgleiten, abirren, abschweifen; veraltend: abgeraten
[2b] auf Abwege geraten, den Faden verlieren, sich ins Uferlose verlieren, vom Hundertsten ins Tausendste kommen; gehoben: abgleiten, abirren, abschweifen
[2c] abbrechen, abgehen (von), sich abkehren, ablassen (von), abrücken, abschwören, absehen, abstellen, sich abwenden, aufhören (mit), beenden, beendigen, begraben, verwerfen, verzichten; gehoben: Abstand nehmen, sich entäußern, entsagen, preisgeben, Valet sagen, zu Grabe tragen; umgangssprachlich: an den Nagel hängen, aufstecken, hinwerfen, stecken, streichen, sich verabschieden; salopp: hinschmeißen
[3a] ablaufen, starten
[3b] anvisieren, richten (auf), visieren
[5] außer Gebrauch kommen, aus der Mode kommen, veralten, verstauben; bildungssprachlich: obsoleszieren; abwertend: antiquieren
[6] abfallen, abnehmen, (an) Gewicht verlieren, dünn/dürr/hager/schlank/schmal werden, einfallen, hagern, zusammenfallen; umgangssprachlich: vom Fleisch fallen

Gegenwörter:

[2a] entgegengehen, entgegenkommen, herankommen, herantreten, im Anzug sein, näher kommen/näher rücken, sich nähern, sich zubewegen, zugehen, zukommen, zulaufen; gehoben: herannahen
[2b] sich festbeißen, (hartnäckig) festhalten, (krampfhaft) festgelegt sein, nicht abgehen/ablassen/aufgeben, nicht mehr loskommen, sich verbeißen, sich verbiestern, sich verrennen, sich versteifen; umgangssprachlich: sich verbohren
[2c] anfangen, angehen, anpacken, aufnehmen, beginnen, herangehen, in Angriff nehmen, in die Wege leiten, in Gang bringen, ins Leben rufen, starten; gehoben: sich begeben (an), zur Tat schreiten; umgangssprachlich: sich daranmachen/sich dranmachen, sich daransetzen/sich dransetzen, sich hermachen, ins Rollen bringen, loslegen; landschaftlich, besonders norddeutsch: beigehen

Beispiele:

[1] „Plötzlich sagte der Graf: »So sind Sie, nicht wahr?, eigentlich adelig. Denn dies wäre es ja: zu fühlen, daß man von einem besonderen und auserwählten Menschen abkommt und daß man dies durch nichts im Leben je verlieren kann.[…]«“[4]
[2a] „Nun trug es sich zu, daß ein Fürst auf der Jagd war, einem Wild nacheilte und von seinen Dienern abkam, also daß er einen Tag und eine Nacht im Walde herumirrte.“[5]
[2a] „Ein Reisebus mit britischen und zwei deutschen Touristen ist am Dienstag in Österreich von der Straße abgekommen und eine steile Böschung hinuntergestürzt.“[6]
[2a] „Der deutsche Pilot Mirco Schultis war von der Piste abgekommen und in eine Zuschauergruppe gerast - jetzt hat er das Rennen aufgegeben.“[7]
[2a] „Ein Flugzeug mit 165 Passagieren ist auf dem Dortmunder Flughafen von der eisglatten Startbahn abgekommen.[8]
[2a] „Ein unbemannter Raumtransporter ist kurz nach dem Start zur Internationalen Raumstation ISS vom Kurs abgekommen und abgestürzt.“[9]
[2b] „Aber ich bin vom Thema abgekommen, ich wollt nur feststellen:[…].“[10]
[2b] „Jetzt sind wir aber auch ein wenig vom Thema abgekommen. Das Thema? Das Halbwissen.“[11]
[2c] „Denkbar wäre ja jedenfalls, daß Johanna irgend einen Vorsatz gefaßt hatte, von dem sie wieder abkommt.[12]
[2c] „Ich habe schon daran gedacht, ob ich Sie sofort zum Kaiser senden soll. Aber ich bin rasch von dem Gedanken abgekommen.[13]
[2c] „Im übrigen lohnt hier ein Blick in die moderne Grundlagenforschung der Rechtswissenschaft, die von den traditionellen Methoden der Gesetzesinterpretation abkommt und das Recht als Zusammenhang von Leitgesichtspunkten der Entscheidungspraxis versteht.“[14]
[2c] „Und so gibt es nicht wenige im Land, die es nicht als Katastrophe sehen würden, wenn die beiden Teile anderen Bundesländern zugeordnet werden würden oder Sachsen-Anhalt, wie es der SPD-Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen, Jens Bullerjahn, vor ein paar Jahren vorgeschlagen hat, mit Thüringen und Sachsen zusammengelegt werden würde. Inzwischen ist er wieder davon abgekommen.[15]
[2c] „In den vergangenen Jahren ist man von einem solchen autoritären Führungsstil mehr und mehr abgekommen.[16]
[3a] Der Läufer kam gut vom Start ab.
[3a] Der Skispringer ist optimal vom Schanzentisch abgekommen.
[3a] Der Springer kommt schlecht vom Sprungbalken ab.
[3b] „Man sagt dann, der Schütze sei rechts, links, hoch oder tief abgekommen. Der Schütze ist gut abgekommen, wenn die verlängerte Visierlinie im Augenblick des Schusses noch genau auf den Haltepunkt gerichtet war.“[17]
[4a] „‚Holmers, Sie können ja wohl für eine Stunde von Ihrem Dienst abkommen!‘[18]
[4b] „Aber er kam von ihm ab, denn er hielt ihn für schwach, wenn nicht gar schwachsinnig.“[19]
[4c] „Da schreckte mich ein leises Geräusch auf, ich warf, zur Flucht bereit, den Blick um mich her, ich sah Niemand: aber es kam auf dem sonnigen Sande an mir vorbei geglitten ein Menschenschatten, dem meinigen nicht unähnlich, welcher, allein daher wandelnd, von seinem Herrn abgekommen zu sein schien.“[20]
[5] „Nun, heute ist das anders, wie der Spazierstock ist auch der Schlafrock alten Stils abgekommen, an seine Stelle sind Bademantel und Pyjama getreten, und nur noch ein paar alte Herren … Aber in Gottes Namen, wir s i n d alte Herren, und es bleibt uns nichts übrig, als uns in dieser Beschaffenheit immer gründlicher zu befestigen.“[21]
[5] „Blauer Trenchcoat ist eigentlich ganz abgekommen. Die Leute haben ihn sich übergesehen.“[22]
[6] „Ick bin janz abjekommen, Mama. Det hängt bloß noch allens so an mir.“[23]
[6] „Sie ist ganz abgekommen, mager und sieht aus wie ein Gespenst mit den großen Augen.“[24]

