Hängematte (Deutsch) Bearbeiten

Substantiv, f Bearbeiten

Singular Plural
Nominativ die Hängematte die Hängematten
Genitiv der Hängematte der Hängematten
Dativ der Hängematte den Hängematten
Akkusativ die Hängematte die Hängematten
 
[1] mit Spreizstäben zwischen zwei Palmen an einem polynesischen Strand aufgespannte Hängematte aus Netzgewebe;
Aufnahme von Chris McClave am 13. März 2005
 
[1] eine gehäkelte Hängematte mit Spreizstäben;
Aufnahme von heyerin (flickr-Benutzername) am 2. September 2006
 
[1] eine Hängematte aus buntem Tuchgewebe ohne Spreizstäbe in einem Resort im australischen Regenwald bei Cape Tribulation;
Aufnahme von Daniel Julie am 1. September 2010

Nebenformen:

veraltet: Hangematte, Hangmatte

Worttrennung:

Hän·ge·mat·te, Plural: Hän·ge·mat·ten

Aussprache:

IPA: [ˈhɛŋəˌmatə]
Hörbeispiele:   Hängematte (Info)

Bedeutungen:

[1] als Ruhe- oder Schlaflager dienende, aus einem länglichen Stück Tuch oder einem kräftigen Netz bestehende Unterlage mit Schnüren an beiden kurzen Enden, mit denen diese zwischen zwei Befestigungspunkten aufgespannt wird, um sich darin hineinzulegen

Herkunft:

Schon Kolumbus lernt auf dem Gebiet des heutigen Haiti die Schlaf- und Tragnetze der indigenen Taino[1] kennen, die diese als hamáka bezeichneten.[2] (Diesem Wort liegt die ur-arawakische Wurzel -maka ‚ein Stück Tuch‘ zugrunde, die um den Pseudopräfix (h)a- erweitert wurde.[3]) Die Sache gewinnt weithin an Bekanntheit, vor allem unter Matrosen, denen sie zunächst als Vorbild für ihre Schlafvorrichtungen dienen[2][1] und im Spanischen mit hamaca → es wiedergegeben wird.[1] Diesem folgen im 16. Jahrhundert gleichbedeutend italienisches amaca → it, die mittelfranzösischen Formen amacca → frm, hamaca → frm und hamaque → frm (siehe die moderne französische Form hamac → fr) sowie die frühe neuenglische Form hamaca → en (siehe die moderne englische Form hammock → en).[1] Im Anschluss an romanische Vorbilder erscheint das Wort im Deutschen als Exotismus in Reisebeschreibungen des 16. und 17. Jahrhunderts in Formen wie Hamaco (1529), Amakken Pl., Hamacca und Hamach.[2][1] Wegen der eigentümlichen Gestalt dieser Hängebetten vollzieht sich im Deutschen (zuerst 1627 als Hengmatten Pl.) ebenso wie im Niederländischen des 17. Jahrhunderts (zuerst 1669,[4] siehe niederländisches hangmat → nl) eine sekundäre Anpassung an das Verb hängen und das Substantiv Matte.[1] Obwohl das deutsche Wort über 40 Jahre eher belegt ist als das niederländische, darf dennoch vermutlich von einer Lehnübersetzung aus dem Niederländischen ausgegangen werden.[4] Der umgekehrte Weg scheint weniger wahrscheinlich für einen Begriff der Seefahrer während des Goldenen Zeitalters, und für eine eigenständige deutsche volksetymologische Entwicklung aus den oben genannten frühen Formen (Hamaco und so weiter) zu Hengmatten Pl. scheinen die Lautformen zu weit auseinanderzuliegen im Vergleich zu den frühen niederländischen Formen: amacken Pl. (1623), Hamacken Pl. (1627) → hangemack (1643), hangmacken Pl. (1659) → hagmat (1669; durch die alphabetische Anführung in der Originalquelle kann von einem Schreibfehler mit fehlendem -n- ausgegangen werden), hangmatten Pl. (1702).[4]

Synonyme:

[1] Deutschland marinesprachlich: Molle,[5] Schlummerkiste[5]
[1] Deutschland marinesprachlich salopp: Affenschaukel,[5] Furzmolle / Furzmulde,[5] Wurstpelle[5]
[1] Deutschland umgangssprachlich veraltend: Traumschaukel[5]
[1] veraltet: Hamac

Beispiele:

[1] „Der feine Baron hatte eine Geliebte, die ſich auf eine Hängematte legte und dabei ihre Beine ſenkrecht nach oben ſtreckte. […] Der Baron hatte ſie allein gelaſſen, jetzt kippte ſie aus der Hängematte und flog ins Gras, lag lang da.“[6]
[1] „Wir hingen in Hängematten, allzeit ein Bier in greifbarer Nähe, schwitzend, als wäre Schwitzen unser Lebenszweck, unfähig zu irgendeinem Entschluß, eigentlich ganz zufrieden, denn das Bier ist ausgezeichnet, Yucateca, besser als das Bier im Hochland, wir hingen in unseren Hängematten und tranken, um weiter schwitzen zu können, und ich wußte nicht, was wir eigentlich wollten.“[7]
[1] „Doch wollen die Frauen noch lange nicht in die Hängematten.[8]
[1] „Man sagte mir, dass er wieder an Bord sei und gerade im Achterdeck seine Hängematte befestige.“[9]
[1] „Mit schwerer Last in Brust und Bauch schaukelte er seine Erschöpfung in Reginas Hängematte zur Ruhe, ohne daß genug Schlaf zu ihm kam, um die Bilder in seinem Kopf auszubrennen.“[10]
[1] „Hängematten waren schon vor der Entdeckung durch die Europäer in Lateinamerika in Gebrauch und wurden später in der Schifffahrt als platzsparende Schlafgelegenheit eingesetzt.“[11]
[1] „Seine erste Nacht in der Hängematte, im Bauch eines Schiffes, das noch im Hafen lag, schlief er tief und traumlos.“[12]
[1] „Mein idealer Ort ist eine Erinnerung: An das Aufwachen nach dem Mittagsschlaf in der Hängematte im Garten meiner Großmutter und ihres Freundes ([…]) in der Greifswalder Obstbausiedlung am ersten Tag der Sommerferien.“[13]

Redewendungen:

[1] umgangssprachlich: soziale Hängematte

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine Hängematte aufhängen (seemannssprachlich: auftakeln), abnehmen (seemannssprachlich: abschlagen)
[1] in einer Hängematte dösen, ruhen, schaukeln, schlafen

Übersetzungen Bearbeiten

[1] Wikipedia-Artikel „Hängematte
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Hängematte
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Hängematte
[1] The Free Dictionary „Hängematte
[1] Duden online „Hängematte
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Hängematte“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Hängematte
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Hängematte
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalHängematte
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Hängematte
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Hängematte«, Seite 808.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Hängematte
  2. 2,0 2,1 2,2 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Stichwort »Hängematte«, Seite 393.
  3. Alexandra Y. Aikhenvald: Languages of the Amazon. Oxford University Press, Oxford/New York 2012, ISBN 978-0-19-959356-9, Seite 64 (Zitiert nach Google Books).
  4. 4,0 4,1 4,2 etymologiebank.nl (Datenbank niederländischer und afrikaanser etymologischer Wörterbücher): „hangmat
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Nach Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7.
  6. Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. S. Fischer Verlag, Berlin 1930, Seite 33 (Zitiert nach Google Books; Erstveröffentlichung 1929).
  7. Max Frisch: Homo faber. Ein Bericht. 161.–180. Tausend [9. Auflage], Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1966, Seite 44 (Erstveröffentlichung 1957).
  8. Günter Grass: Die Rättin. Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1986, ISBN 3-472-86624-1, Seite 257 (Zitiert nach Google Books).
  9. John Goldsmith: Die Rückkehr zur Schatzinsel. vgs verlagsgesellschaft, Köln 1987 (Originaltitel: Return to Treasure Island, übersetzt von Uta Haas), ISBN 3-8025-5046-3, Seite 49 (englische Originalausgabe 1985).
  10. Stefanie Zweig: Nirgendwo in Afrika. Autobiographischer Roman. Langen Müller, München 1995, ISBN 3-7844-2802-9, Seite 283 (Zitiert nach Google Books).
  11. Wikipedia-Artikel „Hängematte“ (Stabilversion) (Version vom 13. Oktober 2008)
  12. François Garde: Was mit dem weißen Wilden geschah. Roman. C.H. Beck, München 2014 (Originaltitel: Ce qu’il advint du sauvage blanc, übersetzt von Sylvia Spatz aus dem Französischen), ISBN 978-3-406-66304-8, Seite 175 (französische Originalausgabe 2012).
    Die Wortgruppe »weißen Wilden« ist im Titel kursiv gesetzt.
  13. Helga Schubert: Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten. Originalausgabe. 11. Auflage. dtv, München 2021, ISBN 978-3-423-28278-9, Seite 7.