Charakteristische Wortkombinationen:

[2a] vom Kurs / vom Weg/Wege abkommen; (bei Glatteis / Regen / Schneegestöber) von der Fahrbahn abkommen
[2b] vom Punkt / vom Thema abkommen; auf etwas Unwesentliches abkommen
[2c] von einer Ansicht / von einem Gedanken / von einer Idee / von einer Meinung / von einem Plan / von einer Verfahrensweise / von einem Vorhaben abkommen
[3a] gerade so / glücklich / gut / schlecht / unglücklich abkommen
[3b] 8 hoch links/10 hoch rechts/tief links/tief rechts abkommen
[4a] auf/für eine Stunde (von der Arbeit) abkommen, für ein paar Stunden (vom Dienst) abkommen können; jemand nicht/schwer abkommen können
[4b] von jemandem abkommen
[4c] veraltet: der Sorgen/des Zweifels abkommen
[5] von einem Brauch/von einer Sitte/von einer Tradition abkommen
[6] während einer Krankheit sehr abkommen

Wortbildungen:

[1] Abkomme, Abkömmling, Abkunft
[2a] Abkömmnis
[4a] abkömmlich

Übersetzungen Bearbeiten

[2a–4a, 4c–6] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Seite 87.
[2a–3b, 4a, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 89.
[6, 7] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 1. Band A–Blatt, Klett, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-570010-8, DNB 821108476, Seite 55.
[6, 7] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »abkommen«.
[2a–3b, 4a, 5] Duden online „abkommen
[2a–3a, 4a, 4b] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „abkommen“ auf wissen.de
[2a–3b, 4a, 4b, 5] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „abkommen
[2a–2c] The Free Dictionary „abkommen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalabkommen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „abkommen
[1, 4a, 4b, 6] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „abkommen

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „abkommen
  2. 2,0 2,1 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 1. Band A–Blatt, Klett, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-570010-8, DNB 821108476, Seite 55.
  3. 3,0 3,1 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »abkommen«.
  4. Hermann Bahr: Die Rahl. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, 1909 (Zitiert nach Projekt Gutenberg).
  5. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Herman Friedrich Grimm (Herausgeber): Deutsche Sagen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1816, Seite 360 (Zitiert nach Google Books).
  6. Österreich: Fünf Tote und 35 Verletzte bei Busunglück nahe Salzburg. In: FAZ.NET. 11. August 2004 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  7. Drama bei der Rallye Dakar: Deutscher Unglückspilot gibt auf. In: Spiegel Online. 3. Januar 2010, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  8. Luftverkehr: Flugzeug rutschte von der Startbahn. In: Zeit Online. 3. Januar 2010, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  9. Versorgungsfahrt zur ISS: Russischer Raumtransporter stürzt über Sibiren ab. In: stern.de. 24. August 2011, ISSN 0039-1239 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. Über Gelegenheiten. Eine Geschichte aus dem Nachlaß von Bertolt Brecht (um 1940). In: Spiegel Online. Nummer 20, 15. Mai 1995, ISSN 0038-7452 (PDF, URL, abgerufen am 27. April 2012).
  11. Vbn: …wir alle Rätsel lösen. In: Der Tagesspiegel Online. 12. April 2004 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  12. Arthur Schnitzler: Der einsame Weg. In: Derselbe: Gesammelte Werke / Die Theater-Stücke. 3. Band, S. Fischer Verlag, Berlin 1922. Zitiert nach Projekt Gutenberg.
  13. Henry Benrath: Die Kaiserin Konstanze. Fischer Bücherei, Frankfurt am Main 1959, Seite 256 (Zitiert nach Google Books).
  14. Niklas Luhmann: Soziologische Aufklärung. Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. Westdeutscher Verlag, Köln 1970, Seite 50 (Zitiert nach Google Books).
  15. Annett Gröschner: Im Land der Frühaufsteher. In: taz.de. 17. März 2011, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  16. Harald Freiberger: Führungsspitzen: Die dreckigen Jobs, die keiner machen will. In: sueddeutsche.de. 31. Juli 2011, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  17. Carl Theodor Müller, Theodor von Zwehl: Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen, den Unteroffizier, Offiziers-Adspiranten und Offizier des Beurlaubtenstandes der kgl. bayerischen Infanterie. Aus Reglements. 2. Auflage. Druck und Verlag von R. Oldenbourg, München 1883, Seite 473 (Zitiert nach Google Books).
  18. Theodor Plievier: Stalingrad. Roman. Desch, München 1954, Seite 247 (Zitiert nach Google Books).
  19. Hubertus Prinz zu Löwenstein: Seneca. Kaiser ohne Purpur. Philosoph – Staatsmann – und Verschwörer. Langen Müller, München/Wien 1975, ISBN 3-7844-1573-3, Seite 160 (Zitiert nach Google Books).
  20. Julius Eduard Hitzig (Herausgeber): Adelbert von Chamisso’s Werke. Vierter Band. Gedichte. Adelberts Fabel. Peter Schlemihl., Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1836, Seite 287 (Zitiert nach Google Books).
  21. Werner Bergengruen: Die Rittmeisterin. Wenn man so will, ein Roman. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin/Darmstadt/Wien 1954, Seite 297–298 (Zitiert nach Google Books).
  22. Hans Falada: Kleiner Mann - was nun? Methuen’s Twentieth Century Texts, London 1987, ISBN 0-423-51680-9, Seite 179 (Zitiert nach Google Books).
  23. Gerhart Hauptmann: Der Biberpelz. Eine Diebskomödie. Ullstein, Frankfurt am Main 1975, Seite 13 (Zitiert nach Google Books).
  24. Wilhelmine Heimburg: Alte Liebe und anderes. Novellen. tredition, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8424-0574-5, Seite 48 (Zitiert nach Google Books).

Verb, unregelmäßig Bearbeiten

Person Wortform
Präsens ich komme ab
du kommst ab
er, sie, es kommt ab
Präteritum ich kam ab
Konjunktiv II ich käme ab
Imperativ Singular komm ab!
komme ab!
Plural kommt ab!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
abgekommen sein
Alle weiteren Formen: Flexion:abkommen

Worttrennung:

ab·kom·men, Präteritum: kam ab, Partizip II: ab·ge·kom·men

Aussprache:

IPA: [ˈapˌkɔmən]
Hörbeispiele:   abkommen (Info)
Reime: -apkɔmən

Bedeutungen:

[1] von episodischen Gewässern: Wasserzulauf erhalten und zu fließen beginnen (gemeint ist zumeist das starke Fließen und die damit verbundenen etwaigen Schäden)
[2] von Wind und Wetter: (unerwartet) entstehen und dabei näher kommen

Herkunft:

Lehnbildung nach gleichbedeutend afrikaans afkom → af[1]

Synonyme:

[1] Namibia: laufen

Sinnverwandte Wörter:

[1] (Wasser) führen
[2] aufkommen, aufziehen; bevorstehen, drohen, herankommen, herannahen, heranziehen, heraufziehen, im Anzug sein, in der Luft liegen, kommen, nahen, sich nähern, sich zusammenbrauen, zu erwarten sein; veraltet: dräuen

Beispiele:

[1] „Noch größere Hindernisse bieten die Riviere, die z. T. mehrere Male in der Regenzeit Wasser führen und tagelang fließen, » abkommen «, wie der technische Ausdruck heißt.“[2]
[1] „Es hat reichlich Wasser gegeben, und die ‚Riviere‘ sind abgekommen, das heißt, sie hatten fließendes Naß.“[3]
[1] „Der Swakop könnte zum Omuramba werden, wenn er längere Zeit nicht oder nicht stark genug abkommt und sich die Vegetation ansiedelt; dann kommt gelegentlich aber doch eine starke Flut und entfernt wieder die angesiedelten Pflanzen.“[4]
[1] „Die Riviere Namibias gehören zum Abflusstyp ‚episodisch‘, wenn sie denn überhaupt in Existenz treten, dh, sie sind ausschließlich niederschlagsgespeist. Nur wenn es überhaupt regnet, können sie ‚abkommen‘, dh fließen.“[5]
[1] „Das Wasser in Sandfontein, welches, kurz nachdem der Kuiseb abgekommen ist, vollständig rein ist, pflegt von Jahr zu Jahr immer brackiger zu werden, bis der Fluß aufs neue läuft.“[6]
[1] „»[…] In dem kleinen Staubecken hier vorne sammelt sich das Wasser, wenn das Rivier abkommt. So habe ich in letzter Zeit immer genug Wasser. « »Das Rivier abkommt, was soll das bedeuten?« »Entschuldige bitte, das ist so unser Südwester-Deutsch. Riviere, das sind die trockenen Flussbetten. In der Regenzeit sammelt sich das Wasser in den Bergen und die Canyons und Trockenflüsse laufen voll. Durch das kleine Rivier habe ich den Damm gebaut. Wenn Wasser ankommt, staut es sich hier.«“[7]
[2] „Also das Rivier eignet sich nicht gerade zum Übernachten, obwohl keine Flutgefahr besteht, aber es kommt nachts nochall wüst kalte Luft ab.[8]

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Herbert Carl Nöckler: Sprachmischung in Südwestafrika. In: Institut für Auslandsbeziehungen (Herausgeber): Schriftenreihe des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart. Wissenschaftlich-publizistische Reihe. 5. Band, Max Hueber Verlag, München 1963, DNB 453597661, Seite 47.
[1] Joe Pütz: Das grosse Dickschenärie. Dickschenärie I & II Kommbeind Riekonndischend Gemoddifeid und Gesuhpt. 1. Auflage. Peters Antiques, Swakopmund 2001, ISBN 978-9-991-65046-3, Stichwort »Rivier«, Seite 111.

Quellen:

  1. Herbert Carl Nöckler: Sprachmischung in Südwestafrika. In: Institut für Auslandsbeziehungen (Herausgeber): Schriftenreihe des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart. Wissenschaftlich-publizistische Reihe. 5. Band, Max Hueber Verlag, München 1963, DNB 453597661, Seite 47.
  2. Leo Waibel: Urwald, Veld, Wüste. Ferdinand Hirt, Breslau 1921, Seite 150 (Zitiert nach www.archive.org).
  3. Paul Cölestin Ettighoffer: So sah ich Afrika. Mit Auto und Kamera durch unsere Kolonien. C. Bertelsmann, Gütersloh 1943, Seite 48 (Zitiert nach Google Books).
  4. Richard Pfalz: Beiträge zur Kolonialforschung. Hydrologie der deutschen Kolonien in Afrika. Reimer & Steiner, Berlin 1944, Seite 31 (Zitiert nach Google Books).
  5. Klaus Hüser: Namibia. Eine Landschaftskunde in Bildern. Klaus Hess Verlag, Göttingen/Windhoek 2001, ISBN 978-3-933117-14-4 (Göttingen), ISBN 99916-57-01-0 (Windhoek), Seite 164 (Zitiert nach Google Books).
  6. Ludwig Conradt: Erinnerungen aus zwanzigjährigem Händler- und Farmerleben in Deutsch-Südwestafrika. 1. Auflage, Klaus Hess Verlag, Göttingen/Windhoek 2006, ISBN 978-3-933117-33-5 (Göttingen), ISBN 99916-57-19-3 (Windhoek), Seite 64 (Zitiert nach Google Books).
  7. Elmar Rixen: Stella. Roman. 1. Auflage. Edition Octopus/Monsenstein und Vannerdat, Münster 2007, ISBN 978-3-86582-455-4, Seite 37 (Zitiert nach Google Books).
  8. Zeit fürs richtige Potjie. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 3. August 2006, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 22. Juli 2007).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: abkönnen